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Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastian Zach , Matthias Bauer
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und ihre Soldaten haben ganze Arbeit geleistet. Es ist alles zerstört“, sagte Konrad. „Die Seiten, das Heilmittel – sie haben alles verbrannt. Die letzten von ihnen haben erst vor kurzem das Kloster verlassen.“
    Jetzt wünschte sich Johann, der Dominikaner wäre nicht in den Abgrund hinabgestürzt und er hätte ihn hier in seinen Händen.
    Der Abt schloss die Augen, sein Atem wurde flacher. Niemand sagte ein Wort, die Mönche bekreuzigten sich still. Dann, mit einem Male, öffnete der Abt die Augen wieder. Sie waren klar, als er Johann ansah.
    „Es gibt keine Heilung mehr. Bruder Martin“, er brach ab und holte tief Luft, „hat das Geheimnis mit ins Gab genommen.“
    Der Abt sank zurück und schloss die Augen, Johann verharrte wie versteinert.
    Die Mönche senkten ihre Häupter.
    Gemeinsam mit Wolff saß Johann in der Gaststube. Er war wie betäubt, konnte nichts essen.
    Wolff bot ihm seinen Krug an. „Trink. Das wird dir guttun.“
    Matt schüttelte Johann den Kopf.
    Wolff ließ nicht locker. „Mach schon.“ Unwillig nahm Johann ihm den Krug aus der Hand und trank. Es war Bier, frisch gebraut, und Wolff hatte recht – es tat ihm gut.
    „Dein Gregorius braut ein ausgezeichnetes Fastenbier“, lobte Wolff. Er zögerte, dann fasste er sich ein Herz. „Es tut mir aufrichtig leid, dass der Abt gestorben ist.“
    „Ich danke dir.“
    „Mein Vater starb an der Krätze, als ich noch ein Knabe war. Ich kann mich kaum noch an ihn erinnern.“ Wolff starrte in die Kerzen. „Das Letzte, was ich noch weiß, ist, dass wir an einem Bach ein kleines Mühlrad gebaut haben, das sich dann wirklich gedreht hat.“
    Er riss sich aus seinen Gedanken und hob den Krug. „Auf unsere Väter!“ Dann trank er das Bier in einem Zug aus. Er stellte den leeren Krug ab und wischte sich über den Mund. „Und jetzt auf nach Turin.“
    Johann nickte, dann stand er auf. „Wir reiten noch heute Nacht los. Ich bin bald zurück.“
    In der Bibliothek war niemand. Das Licht der Lampe, die Johann mitgebracht hatte, erhellte die Rücken der vielen ledergebundenen Bücher.
    Als Junge hatte er sich hier oft und gerne aufgehalten. Stundenlang hatte er die Bücher und Inkunabeln durchgeblättert, vor allem das Liber chronicarum , die Weltchronik mit ihren Kollokationen. Als es ihm schließlich verboten wurde, weil das Buch schon fast auseinanderfiel, hatte er sich in der Nacht hereingeschlichen, war vom Bibliothekar ertappt und ordentlich durchgeprügelt worden. Abt Bernardin hatte ihn vor einer schlimmeren Strafe bewahrt und ihm eine nicht ganz so wertvolle Ausgabe der Chronik geschenkt, die er studieren konnte, wann immer er wollte.
    Johann sah zwei Bücher, die am Rand des Raumes in eigenen Halterungen standen. Beide waren aufgeblättert.
    Er ging hin und überflog die Seiten. Das eine Buch war ihm wohlbekannt: Es war die Weltchronik. Das andere kannte er nicht. Er las das Titelblatt: Hortus sanitatis uff teutsch – offenbar ein in Latein und Deutsch abgefasstes Werk über Heilpflanzen. Er blätterte kurz darin; akribisch waren Pflanzen und heilende Mixturen aufgeführt.
    Mit einem Ruck klappte er das Buch zu. Der Knall pflanzte sich in der Stille der Bibliothek fort und verklang nur langsam.
    Für Elisabeth würde es keine Heilung geben, auch nicht für das Kind. Ohnmacht und Wut auf das Schicksal, das ihn und Elisabeth nicht zur Ruhe kommen ließ, ergriffen Besitz von Johann. Nicht einmal Abt Bernardin hatte ihm helfen können, auch zu ihm war er zu spät gekommen.
    Was zum Teufel suchte er noch hier?
    Johann erinnerte sich an die letzten Worte des Abtes.
    Bruder Martin hat das Geheimnis mit ins Gab genommen.
    Auf einmal schienen ihm die Worte seltsam, sie klangen nach einer Botschaft. Johann flüsterte sie vor sich hin, ließ sie im Dunkel der Bibliothek verhallen.
    Das Geheimnis mit ins Grab genommen …
    Seine Augen weiteten sich.
    Ins Grab genommen.
    Er packte die Lampe und lief aus der Bibliothek.
    Schier endlos führten die Stufen hinab, die Luft wurde wärmer und stickiger. Beim Bau von Altmarienberg waren die Mönche auf eine natürliche Höhle unter der Kirche gestoßen, so hatte man Johann als Knabe erzählt. Praktisch veranlagt, wie die Kapuziner seit jeher waren, hatten sie die Höhle als Krypta genutzt.
    Am Fuß der Treppe schwenkte Johann die Lampe in der Dunkelheit, um zu sehen, was sich in den Jahren seiner Abwesenheit verändert hatte. Aber noch immer lagen die mumifizierten Leiber der Brüder nebeneinander,

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