Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastian Zach , Matthias Bauer
Vom Netzwerk:
immer ruhig gewesen.
    Aber nun wurde es zu ruhig – und neue Kundschaften würden kaum zu ihm kommen. Die Bürger der Stadt und die Soldaten hatten die Koatlackn schon immer gemieden, obwohl Ludwig einer der besten Wirte in Innsbruck war. Der Braten, den er anbot, war zart und würzig, die Knödel waren flaumig und mit herzhaftem Speck gemacht und das Bier, das er ausschenkte, war dunkel und süffig.
    Gedankenverloren fuhr er mit der Hand über die Narbe, die sich quer über sein Gesicht zog.
    Das Beunruhigende war, dass es ihm in letzter Zeit zunehmend gleichgültig wurde, wie es mit der Wirtschaft weiterging. Wenn die letzten Gäste gegangen waren und er allein in dem knarrenden Bett in der engen Dachstube lag, konnte er selten gleich einschlafen. In seinem Kopf sah er Bilder von vergangenen, glücklichen Zeiten.
    Der Hof in Schlaiten, zwischen blühenden Wiesen und grünen Wäldern.
    Seine Frau mit seinem kleinen Sohn. Ihr Lachen, das gemeinsame Glück.
    Dann zerrissen die Bilder so, wie damals sein Leben zerrissen war. Er sah ihre vom Fieber geröteten Gesichter, Finger, die sich in die Laken krallten. Er sah Schmerz und Trauer in den Augen seines Weibes, da sie wusste, dass das gemeinsame Leben und ihr Glück bald vorbei sein würden. Und er sah die Augen seines Sohnes, unschuldig und voller Unglauben, weil er so leiden musste, obwohl er doch nie jemandem etwas getan hatte.
    Was blieb, waren zwei einsame Gräber am Friedhof des Dorfes, ein paar belanglose Worte des Trostes vom Pfarrer, und er, wie er allein zurückblieb, während die Trauergäste sich zerstreuten und kalter Wind zwischen die Gräber fuhr.
    Damals war er am Ende gewesen, hatte gespürt, dass er so nicht weitermachen konnte, dass er wegmusste. Er hatte seinen Hof verkauft, war nach Innsbruck gegangen und hatte dort das Gasthaus in der Koatlackn übernommen.
    Und obwohl die Bilder aus der Vergangenheit ihn nie verließen, hatte ihm die neue Aufgabe gutgetan, er war abgelenkt gewesen und hatte sogar so etwas wie Zufriedenheit verspürt.
    Aber jetzt …
    Wieder strich seine Hand über die Narbe. Gegen das Schicksal kam man nicht an; wahrscheinlich hatte der Tod schon früher vorgehabt, ihn und seine Familie zu holen. Als die Söldner vor einigen Jahren über seinen Hof hergefallen waren und er mit der klaffenden Wunde im Gesicht im Schlamm gelegen hatte, hatte er mit seinem Leben bereits abgeschlossen. Aber dann konnte Johann die Söldner in die Flucht schlagen. Ludwig hatte noch nie einen Mann so kämpfen sehen; er erinnerte sich, dass er ihm gesagt hatte, dass er froh wäre, ihn nicht zum Feind zu haben. Johann hatte nur gelächelt und den Hof bald darauf wieder verlassen, ebenso plötzlich, wie er gekommen war.
    Ludwig hatte ihn jahrelang nicht mehr gesehen, bis er vor Kurzem vor seiner Tür gestanden hatte, mit einer Frau, der es nicht gut ging. Ihre Not war offensichtlich gewesen, aber Ludwig hatte auch die Liebe zwischen den beiden gespürt, das tiefe Vertrauen, den Willen, miteinander durch alle Schwierigkeiten des Lebens zu gehen.
    Er hatte sich für die beiden gefreut – und war gleichzeitig traurig gewesen, da ihm der eigene Verlust schlagartig wieder vor Augen geführt worden war.
    Aber was sollte er tun? Wieder fortgehen? Wohin?
    Und als er seinen trüben Gedanken nachhing und die Strahlen der Sonne immer flacher und das Licht in der Stube immer dämmriger wurde, klopfte es an der Tür.
    „Meiner Seel, das ist ein Essen.“ Hans und Karl schleckten sich die Finger ab. Auch die anderen aßen gierig, die Kruste des Bratens knackte zwischen ihren Zähnen, das Bier rann ihre Kehlen hinab.
    Ludwig beobachtete den Trupp mit einigem Misstrauen. Ein Mönch mit einer abgehauenen Hand, drei offensichtlich kampferprobte Männer und ein Riese mit dem Gesichtsausdruck eines Kindes, der seinen Knödelvorrat für die nächsten Tage verschlungen hatte und das Gleiche offenbar mit dem Schweinebraten vorhatte.
    Der Mönch leerte den Krug Bier und lehnte sich zurück. Er sah mitgenommen aus und griff sich immer wieder an den bandagierten Stumpf. Dann blickte er Ludwig an. „Ich danke dir für die freundliche Aufnahme. Wir sind die letzten Tage beinahe durchgeritten und hatten kaum Zeit für eine Rast.“
    „Schon recht“, sagte Ludwig.
    „Wir sind wie die Barbaren bei dir eingefallen und haben uns nicht einmal richtig vorgestellt.“ Er streckte Ludwig die Hand hin. „Ich bin Konstantin von Freising vom Orden der Gemeinschaft Jesu.“
    Ludwig

Weitere Kostenlose Bücher