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Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastian Zach , Matthias Bauer
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gesundes Kind mehr geboren worden, aber sie gaben die Hoffnung nicht auf. Vielleicht würde die Krankheit irgendwann ebenso plötzlich verschwinden, wie sie gekommen war?
    Sophie fragte sich, warum Heinrich heute bei ihnen war. Natürlich war ihr nicht entgangen, dass er in der letzten Zeit ihre Nähe gesucht hatte, auch wenn er ihr das mit keinem Wort zu verstehen gegeben hatte. Ihr war seine Zurückhaltung nur recht – sie konnte sich immer noch nicht vorstellen, mit einem von ihnen –
    Einem von uns. Du gehörst dazu.
    Sie schüttelte den Gedanken ab, betrachtete Anna, die heute ungewöhnlich ernst war. Das Gesicht in tiefe Falten gelegt, starrte sie zu Boden.
    „Was hast du, Anna? Weißt du nicht, was heute für ein Tag ist?“, fragte Sophie.
    „Ich hab geträumt“, antwortete das Mädchen mit leiser Stimme.
    Sophie nahm ihre Hand. „Etwas Schlimmes?“
    „Ich erinnere mich nur an meine schlimmen Träume.“
    Manche von Annas Träumen waren in der Tat beunruhigend. In der Nacht, als die Bauern und Soldaten zu den Katakomben gezogen waren, hatte der Pfarrer sie zwar gewarnt – aber es war Anna gewesen, die ihnen schon zuvor gesagt hatte, was ihnen drohte.
    Ebenso hatte sie von unzähligen anderen Kranken geträumt, und davon, wie diese in höllischen Gruben vor den Toren einer Stadt den Tod fanden.
    War Heinrich deswegen hier?
    Sanft strich Sophie dem kleinen Mädchen über die Haare. „Nicht jeder Traum wird Wirklichkeit.“
    „Dieser schon.“
    Die absolute Sicherheit in der Stimme des Kindes ließ allen in der Küche einen Schauer über den Rücken laufen.
    „Und was hast du geträumt?“
    „So, die Suppe.“ Magdalena unterbrach sie geschäftig und stellte vor jeden einen Teller mit Brennsuppe hin. Dann faltete sie die Hände, die anderen taten es gleich.
    „Der Engel des Herrn brachte Maria die Botschaft …“
    Sophie lehnte sich an die Wand und betete mit geschlossenen Augen.
    „G egrüßet seist du, Maria … “
    Die Wärme der Kuchl und das unzählige Male gehörte Gebet hüllten sie ein.
    „… Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.“
    Die Augen fielen ihr zu, mühsam riss sie sie wieder auf.
    „… darum bitten wir durch Christus, unsern Herrn. Amen.“
    „Amen.“
    Sophie fuhr alleine fort: „Heilige Mutter Gottes, behüte uns vor der Bedrängnis und beschütze uns vor ihnen . Amen.“ Wie von selbst waren die Worte aus ihrem Mund gekommen. Sie hatten jedes Gebet in diesem Dorf begleitet, bis zu jener Nacht.
    Niemand sprach ein Wort, alle starrten Sophie an, deren Herzschlag sich beschleunigte.
    „Es tut mir leid …“
    In Magdalenas Augen blitzte Zorn. „Lass es dir schmecken.“
    Stumm begannen sie zu essen.
    Nach der Suppe gingen Thomas, Katharina und Anna hinauf, um sich auszuruhen. Sophie, Magdalena und Heinrich blieben zurück.
    Sophie bereitete Annas Geburtstagsessen vor – sie würde Mus mit Zimt und Zucker machen. Zwar mussten sie mit dem Zucker sparsam sein, aber heute war ein besonderer Tag. Das Mus würde nicht so gut werden wie das, das der Buchmüller immer für alle gemacht hatte, aber gut genug, um Anna Freude zu bereiten.
    Schweigend beobachteten Heinrich und Magdalena ihre Vorbereitungen.
    Schließlich hatte Sophie genug und drehte sich um. „Es tut mir leid wegen des Gebets! Was soll ich noch sagen?“
    Heinrich sah sie ruhig an. „Geh zu Anna und frag sie nach dem Traum. Uns wollte sie nichts sagen.“
    Leise öffnete Sophie die Tür zu Annas Kammer. Das Mädchen war wach.
    Sophie setzte sich an den Rand des Bettes und holte etwas hinter ihrem Rücken hervor. „Ich geb es dir schon jetzt. Einen schönen Geburtstag.“
    Die Kleine stieß einen Freudenschrei aus und riss Sophie die Holzpuppe aus der Hand. Sophie hatte die Puppe von ihrer Großmutter bekommen und sie als Kind wie einen Schatz gehütet. Das zerrissene Kleid hatte sie geflickt, das abgegriffene Holz aufpoliert.
    „O Sophie, sie ist wunderschön!“ Anna umarmte Sophie glücklich.
    „Und später gibts was Feines zu essen.“
    „Ich hab dich lieb.“
    „Ich dich auch.“
    Sophie wusste nicht, warum die Kleine sich so zu ihr hingezogen fühlte. Vielleicht, weil Anna aufgrund ihrer Träume immer eine Außenseiterin gewesen war, so wie Sophie eine war. Nicht dass es offen ausgesprochen wurde, aber Anna spürte dennoch die Distanz, die andere Kinder zu ihr hielten – aus Respekt oder auch aus Angst.
    Anna ließ sie los. „Sophie, was du da vorhin beim Beten gesagt hast

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