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MoR 01 - Die Macht und die Liebe

MoR 01 - Die Macht und die Liebe

Titel: MoR 01 - Die Macht und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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über den Unmut seiner zukünftigen Schwiegermutter, die fast zwei Jahre jünger war als er, hinwegsehen konnte. Er würde Marcia beweisen, daß der alternde Bauer aus der Provinz Julia glücklich machen konnte.
    »Ich habe ihn um die Mitgift gebeten, Mama«, sagte Julia. »Wir haben alles besprochen.«
    Marcia sah Marius verlegen an. »Darauf habe ich gedrängt, nicht meine Tochter - oder mein Mann.«
    »Ich verstehe«, sagte er freundlich.
    »Du warst außerordentlich großzügig, Gaius Marius. Wir danken dir.«
    »Ich muß dir widersprechen, Marcia. Ihr wart außerordentlich großzügig. Julia ist eine Perle, die nicht mit Geld aufzuwiegen ist.«
    Diese letzten Worte gingen Gaius Marius nicht aus dem Kopf. Als er kurze Zeit später Caesars Haus verließ, lenkte er deshalb seine Schritte am Fuß der Vesta-Treppe nicht nach links, zu seinem Haus, sondern nach rechts, an dem hübschen, kleinen, runden Tempel vorbei und den engen Weg zwischen der Regia und dem Domus Publicus hindurch. Er kam auf der Via Sacra heraus, die hier anstieg und Clivus Sacer genannt wurde. Rasch stieg er den Clivus Sacer hinauf, denn er wollte den Porticus Margaritaria erreichen, bevor die Händler alle gegangen waren. In den hohen, luftigen Arkaden, die den rechteckigen Platz säumten, waren die besten Juweliere der Stadt zu Hause.
    Marius wollte eine Perle für Julia kaufen, und wie jeder Römer wußte er genau, wohin er dazu gehen mußte: zum Geschäft des Fabricius Margarita. Marcus Fabricius verkaufte ganz besondere Perlen. Der erste Marcus Fabricius hatte phantastische Erzählungen über wunderbare Perlen gehört, die es in Ägypten und Arabia Nabataea geben sollte. Wie ein Spürhund hatte er sich auf die Suche gemacht - und war fündig geworden. Zuerst hatte er nur enttäuschend kleine und unregelmäßig geformte Perlen gefunden, aber sie besaßen bereits jenes charakteristische, cremige Weiß. Sie stammten aus dem Roten Meer. Nach und nach entdeckte er Perlenvorkommen in den indischen Meeren und vor Ceylon. Ungefähr zu dieser Zeit hatte er sich den Beinamen Margarita gegeben und sein Monopol im Handel mit diesen besonderen Perlen begründet. Heute, zur Amtszeit der Konsuln Marcus Minucius Rufus und Spurius Postumius Albinus, war sein Enkel so gut sortiert, daß ein reicher Mann sicher sein konnte, in seinem Geschäft jederzeit eine passende Perle zu finden.
    Selbstverständlich hatte Fabricius Margarita auch für Marius die passende Perle auf Lager, Marius nahm sie jedoch nicht mit nach Hause. Er wollte diese vollkommen geformte, erbsengroße Perle, in der sich das Mondlicht zu spiegeln schien, zusammen mit anderen, kleineren Perlen auf ein Halsband aus massivem Gold aufziehen lassen, was einige Tage dauern würde. Er spürte einen ihm völlig neuen Drang, einer Frau kostbare Geschenke zu machen. Die Erinnerung an den Kuß und an Julias Bereitschaft, seine Braut zu werden, ließ ihn nicht mehr los. Allein der Gedanke, daß er so ein Herz, so rein, so jung, so edel wie das Julias besitzen würde, erfüllte ihn mit einem Gefühl der Dankbarkeit. Julia war seine Perle, und sie war nicht mit Geld aufzuwiegen. Perlen, diese Tränen, die der ferne, tropische Mond in die Tiefe des Ozeans fallen ließ und die auf dem Weg in die Tiefe zu Stein gefroren - diese Perlen gehörten seiner Julia.
    Natürlich war Grania zu Hause. Grania ging nie aus. Tagtäglich wartete sie von der neunten Stunde an, ob ihr Mann zum Essen nach Hause kommen würde. Immer wieder zögerte sie das Essen um ein paar Minuten hinaus und trieb damit ihren Koch zur Verzweiflung, und allzu häufig endete es damit, daß sie unter Tränen ein einsames Mahl zu sich nahm.
    Die kulinarischen Meisterstücke, die der Koch in der Küche vollbrachte, waren immer vergeblich, egal ob Marius auswärts oder zu Hause speiste. Grania hatte ein Vermögen für den Koch ausgegeben, und seine Leistungen hätten den verwöhntesten Epikureer in Ekstase versetzen können. Aß Marius tatsächlich einmal zu Hause, wurden die üppigsten Gerichte aufgetragen: mit Gänseleberpastete gefüllte Schlafmäuse, kleine, unvorstellbar delikate Vögel, exotische Gemüse und aromatische Soßen, die Marius’ Zunge und Magen, wenngleich nicht seine Geldbörse, überforderten. Marius war wie die meisten Soldaten mit einem Stück Brot und einer Schale Erbsensuppe mit Speck zufrieden. Das Essen war ihm nur als Brennstoff für den Körper wichtig, nicht als Genuß. Grania hatte dies nach all den Jahren ihrer Ehe

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