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Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastian Zach , Matthias Bauer
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Nach einer lang gezogenen Kurve blieben sie wie angewurzelt stehen: Aus dem Wald vor ihnen quoll dicker Rauch, der süßliche Geruch von verbranntem Fleisch raubte ihnen fast den Atem.
    Schlagartig wurde Johann bewusst, dass sie zu spät gekommen waren.
    Elisabeth.
    Er schlug die Sporen in die Flanken seines Pferdes, das sich wiehernd aufbäumte und dann in Richtung der Rauchsäule in den dichten Wald preschte.
    XXV
    Dicht an seinen Rappen gepresst galoppierte Johann durch den Wald. Das Tier wich Hindernissen geschickt aus und sprang über unwegsames Unterholz. Äste peitschten Johann ins Gesicht, aber das war ihm einerlei, es zählte nur, nicht aus dem Sattel gefegt zu werden.
    Die Sicht war gleich null, aber der süßliche Geruch wurde immer intensiver.
    Elisabeth.
    Er wollte daran glauben, gerade noch rechtzeitig zu kommen, er musste daran glauben. Das Gefühl in seinem Magen verhieß anderes, es glich dem, was er empfunden hatte, als die Zille die Donau hinabgefahren war und ihn mit jedem Augenblick mehr von Elisabeth getrennt hatte.
    Aber heute nicht, heute würde er – das Astwerk riss auf, eine Lichtung blendete ihn. Er zog an den Zügeln, brachte sein Pferd zum Stehen und sah sich um.
    Der Boden unter ihm war schlammig und aufgewühlt, tiefe Rinnen von schweren Rädern durchschnitten den Matsch, Stiefelspuren verliefen schier wahllos und bildeten ein chaotisches Muster. Trümmerstücke lagen rund um einen kleinen Krater, darunter auch große Wurstketten, die wie Eingeweide eines Tieres wirkten.
    Überall waren Pfützen aus Blut, die das regengetränkte Erdreich nicht mehr aufsaugen hatte können. Von den Pfützen führten Schleifspuren weg und mündeten alle an einer Stelle: Inmitten der Lichtung waren die Leiber dutzender Toter aufgehäuft und brannten lichterloh. Dichter Rauch quoll aus dem menschlichen Scheiterhaufen und mischte sich mit dem Nebel.
    Zwei schwere Wägen waren umgekippt, die meisten Gitterstäbe der darauf montierten Menschenkäfige waren demontiert und weggetragen worden. Daneben stand eine elegante schwarze Kutsche, in der zwei alte Weiber wertvolle Brokatstoffe von den Verkleidungen rissen.
    Ein junger Bursche stapfte davon, seine Buckelkraxe war vollgestopft mit Säbeln, Gewehren und Ausrüstungsgegenständen.
    Innerlich wie gelähmt stieg Johann vom Pferd. Sein Gefühl hatte ihn nicht belogen, sie waren zu spät gekommen.
    Er hörte, wie hinter ihm seine Männer auf die Lichtung kamen und ihre Rösser zügelten, hörte ihre erschrockenen Reaktionen.
    Johann ging zur Kutsche und blieb vor ihr stehen.
    Eine der alten Frauen sah ihn erschrocken an, als ihr aber klar wurde, dass von Johann keine Gefahr ausging, setzte sie die Demontage der Kutschenausstattung fort.
    Johann brachte kein Wort über die Lippen. Seine Hände zitterten. Er blickte zu dem menschlichen Scheiterhaufen, dann wieder in die Kutsche.
    „Was ist –“ Seine Stimme versagte ihren Dienst.
    „Was hier passiert ist?“, fragte die andere alte Frau krächzend, ohne von ihrer Tätigkeit abzulassen. „Das, was immer passiert, wenn der eine sein Wohl über das des anderen stellt. Dann schlagen sich alle die Köpfe ein, bis einer nicht mehr kann. Oder in dem Fall: bis beide nicht mehr können.“
    „Die armen Menschen“, fügte die andere Frau heiser hinzu.
    Johann räusperte sich. „Wie viele konnten entkommen?“
    „Entkommen? Entkommen ist hier niemand, alle haben sie sich gegenseitig abgemurkst.“
    „Die armen Menschen“, sagte die andere Frau wieder und bekreuzigte sich.
    Entkommen ist hier niemand. Der Satz dröhnte in Johanns Kopf. Zwar hörte er die Worte, aber er weigerte sich, sie zu verstehen.
    „Wo sind die hin, die entkommen konnten?“, fragte er mit gereizter Stimme.
    „Jungchen, keiner ist entkommen, versteh doch.“ Wehmütig sah die Frau ihn an. „Soldaten haben gegen andere Soldaten gekämpft. Und dann gab es noch einige krank aussehende Menschen, die wohl in diese Käfige gesperrt waren. Auch von ihnen hat keiner überlebt, nicht die Frauen, nicht die Alten, keines der Kinder. Als wir herkamen waren alle –“, sie schluckte, „waren alle bereits tot.“
    Johann gab nicht auf. „Eine junge Frau, sehr hübsch, mit dichtem dunklen Haar und das blasse Gesicht voller Sommersprossen“, fragte er, obwohl er die Antwort nicht hören wollte.
    Die Alte schüttelte mitleidig den Kopf.
    Eine schiere Ewigkeit lang verharrte Johann, als würde er auf einen erlösenden Moment warten, der nicht kam. Dann

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