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Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastian Zach , Matthias Bauer
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jeden Auftrag ausgeführt – der Franzmann gehört mir.“
    „Kannst ihn dir ja mit Johann teilen.“ Mit dem Kinn deutete der Preuße auf Wolffs Schulter. „Und das?“
    „Nur ein Kratzer“, wiegelte Wolff ab. Er zog einen weißen Leinenlappen aus seinem Lederbeutel und schob ihn zwischen Schulterwunde und Uniform. Er presste die Augen kurz zusammen, dann entspannte er sich. „Geht schon wieder. Wird euer Freund mich heut Nacht im Schlaf abstechen?“
    Der Preuße schüttelte den Kopf. „Nein, der wird schon wieder, wirst sehen.“
    Wolff sah ihn zweifelnd an, sagte aber nichts.
    „Hol Markus“, sagte der Preuße zu Karl, „dann folgt uns. Aber bleibt mit den Pferden im Schritt, dieses Dickicht lässt sie sonst nur straucheln.“
    Karl schwang sich auf sein Pferd und ritt davon. Hans und Wolff folgten Johann.
    Der Preuße blieb zurück und rieb sich über das Gesicht. Das wird kein gutes Ende nehmen, dachte er bitter.
    Und wenn schon.
    Er saß auf und folgte Johann ebenfalls in den Wald.
    XXVI
    Elisabeth stützte sich an einem Baum und atmete so schwer, dass sie das Gefühl hatte, ihr Brustkorb würde zerreißen. Ihr Gesicht war von roten Striemen gezeichnet, da ihr bei ihrer Flucht dauernd Äste ins Gesicht gepeitscht waren.
    Alain holte sie ein und hielt an, ebenfalls außer Atem.
    „Ich glaube nicht, dass uns jemand folgt“, keuchte er.
    Elisabeth nickte nur, unfähig, ein Wort zu sprechen.
    „Wo sollen wir jetzt hin? Entweder sie erschlagen uns, weil wir die Krankheit haben, oder sie erschlagen uns, weil ich Franzose bin.“
    „Nein, dich“, brachte Elisabeth hervor. Alain sah sie fragend an.
    „Mich erschlagen sie nicht, nur weil du Franzose bist.“
    Alain blickte entgeistert. „Ach ja? Dann werd ich einfach behaupten, dass du mein Weib bist.“
    „Wenn du das tust, bringe ich dich persönlich um“, entgegnete Elisabeth und schwieg einen Moment – dann lächelte sie. „Hör schon auf, wir sind gemeinsam geflohen, wir werden uns auch gemeinsam durchschlagen. Es findet sich immer ein Weg.“
    Alain nickte versöhnlich.
    „Wie geht es dir mit der Krankheit?“, wollte sie wissen. „Brennt das Sonnenlicht auf deiner Haut?“
    „Die Sonne macht mir nichts – aber die schwarzen Adern scheinen manchmal so heftig zu pulsieren, als wollten sie meinen Leib sprengen. Aber vermutlich bilde ich mir das nur ein.“
    „Die Krankheit äußert sich bei jedem ein bisschen anders. Seit wir in Wien waren, geht es mir aber besser. Wieso, weiß ich selbst nicht“, sagte sie und ließ die harzige Rinde des Baumes los.
    Plötzlich durchfuhr ein schneidender Schmerz ihren Bauch, Elisabeth stöhnte und fiel auf die Knie.
    „Was ist?“ Alain kniete sich zu ihr und strich ihr über den Rücken.
    „Es – ist schon wieder vorbei“, entgegnete sie gepresst. Sie atmete mehrere Male tief ein und aus, dann richtete sie sich wieder auf.
    „Wir sollten uns einen Unterschlupf suchen, so viel Aufregung ist deinem Zustand nicht förderlich“, sagte Alain und blickte auf ihren Bauch.
    Er weiß es also, dachte Elisabeth. Und wenn schon, es spielte keine Rolle. Im Augenblick halfen sie sich gegenseitig, und nur darauf kam es an.
    „Hier müssen irgendwo die Höfe der Bauern liegen, die uns den Garaus machen wollten“, stellte Alain fest. „In einem Heuschober hätten wir zumindest Trockenheit und Wärme.“
    Elisabeth nickte.
    Donnergrollen wogte über die schroffen Berge, der feine Nieselregen war beinahe nicht zu spüren. Elisabeth hatte aus einem Loch in der Scheunenwand beobachtet, wie sich das Tageslicht verabschiedet hatte und die Nacht über die Landschaft hereingebrochen war.
    Im Haus gegenüber war ein Licht entzündet worden und erhellte zwei kleine Fenster.
    Elisabeth stellte sich vor, wie Öllampen die Stube in behagliche Bernsteinfarben tauchten, wie Holzscheite im Ofen knisterten und wie das Essen in der gusseisernen Pfanne köstlichen Duft versprühte. Wie eine Familie voll Eintracht um einen Tisch saß und ein jeder es genoss, den Magen gefüllt zu haben und die Sorgen für den Rest des Tages vergessen zu können.
    Elisabeth kuschelte sich in das wärmende Stroh und war zum ersten Mal, seit sie von Johanns Seite gerissen worden war, ein klein wenig glücklich. Niemand weinte neben ihr, niemand polterte, niemand überwachte jeden ihrer Atemzüge.
    Alain lag einige Fuß von ihr entfernt, hatte ihr den Rücken zugedreht und schnarchte leise vor sich hin.
    Wo würden sie nun hingehen? Elisabeth wurde

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