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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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erfolgreiche Prostituierte der Venus Erucina gaben — die Einkünfte aus diesen und vielen anderen Opfern wurden darauf verwendet, Carbos Feldzug zu finanzieren. Auch ungemünztes Gold und Silber und aus Edelmetallen gefertigte Geschenke an die Götter der Tempel wurden teilweise eingeschmolzen.
    Der stammelnde Prätor Quintus Antonius Balbus erhielt die Aufgabe, neue Münzen zu prägen und die alten aus dem Verkehr zu ziehen. Egal, wie viele Römer Carbos Vorgehen für ein Sakrileg halten mochten, der Ertrag war schwindelerregend hoch gewesen und hatte es Carbo erlaubt, dem jungen Marius die Befehlsgewalt über Rom und den Feldzug im Süden zu übertragen und ruhigen Gewissens nach Ariminum weiterzuziehen.
    Ohne es zu wissen, teilten Sulla und Carbo eine Überzeugung. Beide hatten gelobt, Italien in diesem Krieg nicht zu verwüsten. Jeder Bissen Nahrung für die Soldaten und jedes Fuder Heu für die Tiere, die an den Kämpfen beteiligt waren, wurde bezahlt, und ihre Armeen waren angewiesen worden, so wenig Land wie nur möglich niederzutrampeln. Der Bundesgenossenkrieg hatte das Land an den Rand des Untergangs gebracht, und Sulla und Carbo wußten, daß das Land einen weiteren, ähnlich geführten Krieg nicht überstehen würde.
    Beiden war auch bewußt, daß der Krieg zwischen ihnen in den Augen der einfachen Menschen keinen edlen Zweck verfolgte und auch nicht wegen unterschiedlicher Überzeugungen geführt wurde, wie das noch im Bundesgenossenkrieg der Fall gewesen war. Damals hatten die italischen Völker in ihrem Unabhängigkeitsdrang gegen Rom gekämpft, das wiederum die aufständischen Völker in seiner Abhängigkeit hatte halten wollen. Worum aber ging es bei dem jetzigen Konflikt wirklich? Doch nur darum, ob der Herrscher über Rom am Ende Sulla oder Carbo heißen würde. Sie mochten den Leuten vorgaukeln, was sie wollten, keiner von beiden konnte diese Tatsache vertuschen und das römische und italische Volk an der Nase herumführen. Es war deshalb nicht möglich und ratsam, dem Land allzu große Bürden aufzulasten oder die Prosperität der römischen und italischen Gemeinschaften zu vermindern.
    Sulla borgte sich die nötigen Mittel von seinen Soldaten, und Carbo, dem diese Möglichkeit nicht offenstand, belieh die Götter. Und wie ein dunkler Schatten lastete ein Gedanke auf beiden Männern: Wie sollten sie, wenn der Krieg erst einmal vorüber war, diese Schulden jemals begleichen?

Der junge Marius verschwendete keine Sekunde an solche Überlegungen. Als Sohn eines sagenhaft reichen Mannes hatte er es nie nötig gehabt, sich um Geld zu sorgen; sei es das Geld, sich irgendeinen kostspieligen Wunsch zu erfüllen, oder das Geld, um seine Legionen zu bezahlen. Wenn der alte Gaius Marius jemals mit jemandem über die finanziellen Aspekte der Kriegführung gesprochen hatte, dann mit dem jungen Caesar während der Monate, die er dem alten Mann geholfen hatte, sich von seinem zweiten Schlaganfall zu erholen. Mit seinem Sohn hatte er sich so gut wie nie unterhalten, denn zu der Zeit, da Gaius Marius seinen Sohn nötig gehabt hätte, hatte der junge Marius bereits ein Alter erreicht, in dem die Vergnügungen Roms ihn mehr lockten als die Hilfsbedürftigkeit seines Vaters. So kam es, daß Gaius Marius den Großteil seiner Lebensweisheiten Caesar anvertraute. Und Caesar hatte begierig einen Schatz an Wissen in sich aufgesogen, dessen größter Teil mit seiner Ernennung zum Jupiterpriester jedoch mehr als wertlos geworden war.
    Mitte März erreichte das Tauwetter auch Rom. Der junge Marius und seine Legaten verließen die Stadt und schlugen ihr Lager in der Nähe des Dörfchens Ad Pictas an der Via Labicana auf, einer Nebenstraße, die das Albanergebirge umging und sich wieder mit der Via Latina vereinte. Auf einer Ebene nahe dem Städtchen Sacriportus kampierten seit dem frühen Winter acht Legionen etrurischer und umbrischer Freiwilliger; sie hatten in hartem Drill, soweit es die Kälte eben zugelassen hatte, das Kriegshandwerk erlernt. Ihre Zenturionen waren allesamt Veteranen und geübte Zuchtmeister aus dem Heer des Marius. Und doch stand Marius, der gegen Ende März das Lager erreichte, vor einer Armee unerfahrener Bauernburschen. Nicht daß er besorgt gewesen wäre; im Gegenteil, er war davon überzeugt, daß auch noch der unerfahrenste Legionär genauso unermüdlich und tapfer für ihn kämpfen würde, wie die schlachterprobten Soldaten seines Vaters für ihn gefochten hatten. Mit ungetrübter Zuversicht

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