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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Lügner, ohne Prinzipien und Moral. Trotzdem, für ihn stand in diesem Krieg am meisten auf dem Spiel. Vatia und Dolabella würde eine Niederlage wenig kümmern, sie verfügten in Rom über ausreichend Einfluß. Torquatus war zwar ein treuer Gefolgsmann, aber kein Führer.
    »Wir werden in zwei Abteilungen zu je vier Legionen marschieren«, sagte er und klatschte mit den Händen auf die Schenkel. »Ich behalte mir zwar das Oberkommando vor, befehlige aber selbst keine der beiden Abteilungen. In Ermangelung besserer Namen nenne ich sie linker und rechter Flügel. Falls ich vor unserer Ankunft keine neuen Anweisungen erteile, werden wir so auch kämpfen, mit einem linken und einem rechten Flügel. Ohne Zentrum, dafür fehlen uns die Männer. Vatia, du übernimmst mit Dolabella als Stellvertreter das Kommando über den linken Flügel und du, Crassus, mit Torquatus als Stellvertreter den rechten Flügel.«
    Während Sulla sprach, ruhten seine Augen auf Dolabella, sahen die Wut und den Zorn in ihm aufsteigen. Marcus Crassus brauchte er erst gar nicht anzusehen, er würde seine Gefühle sowieso nicht zeigen.
    »So lautet meine Entscheidung«, sagte er mit harter Stimme. Ohne Zähne fiel es ihm schwer, die Worte richtig auszusprechen, und es klang, als spucke er sie aus. »Ich habe keine Zeit für große Diskussionen. Ihr habt euch für mich entschieden und mir die oberste Entscheidungsgewalt übertragen. Also tut jetzt, was ich euch befohlen habe! Ich verlange nicht mehr von euch, als daß ihr so kämpft, wie ich es euch sage. Das war alles, jetzt könnt ihr gehen.«
    Dolabella trat von der Tür zurück und ließ die anderen drei vorausgehen. Dann wandte er sich um und sagte: »Auf ein Wort unter vier Augen, Lucius Cornelius.«
    »Wenn du es kurz machst.«
    Obwohl Dolabella ein Cornelius und entfernt mit Sulla verwandt war, gehörte er keiner dieser weitläufigen Familien an, die sich im Laufe der Zeit den Glanz erworben hatten, wie er von den Namen Scipio oder Sulla ausstrahlte. Wenn er etwas mit seinen Namensvettern gemein hatte, dann sein uneinnehmendes Äußeres — seine Wangen waren eingefallen, seine Augen standen etwas zu dicht beisammen, und ganz allgemein war ihm ein mißmutiger Gesichtsausdruck eigen. Ehrgeizig und mit dem Ruf der Lasterhaftigkeit versehen, setzten er und sein Bruder, der jüngere Dolabella, alles daran, ihren Zweig der Familie mit Ruhm zu bedecken.
    »Ich könnte dich vernichten, Sulla«, sagte Dolabella. »Es liegt in meiner Hand, ob du den morgigen Kampf gewinnst oder verlierst. Wie du dir sicherlich vorstellen kannst, könnte ich die Seiten so schnell wechseln, daß die Samniter glauben würden, ich hätte schon immer auf ihrer Seite gestanden.« Dolabella machte eine Pause, um zu sehen, wie Sulla seine Drohung nahm.
    »Bitte, fahr fort«, sagte Sulla mit ausgesuchter Freundlichkeit.
    »Ich bin jedoch bereit, mich mit deiner Entscheidung, mir Marcus Crassus vorzuziehen, abzufinden. Unter einer Bedingung.«
    »Und die wäre?«
    »Daß ich nächstes Jahr Konsul werde.«
    »Gemacht!« antwortete Sulla unverändert freundlich.
    »Was? Du bist nicht verärgert?« Dolabella blinzelte ungläubig.
    »Nichts kann mich mehr ärgern, mein lieber Dolabella«, antwortete Sulla und geleitete seinen Legaten zur Tür. »Um ehrlich zu sein, zur Zeit kümmert es mich herzlich wenig, wer nächstes Jahr Konsul sein wird. Was mich beschäftigt, ist, wer in der bevorstehenden Schlacht das Kommando führt. Und wie ich sehe, habe ich recht damit getan, dir Marcus Crassus vorzuziehen. Gute Nacht.«

    Die siebenhundert Reiter unter Octavius Balbus erreichten am Vormittag des nächsten Tages Pompeius Strabos altes Lager. Selbst wenn Balbus es gewollt hätte, er und seine Männer konnten noch nichts unternehmen. Ihre Pferde waren von dem schnellen Ritt so erschöpft, daß sie mit hängenden Köpfen, schweißnassen Flanken und schäumenden Mäulern dastanden und am ganzen Leib zitterten. Die Reiter standen neben ihren Pferden und versuchten sie aufzumuntern, indem sie das Gurtzeug lockerten und mit sanften Stimmen auf sie einsprachen. Vorsichtshalber hatte Balbus seine Männer ein gutes Stück vor dem feindlichen Lager Stellung beziehen lassen — sollten die Samniter ruhig denken, seine Streitmacht stehe zum Angriff bereit. Nach einer kurzen Verschnaufpause stellten sich die Reitersoldaten in einer Angriffsformation auf. Eine Schwadron reckte ihre Lanzen in die Höhe, während die Offiziere vorgaben, einer hinter ihnen

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