Montgomery u Stapleton 02 - Das Labor
stand auf. »Wer bezahlt euch für diesen Job?« fragte Jack. Twin zog die Augenbrauen hoch und lachte. »Es wäre nicht gerade fein, wenn ich dir das jetzt erzählen würde. Aber immerhin hast du den Mumm, überhaupt nachzufragen.« Als Jack zu einer weiteren Frage ansetzen wollte, hieb Twin ihm die Faust ins Gesicht. Unter der Wucht des Kinnhakens taumelte Jack zurück und fiel wie ein schlaffer Sack auf den Boden. Alles um ihn herum verschwamm. Kurz bevor er ohnmächtig wurde, merkte er noch, wie ihm die Brieftasche aus der Hose gezogen wurde. Gedämpftes Gelächter drang an sein Ohr. Dann verpaßte ihm jemand einen Tritt in den Magen, und er fiel tief in ein schwarzes Loch.
20. Kapitel
Freitag, 22. März 1996, 23.45 Uhr
Als Jack zu sich kam, war ihm, als sei in seinem Kopf ein Wecker eingebaut, der unaufhörlich klingelte. Langsam öffnete er die Augen. Er starrte direkt in die Deckenlampe und überlegte kurz, was in aller Welt er auf dem Küchenfußboden machte. Er versuchte, sich aufzurichten, doch der stechende Schmerz in seinem Kiefer zwang ihn, sich sofort wieder hinzulegen. Erst jetzt wurde ihm bewußt, daß das stetige Klingeln gar nicht aus seinem Kopf kam; es war das Telefon, das über ihm an der Wand ging und ihn aus seiner Ohnmacht erweckt hatte.
Er rollte sich auf den Bauch. Aus dieser Position hievte er sich mit Mühe auf die Knie. Er war noch nie k.o. geschlagen worden und konnte kaum glauben, wie schwach er sich fühlte. Vorsichtig betastete er sein Kinn. Zum Glück deuteten keine zackigen Kanten auf gebrochene Knochen hin. Dann strich er vorsichtig über seinen unwohlen Bauch. Da er dort weniger Schmerzen spürte als im Kiefer, nahm er an, daß er keine inneren Verletzungen hatte.
Das Telefon klingelte unaufhörlich weiter. Schließlich gelang es ihm, den Hörer von der Gabel zu nehmen. Während er sich mit einem kurzen ›Hallo‹ meldete, stützte er sich mit dem Rücken am Küchenschrank ab und ließ sich langsam wieder auf den Boden gleiten. Seine Stimme klang so fremd, daß er sich selbst kaum wiedererkannte.
»Oh, das tut mir leid«, rief Terese, als sie seine Stimme hörte. »Ich habe Sie geweckt. So spät hätte ich wirklich nicht mehr anrufen dürfen.«
»Wieviel Uhr ist es?« fragte Jack.
»Kurz vor Mitternacht«, erwiderte Terese. »Wir arbeiten immer noch auf Hochtouren; da vergißt man schon mal, daß andere Leute zu normalen Zeiten schlafen gehen. Ich wollte Sie nur fragen, ob Sie mir noch etwas mehr über die Sterilisation von Instrumenten erzählen können. Aber das kann auch bis morgen warten. Es tut mir wirklich leid, daß ich Sie geweckt habe.«
»Ich war noch gar nicht im Bett«, erklärte Jack. »Ich lag bis vor ein paar Sekunden bewußtlos auf dem Boden.«
»Soll das ein Witz sein?«
»Schön wär’s«, sagte Jack. »Als ich nach Hause kam, war meine Wohnung auf den Kopf gestellt, und dummerweise waren die Einbrecher noch da. Zu allem Übel haben sie mich dann auch noch zusammengeschlagen.«
»Sind Sie verletzt?« fragte Terese besorgt. »Nein, ich bin okay«, erwiderte Jack. »Aber ich fürchte, sie haben mir ein Stück Zahn rausgeschlagen.«
»Waren Sie wirklich bewußtlos?« hakte Terese nach. »Ich fürchte, ja«, antwortete Jack. »Mir ist immer noch ganz flau.«
»Jetzt passen Sie mal auf«, sagte Terese entschlossen. »Sie rufen jetzt die Polizei an, und ich mache mich unverzüglich auf den Weg zu Ihnen.«
»Mal ganz mit der Ruhe«, entgegnete Jack. »Die Polizei kann doch sowieso nichts machen. Die vier Typen, die meine Bude auf den Kopf gestellt haben, waren Gangmitglieder, und von denen gibt es in der Stadt ungefähr eine Million.«
»Das ist mir egal«, sagte Terese. »Ich bestehe darauf, daß Sie die Polizei benachrichtigen. In einer Viertelstunde bin ich bei Ihnen.«
»Terese, ich bitte Sie.« Jack wollte sie umstimmen, doch er wußte, daß ihm das nicht gelingen würde. »Ich wohne nicht gerade in der besten Gegend. Es ist wirklich nicht nötig, daß Sie herkommen. Ich bin soweit in Ordnung. Ehrlich!«
»Kommen Sie mir bloß nicht mit irgendwelchen Ausreden. Sie rufen sofort die Polizei an. Bis gleich.« Und damit war die Leitung tot.
Ergeben wählte Jack die Nummer der Polizei und erstattete Anzeige. Als man ihn fragte, ob er noch in Gefahr sei, verneinte er. Der Beamte versprach ihm, so schnell wie möglich einen Streifenwagen vorbeizuschicken.
Vorsichtig richtete Jack sich auf und ging auf wackligen Beinen ins Wohnzimmer. Sein
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