Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition)
Karl, die treuen Waffendiener, und der schweigsame Markus, dessen Kräfte unerschöpflich schienen.
Elisabeth war tot, Pater von Freising verschwunden. Diese Männer waren die einzigen, die ihm geblieben waren.
Dann sieh zu, dass du sie nicht auch noch verlierst.
Die Stimme in seinem Inneren hatte nur zu recht. Mit Ruhm hatte er sich heute wahrlich nicht bekleckert.
Der Bauer kam mit einer Flasche und kleinen Zinnbechern zurück. Er schenkte jedem der Männer ein, auch Jacob. „Dass was wird aus dir.“
Der Junge starrte den Becher gierig an, seine Mutter öffnete den Mund – aber schon hatte Markus den Becher an sich genommen. „Ich helf dir. Hast noch Zeit genug dafür, wenn du ein Mann bist.“ Er zwinkerte Jacob zu, der blickte ihn unwillig an.
„Ich bin ein Mann.“
Zum ersten Mal hörten sie seine Stimme, sie klang hell, aber fest. Alle lachten, während Markus die Hälfte des Bechers trank und den Rest wieder vor den Jungen stellte.
„Gesundheit euch allen“, sagte der Bauer. Klirrend stießen die Becher aneinander, auch Jacobs. Dann kippten sie den Inhalt der Becher hinunter. Augenblicke später waren alle bis auf Markus und den Bauern hochrot im Gesicht und begannen zu husten, Jacob am lautesten. Markus lachte und klopfte ihm auf den Rücken.
Die Frau des Bauern griff in die Tasche ihrer Schürze und holte einen Apfel heraus. „Da. So ist er besser, bevor Schnaps draus wird.“ Jacob ergriff den Apfel und biss herzhaft hinein.
Markus wandte sich an den Hausherrn. „Ein wahrhaft edler Tropfen“, sagte er anerkennend.
Dieser nickte und nahm die Flasche wieder in die Hand. „Hie und da wird das Holz knapp im Winter. Der da hält auch warm.“ Sprachs und schenkte allen bis auf Jacob nach …
„Es ist Zeit.“ Die Frau des Bauern stand auf. „Die Männer können hier schlafen, ihr zwei“, sie deutete auf Karl und Margarethe, „habt eine Kammer oben. Ihr seids doch Mann und Frau vor dem Herrn?“
Die beiden wechselten einen raschen Blick, Margarethe nickte. „Natürlich.“
Jacob öffnete den Mund, aber seine Mutter beugte sich zu ihm. „Magst herunten bleiben? Hier ists eh wärmer.“ Er sah sie zweifelnd an, schüttelte den Kopf.
„Und wenn ich auf dich aufpass?“ Markus hob Jacob hoch und wirbelte ihn einmal durch die Luft. Der Junge lachte, als Markus ihn abstellte. „Dann schon.“
Der Bauer öffnete die Tür. „Eine gesegnete Nacht euch allen.“
Johann stand vor dem Haus und genoss die kalte Nachtluft. Nach der warmen, rauchigen Luft in der Stube und dem Schnaps war dies eine Wohltat.
Während die anderen bereits schliefen, war er hellwach. Wie schon in den Nächten davor gab es nur einen Gedanken in seinem Kopf, nur ein Bild: Elisabeth, wie sie am Hafen in Wien von den Soldaten weggezerrt wurde. Und er am Schiff, wie er schwor, sie zu retten, bei seinem Leben.
Er hatte versagt.
Mehr noch: Er hatte heute seine Rache vor das Wohl anderer gestellt.
„Nicht immer leicht, Schlaf zu finden.“
Johann drehte sich um. Etwas glühte im Dunkel des Eingangs auf, dann trat der Bauer heraus, die Pfeife in der Hand. Er stellte sich neben Johann.
Wortlos starrten die beiden Männer in die nächtliche Landschaft.
Schließlich räusperte sich der Bauer. „Du fragst dich wahrscheinlich, was mein Weib und ich allein auf dem Hof machen.“
„Ich –“
„Wir hatten zwei Söhne, Benjamin und Anton. Sie waren unzertrennlich, waren sogar bereit, gemeinsam den Hof zu übernehmen und sich den Ertrag zu teilen. Ich war einverstanden, denn du siehst ja, dass es für einen allein zu viel Arbeit ist.“
Er hielt inne. Als er weitersprach, klang seine Stimme brüchig. „Eines Tages gerieten sie auf einem Markt in Leoben mit Werbern in Streit. Die verfluchten Bastarde wollten sie einkassieren und an die Front verschleppen. Die beiden verteidigten sich und einer der Werber kam dabei zu Tode. Weil Kriegsrecht herrschte, wurde ein Exempel statuiert: Einer meiner Söhne wurde an Ort und Stelle gehenkt, den anderen haben sie mitgenommen. Er ist gegen die Franzosen gefallen, wurde mir berichtet.“
Der Bauer nahm die Pfeife aus dem Mund. „Mein Weib ist vor Gram fast gestorben, und ich hatte nichts anderes im Sinn, als die Hunde zu suchen, die meine Söhne auf dem Gewissen hatten. Aber was hätte das gebracht? Wenn ich mich gerächt hätte, hätten sie mich auch gehenkt, und dann wäre meine liebe Frau heute allein.“
Er klopfte die Pfeife aus. „Also haben wir weitergemacht und Zorn
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