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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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lasse ich mich zum Konsul wählen. Wer aber soll an meiner Seite amtieren? Wer in dieser verfluchten Stadt kann mir den Rücken freihalten, anstatt mich mit Problemen zu belasten? Im Frühjahr werden wir Krieg haben, das steht außer Zweifel. Sulla ist es in letzter Zeit schlecht gegangen, aber was mir an Nachrichten zugetragen wird, deutet darauf hin, daß er inzwischen den kommenden Feldzügen in Hochstimmung entgegenfiebert.«
    »Seine Krankheit war nicht der einzige Grund, warum er es im letzten Jahr hat schleifen lassen«, sagte Brutus. »Mir kam das Gerücht zu Ohren, Sulla habe sich nur zurückgehalten, um Rom die Möglichkeit zu bieten, ohne Krieg zu kapitulieren.«
    »Dann hat er sich umsonst zurückgehalten!« rief Carbo wütend aus. »Ach, genug der Spekulationen! Wen soll ich an meiner Seite zum Konsul nehmen?«
    »Fällt dir kein einziger Name ein?«
    »Kein einziger! Ich brauche jemanden, der die Massen zu begeistern vermag, der die jungen Männer dazu bewegen kann, sich in die Listen einzutragen, und der in den Alten den Wunsch wachruft, jung genug zu sein, sich in die Listen eintragen zu können. Ein Mann wie Sertorius. Aber der hat dein Angebot ja rundweg abgelehnt.«
    »Was hältst du von Marcus Marius Gratidianus?«
    »Er ist ein adoptierter Marius, das genügt nicht. Ich wollte Sertorius, weil er vom Blut her ein Marius ist.«
    Schweigen machte sich breit, aber kein hilfloses, sondern ein spannungsgeladenes Schweigen. Servilia, die hörte, wie ihr Mann geräuschvoll einatmete, erstarrte zu absoluter Reglosigkeit. Brutus’ nächste Worte wollte sie um keinen Preis verpassen.
    »Wenn du unbedingt einen Marius willst«, sagte er langsam, »warum dann nicht den jungen Marius?«
    Erneutes Schweigen, diesmal von der verblüfften Art. Dann Carbos Antwort: »Unmöglich! Beim Pollux, Brutus, er hat kaum die Zwanzig überschritten!«
    »Er ist sechsundzwanzig, um genau zu sein.«
    »Vier Jahre zu jung für den Senat.«
    »Es gibt trotz der lex Villia annalis kein gesetzlich festgelegtes Mindestalter. Ich schlage also vor, daß du ihn unverzüglich zum Senator ernennen läßt.«
    »Aber er hat nicht das Format seines Vaters!« protestierte Carbo.
    »Ist das von Belang? Ist es das, Gnaeus Papirius? Wirklich? Ich gebe zu, in Sertorius hättest du den idealen Abkömmling aus der Familie des Marius gefunden. Kein Römer versteht sich besser als er darauf, Soldaten zu führen, niemand wird von ihnen mehr verehrt. Aber da Sertorius sich weigert, wer bleibt uns denn noch außer dem jungen Marius?«
    »Ja, die Männer würden sich bestimmt in Scharen in die Listen eintragen«, sagte Carbo mit schwärmerischer Stimme.
    »Und für ihn kämpfen wie die Spartaner für Leonidas.«
    »Denkst du, daß er es tun würde?«
    »Er würde es zumindest versuchen.«
    »Heißt das, daß er bereits den Wunsch geäußert hat, Konsul zu werden?«
    »Nein, Carbo, natürlich nicht.« Brutus lachte, etwas, was bei ihm nicht oft vorkam. »Obwohl er ziemlich eitel ist, mangelt es ihm doch an Ehrgeiz. Ich bin überzeugt, daß er die Chance ergreift, wenn du zu ihm gehst und sie ihm bietest. Bisher hat sich ihm noch keine Möglichkeit eröffnet, seinem Vater nachzueifern. Und was du ihm anbietest, versetzt ihn in die Lage, seinen Vater zumindest in einer Hinsicht zu überflügeln. Gaius Marius ist erst spät zu seinem ersten Amt gekommen, der junge Marius aber wird in einem jüngeren Alter zum Konsul gewählt als selbst Scipio Africanus. Egal wie er sich schlägt, allein schon diese Tatsache wird ihm zum Ruhm gereichen.«
    »Wenn er sich nur halb so gut schlägt wie Scipio Africanus, dann hat Rom von Sulla nichts zu befürchten.«
    »Hoffe nicht auf einen Scipio Africanus in dem jungen Marius«, warnte Brutus. »Alles, was jenem einfiel, um den Konsul Cato vor einer Niederlage zu bewahren, war, ihm eine Klinge in den Rücken zu stoßen.«
    Carbo lachte, er tat dies oft. »Nun, zum Glück für Cinna immerhin! Der alte Marius hat ihm ein Vermögen gezahlt, damit er ihn nicht wegen Mordes anklagte.«
    »Genau«, sagte Brutus, und seine Stimme klang ernst. »Dieser Vorfall sollte dir zeigen, worauf du achten mußt, wenn der junge Marius neben dir Konsul sein wird.«
    »Ihm nicht meinen Rücken zuzuwenden?«
    »Nein, ihm nicht deine besten Truppen anzuvertrauen. Zuerst soll er beweisen, daß er sich auf die Führung von Soldaten versteht.«
    Als Stühle gerückt wurden, sprang Servilia hastig auf. Sie floh in die Wärme ihres Arbeitszimmers, wo

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