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Montgomery u Stapleton 02 - Das Labor

Titel: Montgomery u Stapleton 02 - Das Labor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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abend Basketball spielen«, erklärte Jack. »Ein bißchen Bewegung würde mir guttun. Ich fühle mich total angespannt.«
    »Du willst um diese Uhrzeit noch Basketball spielen?« Auf dem Bürgersteig vor Willow and Heath trennten sich ihre Wege. Jack schwang sich auf seinen Drahtesel und radelte zunächst auf der Madison Avenue in Richtung Norden. Als er die 59th Street erreicht hatte, bog er in die Fifth Avenue, und dort begann auch schon der Central Park. Normalerweise trat Jack ziemlich kräftig in die Pedale, doch heute ließ er sich Zeit. Er dachte immer noch über die Unterhaltung mit Chet und den beiden Frauen nach. Es war das erste Mal gewesen, daß er seinen Verdacht in Worte gefaßt hatte, und jetzt war ihm plötzlich ein wenig mulmig zumute.
    Chet hatte ihm zu verstehen gegeben, daß er womöglich paranoid sei, und vielleicht hatte sein Kollege gar nicht so unrecht. Seitdem AmeriCare sich damals seine Praxis einverleibt hatte, hatte Jack stets das Gefühl gehabt, vom Tod verfolgt zu sein. Erst hatte er seine Familie verloren, und dann war er von schweren Depressionen geplagt worden, die sein eigenes Leben bedroht hatten. Als er schließlich Pathologe geworden war, hatte der Tod sogar Einzug in seinen Alltag gehalten. Und jetzt schien er ihn mit diesen mysteriösen Krankheitsausbrüchen zu foppen; indem er ihn mit immer neuen rätselhaften Details konfrontierte, schien er sich regelrecht über ihn lustig zu machen. Je tiefer er in den dunklen, verlassenen Park hineinfuhr, desto unheimlicher wurde ihm. Alles wirkte plötzlich düster und unheilvoll. Wo ihn am Morgen noch die Schönheit der Natur erfreut hatte, konnte er jetzt nur die gespenstischen Skelette kahler Bäume erkennen, die sich bedrückend gegen den fahlen Himmel abzeichneten. Sogar die sich im Hintergrund erhebende gezackte Skyline der Stadt wirkte jetzt unheimlich. Er trat kräftiger in die Pedale. Für einen Augenblick überkam ihn eine völlig irrationale Angst. Er wagte es nicht einmal mehr, sich umzusehen, weil er befürchtete, daß ihn dann irgend jemand anfallen würde.
    Er raste weiter, bis er eine einsame Straßenlaterne entdeckte. Im Lichtstrahl der Lampe bremste er und kam schleudernd zum Stehen. Er zwang sich, sich umzudrehen und seinem Verfolger ins Gesicht zu blicken. Doch da war niemand. Angestrengt starrte er in die Dunkelheit und suchte die entfernten Schatten ab; jetzt erst wurde ihm klar, daß die Bedrohung seinem eigenen Kopf entsprungen war. Es war wieder einmal diese schreckliche Niedergeschlagenheit, wie sie ihn nach dem Tod seiner Familie so lange gelähmt hatte.
    Ärgerlich fuhr er weiter. Seine kindische Angst war ihm regelrecht peinlich. Eigentlich hatte er geglaubt, seine Gefühle inzwischen im Griff zu haben, doch offenbar hatten ihm diese Krankheitsausbrüche heftiger zugesetzt, als er sich eingestehen wollte. Laurie hatte recht gehabt: Er steigerte sich einfach zu sehr in diese Geschichte hinein.
    Nachdem er sich seine Ängste eingestanden hatte, fühlte er sich zwar besser; doch der Park sah noch immer ziemlich finster aus. Etliche Leute hatten ihn schon gewarnt, wie gefährlich es sei, nachts hier entlangzufahren, doch Jack hatte die Ermahnungen immer in den Wind geschlagen. Jetzt fragte er sich zum erstenmal, ob er vielleicht wirklich verrückt war. Als er den Park schließlich verließ und die Central Park West erreichte, war ihm, als erwachte er aus einem Alptraum. Mit einem Schlag hatte er die düstere und menschenleere Einsamkeit hinter sich gelassen und war mitten in das Gewimmel unzähliger gelber Taxen eingetaucht, die alle in Richtung Norden brausten. Die Stadt war wieder lebendig geworden.
    Je weiter er nach Norden kam, desto verfallener wirkte die Umgebung. Oberhalb der 106th Street sahen die Häuser deutlich heruntergekommen aus. Einige waren sogar mit Brettern vernagelt und wirkten verlassen. Auf den Straßen türmte sich Müll, und überall streunten Hunde herum, die sich über umgekippte Mülleimer hermachten. An der 106th Street bog Jack links ab. Seine Nachbarschaft schien ihm auf einmal unglaublich deprimierend.
    Er bremste an dem Platz, auf dem er immer Basketball spielte, und klammerte sich an dem Maschendrahtzaun fest, der das Spielfeld von der Straße abgrenzte. Seine Füße ließ er in den Zehenkappen stecken. Wie er erwartet hatte, war der Platz ziemlich voll. Die Flutlichtlampen, die er gestiftet hatte, tauchten das Spielfeld in gleißendes Licht. Jack kannte die meisten Spieler. Auch

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