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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Appia. So verhinderte er, daß sich feindliche Truppen an ihm vorbei nach Rom oder von Rom in Richtung Campania schleichen konnten.

    Zu der Zeit, da die vereinten samnitischen, lucanischen und campanischen Streitmächte Sacriportus erreichten, wurden sie trotz ihrer zusammengewürfelten Herkunft — inzwischen hatten sich auch noch die Überreste der von Pompeius und Crassus besiegten Legionen dieser großen, gutgeführten Armee angeschlossen — als »Samniter« bezeichnet. Hinter Sacriportus folgten sie der Via Labicana, mußten aber bald feststellen, daß Ofella sich inzwischen hinter einer zweiten Befestigungslinie verschanzt hatte. Pontinus Telesinus, Marcus Lamponius und Tiberius Gutta ritten jeden Zoll der Befestigungsanlagen ab, konnten aber keinen Schwachpunkt erkennen. Genauso undenkbar war es aber auch, mit siebzigtausend Mann ohne genaues Ziel durch das Hinterland zu ziehen.
    Praeneste, das auf dem Höhenzug über ihnen in der Sonne glitzerte, hätte ebensogut jenseits der Gärten der Hesperiden liegen können. So wurde ein Kriegsrat einberufen und eine neue Taktik beschlossen. Die einzige Möglichkeit, Ofella hinter seinen Mauern hervorzulocken, bestand darin, Rom selbst anzugreifen. Und der einzige Weg nach Rom führte über die Via Latina.
    Also kehrte die samnitische Streitmacht nach Sacriportus zurück und folgte von dort aus der Via Appia nach Rom. Schon nach kurzer Zeit stießen sie auf die hochaufragenden Wälle, hinter denen Sulla sich verschanzt hatte und mit denen er die Straße beherrschte. Da Sullas Position verwundbarer erschien als die Ofellas, entschloß sich die samnitische Armee zum Angriff. Immer und immer wieder rannten sie die Befestigungen an, hinter denen Sulla saß und ebenso laut über sie lachte wie zuvor schon Ofella. Doch alle Anstürme wurden abgewehrt.
    Da erreichte die Samniter eine Nachricht, die gleichzeitig Jubel und Niedergeschlagenheit auslöste. Die bei Clusium zurückgebliebene Armee war ausgezogen und hatte Pompeius angegriffen. Daß sie dabei eine völlige Niederlage einstecken mußte, war niederschmetternd, kümmerte die Samniter jedoch wenig, verglichen mit der Tatsache, daß die etwa zwanzigtausend überlebenden Soldaten unter dem Kommando von Censorinus, Carrinas und Brutus Damasippus jetzt auf dem Weg nach Süden waren. Carbo selbst war verschwunden, aber Brutus Damasippus hatte in einem Brief an Pontius Telesinus gelobt, den Kampf fortzuführen. Wenn sie Sulla gleichzeitig von beiden Seiten angriffen, dann würde er fallen, mußte er fallen!
    »Sollen sie sich ruhig die Köpfe einrennen«, sagte Sulla zu Pompeius, den er nach seinem Sieg bei Clusium zu sich gerufen hatte. »Und wenn sie die Berge des Pelion auf die Gipfel des Ossa häufen, mich werden sie nicht von hier vertreiben. Diese Stelle ist wie geschaffen für die Verteidigung. Unangreifbar, unbezwingbar.«
    »Ich frage mich nur, warum du, wenn du dir so sicher bist, mich überhaupt hierher bestellt hast?« Pompeius’ Stolz darüber, von Sulla zur Hilfe gerufen worden zu sein, verflüchtigte sich zusehends.
    Die Schlacht bei Clusium war kurz und grausam gewesen. Viele Feinde starben, noch mehr gerieten in Gefangenschaft, und diejenigen, denen die Flucht gelang, verdankten das weniger ihrem Kampfesmut als vielmehr der Umsicht der Männer, die ihre Flucht anführten. So befanden sich zu Pompeius’ großer Enttäuschung auch keine Legaten unter den Gefangenen. Von Carbos Desertion erfuhren Pompeius’ Männer erst nach der Schlacht. Mit Tränen in den Augen und voller Bitterkeit hatten die gefangenen Legionäre, Zenturionen und Tribunen von der mitternächtlichen Flucht, von dem unfaßbaren Verrat berichtet.
    Wenig später hatte Pompeius hocherfreut vernommen, daß Sulla ihn zu sehen wünsche. Sechs Legionen und tausend Pferde sollte er mitbringen. Daß Varro ihn begleitete, verstand sich von selbst, Crassus und Torquatus allerdings sollten in Clusium bleiben. Wozu aber, so fragte sich Pompeius, brauchte Sulla noch mehr Soldaten in einem Lager, das jetzt schon aus allen Nähten platzte? Pompeius’ Legionen waren angewiesen worden, am Ufer des Nemi-Sees haltzumachen, in unmittelbarer Nähe der Via Appia.
    »Oh, ich brauche dich nicht hier.« Sulla legte seine Arme auf die Brüstung eines Beobachtungsturms, der sich über die Befestigungsanlagen erhob, und blinzelte angestrengt in die Richtung von Rom. Die Krankheit hatte sein Sehvermögen beeinträchtigt, obgleich er sich das nur ungern eingestand.

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