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Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastian Zach , Matthias Bauer
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hinab.
    Elisabeth machte eine Handbewegung zu Gamelin. „Generalleutnant Gamelin“, sagte sie mit schwacher Stimme.
    „Ja, mein Täubchen?“ Er trat näher, sein Mund verzog sich amüsiert.
    „Es ist mir einerlei, was Ihr mit mir macht. Selbst wenn ich sterbe, wird er Euch finden – und töten.“
    Sein Lächeln verschwand. Zum ersten Mal vermeinte Elisabeth Zweifel in den Augen des Franzosen zu erkennen.
    „Ich werde mit Freude auf ihn warten, mein Täubchen. Aber da dein Retter sich noch immer nicht gezeigt hat, schläft er wahrscheinlich seinen Rausch im Schoß einer Dirne aus und hat dich schon längst vergessen.“
    Er lachte hell auf, dann gab er den Soldaten ein Zeichen, woraufhin diese die Bahre anhoben.
    Elisabeth legte die Hände über ihren Bauch. Verzweiflung ergriff sie.
    Johann, so hilf uns doch.
    Dann wurde ihr schwarz vor Augen.
    LVI
    Im Norden, hunderte Meilen von Elisabeth entfernt, zogen Regenwolken über die nächtlichen Täler und Berge. Die Landschaft unter den Wolken ging mit den Naturgewalten um wie seit Ewigkeiten: Die Berge waren steinern und unbeeindruckt, die Wälder duckten sich im peitschenden Wind, gaben nach und richteten sich wieder auf.
    Die Tiere in den Wäldern verbargen sich in ihren Unterschlupfen. Viele schliefen, andere jedoch waren unruhig, obwohl Regen und Wind ihnen nichts anhaben konnten und es in ihrer Umgebung kein menschliches Wesen gab.
    Doch ihr Sinn trog sie nicht. Etwas näherte sich, und es näherte sich schnell. Ein Zug von Männern, unaufhaltsam, unterwegs im Namen des Herrn.
    Und als die Schwarze Garde die regengepeitschten Wälder erreichte, verbargen sich die Tiere noch tiefer in ihren Verstecken und verharrten dort zitternd, bis das Donnern der Hufe verklungen war.

Aries

    LVII
    Johann und Wolff bahnten sich ihren Weg durch das dichte Unterholz des Waldes, der sie seit Tagen umschloss und nicht gewillt schien, sie jemals wieder freizugeben. In der Dämmerung fielen letzte Sonnenstrahlen auf die immer finsterer werdenden Bäume. Der weiche, mit Moos bewachsene Boden erschwerte das Vorankommen.
    Zudem war es unter den Pilgerkutten unerträglich heiß, vor allem seit sie gezwungen waren zu laufen, weil sie mit den Pferden nicht mehr weiterkamen. Die Kutten hatten Johann und Wolff zwar unbehelligt nach Savoyen kommen lassen, aber Johann war schon jetzt dankbar für den Augenblick, in dem sie sie nicht mehr benötigen würden. Er bewunderte jeden frommen Mann, der sich den groben, dicken Stoff nicht auf der Stelle vom Leibe riss.
    Johann blieb stehen, nahm seinen Trinkschlauch und saugte gierig daran. Dann hielt er ihn Wolff hin, der den letzten Rest ebenso gierig trank.
    „Weit kann es nicht mehr sein“, sagte Wolff außer Atem.
    „Der Spruch kommt mir bekannt vor, den hör ich jetzt schon seit –“ Johann endete abrupt, riss die Hand in die Luft und verharrte.
    „Was ist los?“ Wolff suchte den Wald vor ihnen hektisch nach Gefahren ab – nichts.
    Dann hörte auch er es: Ferner Donner, wie durch Watte gedämpft.
    Mit versteinerten Mienen sahen sich die beiden Männer an. „Kanonen!“, presste Wolff zwischen den Zähnen hervor. Johann nickte wortlos. Dann liefen beide wie auf Befehl los, ihre letzten Kräfte mobilisierend, den Donnerschlägen entgegen.
    Der Wald vor ihnen lichtete sich, ließ das Dämmerlicht herein – und mit ihm den immer wiederkehrenden Schein von Blitzen, die schlagartig verschwanden, stets gefolgt von kurzem Donnergrollen.
    Als sie den Rand des Waldes erreichten, blieben die beiden Männer wie angewurzelt stehen und starrten auf das Geschehen, das sich wie auf einer Bühne darbot, deren Vorhang gerade hochgezogen worden war.
    Vor ihnen lag die weite, fruchtbare Po-Ebene des Piemonts, das von Norden über Westen nach Süden halbmondförmig von den schneebedeckten Alpen eingegrenzt wurde. Die Felder waren bestellt, das Land schien sich vor einer friedlichen Nacht zur Ruhe zu betten – wären da nicht einzelne Rauchsäulen gewesen, die aus den verstreuten Dörfern quollen und von Schrecken kündeten.
    Johanns Augenmerk galt allerdings nicht dem Unheil in der Ferne, sondern vielmehr jenem, das sich am Fuße des Hügels abspielte, auf dem sie standen: Militärische Einheiten hatten im Norden und Westen einer großen befestigten Stadt Stellung bezogen und das Artilleriefeuer eröffnet.
    „Der Franzmann hat also Turin erreicht“, sagte Wolff ausdruckslos. Johann antwortete nicht, sondern versuchte, sich einen Überblick zu

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