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Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastian Zach , Matthias Bauer
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Aber was konnte sie tun? Gamelin von dem ungeborenen Kind zu erzählen, würde nichts ändern, im Gegenteil – wenn ihre Schmerzen den Ritt verlangsamten, würde der Franzose Mittel und Wege finden, die Ursache des Problems zu beseitigen. Und damit würde sie ihr Kind verlieren, bevor sie es geboren hatte.
    Wenigstens schien sich die Krankheit in ihr im Augenblick wieder ruhiger zu verhalten, wie damals, als sie mit Johann in Wien gewesen war. Die Schmerzen im Tageslicht waren immer präsent, aber sie waren auszuhalten. Elisabeth wusste jedoch, dass die Ruhe trügerisch war – die Krankheit konnte jederzeit mit Macht zurückkehren, sogar stärker als je zuvor. Wenn das geschah, wenn es so war wie bei den meisten Ausgestoßenen im Dorf, dann würde sie sich nie mehr dem Sonnenlicht aussetzen können. Und das bedeutete das Ende des Lebens, wie sie es bisher gekannt hatte.
    „Was hast du denn, mein Täubchen? Traurig?“
    Die Stimme Gamelins riss sie aus ihren Gedanken. Sie wandte sich ihm zu. „Im Gegenteil, ich bin guter Dinge, denn Euer Plan wird scheitern.“
    Gamelin betrachtete sie amüsiert. „Ist das so? Glaubst du etwa immer noch, dass dein Bauerntölpel dich retten wird?“
    Elisabeth blickte ihn ruhig an. „Ich habe stärkere Männer als Euch gesehen, die sich Johann in den Weg gestellt haben, und sie sind alle in der Hölle.“
    Gamelin grinste. „Du jagst mir ja richtig Angst ein, Weib.“ Er trat näher an Elisabeth heran. „Johann List ist tot. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Der Wiener Bürgermeister hat gewiss Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um ihn zu finden – einen Deserteur und Offiziersmörder. Sie werden ihn gesucht und wie einen Hund erschlagen haben.“
    „Dann habt Ihr ja nichts zu befürchten.“ Elisabeth hielt seinem Blick stand.
    „Genau. Und wenn du es noch einmal wagst, so mit mir zu reden, schneide ich dir die Zunge heraus. Zwar brauche ich dich in Turin, aber nicht notwendigerweise in einem Stück.“ Er drehte sich um und ging zu den angebundenen Pferden.
    Elisabeth holte tief Luft, zitterte unmerklich.
    Pienzinger, einer der Soldaten, reichte ihr wortlos den Trinkschlauch. Dankbar griff Elisabeth danach. Der alte Soldat war der Einzige der Truppe, der sich ihr gegenüber menschlich verhielt. Brenner und die Bauern betrachteten sie lediglich als ein Stück Fleisch, das Gamelin gehörte und das ihnen reiche Belohnung bringen würde.
    Elisabeth trank in vollen Zügen. „Ich danke dir.“
    Er lächelte, dann steckte er den Schlauch wieder weg.
    Gamelin hielt mit den anderen Ausschau nach Brenner. Elisabeth zögerte, dann fasste sie sich ein Herz. „Warum folgst du ihm?“
    Pienzinger zuckte mit den Achseln. „Er bezahlt gut.“
    „Und dafür verrätst du deine Heimat?“
    Er musterte sie nachdenklich. „Hast du denn eine, für die es sich zu kämpfen lohnt?“
    Sie dachte an Tyrol, an das Dorf, die langen, kalten Winter unter ihrem tyrannischen Vater. An sie . An das, was sie getan hatten.
    Nichts band sie an die Heimat. Aber alles an Johann.
    „Heimat“, sagte Pienzinger, „ist nur der Ort, an dem du zufällig mit den Deinen lebst. Und wenn die nicht mehr sind, warum dann nicht dem folgen, der statt Heimat Gold bietet?“
    „Und wenn derjenige Unrecht begeht?“
    Der alte Soldat schnaubte durch die Nase. „Auch das liegt im Auge des Betrachters. Das Recht des einen ist das Unrecht des anderen. Ich habe zu viel gesehen, ich maße mir nicht mehr an, zu beurteilen, was recht und was unrecht ist.“ Er rieb sich über den stoppeligen Bart. „Aber ich kann dir eines versichern: Unser Auftrag ist, dich sicher nach Turin zu bringen. Und ich führe meine Aufträge immer aus. Wenn unser verehrter Generalleutnant also die Lust verspürt, dir die Zunge herauszuschneiden, muss er erst an mir vorbei.“
    „Dann kann mir ja nichts mehr passieren“, sagte Elisabeth schnippisch.
    Pienzinger zog ein verächtliches Gesicht. „Hat dir niemand beigebracht, Hilfe zu schätzen, aus welchen Motiven auch immer du sie empfängst?“
    „Wenn ich Hilfe finde, dann sicher nicht bei euch.“
    Noch vor Einbruch der Nacht kam Brenner zurück. Bei ihm war ein kleiner, dicker Mann, der schmierig grinste, als er vom Pferd stieg und auf Gamelin zueilte. „Mon général, mein Freund, welche Freude!“
    Gamelin schüttelte ihm die Hand. „Hocherfreut, Scarpi. Was macht der Arm?“
    Für einen Moment erlosch Scarpis Grinsen. „Wieder ganz.“
    Gamelin lächelte. „Schön zu

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