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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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wie die Tränen wieder in ihm aufwallten. »Nein, ich bin nicht tot! Aber, o ihr Götter, wie sehr wünschte ich, ich wäre es!«

Gegen Ende Juni verließ Sulla mit seinen fünf Legionen und den drei Legionen Scipios Clusium. Grund dafür waren die Nachrichten über ein heranrückendes samnitisches Heer. Sulla wollte die nähere Umgebung von Praeneste erreichen und seine Truppen in Stellung bringen, bevor die feindliche Streitmacht dem jungen Marius zu Hilfe eilen konnte. Das Kommando über die zurückbleibenden Truppen hatte er Pompeius übertragen, eine Entscheidung, welche die anderen Legaten nicht gerade mit Jubel begrüßt hatten. Aber da sie alle Sulla nur zu gut kannten, wagte keiner, sein Wort gegen ihn zu erheben und Pompeius’ Ernennung anzufechten.
    »Ich will, daß du hier aufräumst«, hatte er zu Pompeius gesagt. »Sie sind dir zwar zahlenmäßig überlegen, aber völlig demoralisiert. Wenn sie erst herausfinden, daß ich abgezogen bin, werden sie dich zum Kampf herausfordern. Achte vor allem auf Brutus Damasippus, er ist der Fähigste von allen. Crassus soll sich Marcus Censorinus vornehmen. Torquatus wird sich gegen Carrinas schon behaupten.«
    »Und was ist mit Carbo?«
    »Carbo kannst du vergessen. Er überläßt alles seinen Legaten. Aber trödle nicht zu lange herum, Pompeius. Ich habe noch mehr zu tun für dich.«
    Nach Pompeius’ Ernennung war es keine Überraschung, daß Sulla seine hohen Legaten mit sich nahm. Weder Vatia noch der ältere Dolabella hätten die Schmach ertragen, Befehle von einem Dreiundzwanzigjährigen entgegenzunehmen.
    Sulla, dessen Späher die Gegend diesseits von Rom genaue- stens ausgekundschaftet hatten, hatte einen detaillierten Plan ausgearbeitet. Zwar waren die Via Praenestina und die Via Labicana seit Ofellas Mauerbau unpassierbar, aber die Via Latina und die Via Appia waren noch immer offen und verbanden Rom und den Norden des Landes mit der Campania und dem Süden. Wer den Krieg für sich entscheiden wollte, mußte die Verbindungsstraße zwischen Rom und dem Süden in seine Hände bekommen. Etruria war ausgeblutet, im Süden aber konnten Samnium und Lucanien noch viele kampffähige Männer und große Mengen an Verpflegung aufbringen.
    Die Landschaft zwischen Rom und der Campania war ziemlich unzugänglich. An der Küste lagen die pontinischen Sümpfe, durch welche die moskitoverseuchte Via Appia schnurgerade auf Rom zuführte, bis sie kurz vor der Stadt auf das Albanergebirge traf. Dieses vor Urzeiten von einem Vulkan aufgeschüttete Gebirge ragte hoch über das eigentliche Schwemmland der latinischen Ebene. Das Albanergebirge erhob sich zwischen der Via Appia und der weiter landeinwärts verlaufenden Via Latina. Südlich davon verlief ein weiterer Höhenzug zwischen der Via Appia und der Via Latina, so daß es von der Campania bis kurz vor Rom keine Querverbindung zwischen diesen beiden wichtigen Straßen gab. Für Truppenbewegungen wurde fast immer die mehr im Landesinneren verlaufende Via Latina bevorzugt, da viele Männer krank wurden, wenn sie auf der Via Appia durch die Sümpfe ziehen mußten.
    Aus diesem Grund ließ sich Sulla an der Via Latina nieder, achtete jedoch darauf, einen Ort auszuwählen, von dem aus er mit seinen Truppen in kürzester Zeit die Via Appia erreichen konnte. Beide Straßen mußten Ausläufer des Albanergebirges überwinden. Die Via Latina folgte einer Schlucht, die den östlichen Steilabbruch des Albanergebirges durchbrach und weiter auf relativ ebenem Grund zwischen dem höher gelegenen Land zur Rechten und dem Albanerberg zur Linken bis nach Rom verlief. An der Stelle, an der sich die Schlucht zum Albanerberg hin öffnete, zweigte eine kleine, nach Westen führende Straße ab, die sich um den Albanerberg herumwand und nahe dem heiligen Nemi-See mit seinem Tempelbezirk auf die Via Appia traf.
    An diesem Engpaß der Via Latina setzte sich Sulla fest. An beiden Enden der Schlucht ließ er aus Tuffblöcken riesige Verteidigungsanlagen errichten, die auch die Abzweigung der zum Nemi-See und weiter zur Via Appia führenden Nebenstraße einschlossen. Über diese Straße wollte Sulla später die Versorgungsmittel für die Besatzungstruppen heranschaffen lassen. Sulla hatte damit die einzige Stelle auf der Via Latina in seiner Hand, die es ihm erlaubte, jeglichen Verkehr in beiden Richtungen zu unterbrechen. Nachdem die Befestigungsanlagen an der Via Latina innerhalb kürzester Zeit hochgezogen waren, postierte Sulla Wachen an der Via

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