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Mord im Atrium

Mord im Atrium

Titel: Mord im Atrium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Veleda dort zu finden. Ich merkte mir das für später, statt gleich wissen zu wollen, wie er von ihrem möglichen Aufenthaltsort erfahren hatte.
    Während des Tumults mit den Prätorianern hatte Justinus erkannt, dass er kurz davor stand, Anacrites wieder in die Hände zu fallen, und so hatte er sich aus dem Staub gemacht. Er fand eine geheime Holztreppe, die zum Dach hinaufführte. Manchmal trat die Göttin vor der Öffentlichkeit rituell in »Erscheinung«, oben am Fenster über dem Portikus. Titus und Gaudus sahen ihn hinauflaufen, wussten, dass er für unsere Aufgabe entscheidend war, und rannten rasch hinter ihm her. Später, als sie gefahrlos wieder hinuntersteigen konnten, waren sie alle in mein Haus gegangen, aber als die anderen zurückkehrten und berichteten, Lentullus sei lebensgefährlich verletzt, hatte Justinus darauf bestanden, hierherzukommen.
    »Ich musste dauernd daran denken, was wir zusammen in Germanien durchgemacht haben. Wir hatten alle gemeint, Lentullus sei hoffnungslos, aber er hat sich bewährt, Falco.«
    »Oh, ich werde nie vergessen, wie er am Schwanz dieses verdammt großen Auerochsen baumelte, völlig furchtlos, während das Ungetüm wütend umherstampfte und ich versuchte, ihm mein winziges Messer in die Kehle zu stoßen …«
    »Ein Herz aus Gold. Du wolltest, dass er mich aus Schwierigkeiten raushielt, und doch habe ich ihn in diese schreckliche Situation gebracht. Ich werde mir das nie verzeihen, Marcus. Er hat dich und mich bewundert.«
    »Wir haben ihm das größte und aufregendste Abenteuer seines Lebens verschafft. Er wird es dir nicht anlasten.« Doch Justinus lastete es sich selber an.
    Ich ließ ihn noch eine Weile über Lentullus faseln. Dann unterbrach ich ihn: »Hast du nun Veleda gesehen?« Er machte ein ausdrucksloses Gesicht. Das konnte nur gespielt sein. »Oder warst du bloß mit ihr in Kontakt, bevor Anacrites dich verhaften ließ?« Er versuchte immer noch den Unschuldigen zu mimen, daher brüllte ich ihn an: »Geh mir nicht auf den Senkel, Camillus Justinus!«
    »Leise!«, protestierte er und deutete auf Lentullus. Ich sah ihn durchdringend an. Er musste wissen, dass ich ihn abschätzte. Ihm musste klar sein, warum. Er hatte in den letzten beiden Jahren als mein Assistent gearbeitet und kannte meine Vorgehensweisen. »Also gut, Falco …« Mein Blick flackerte nicht. »Ich habe sie nicht gesehen.«
    »Ehrlich?«
    »Das ist die Wahrheit.«
    Ich glaubte ihm. Seine gesamte Familie war aufrichtig. Ich hatte zwar gewusst, dass Justinus Dinge für sich behielt – sein damaliges Techtelmechtel mit Veleda war eines davon –, doch ich hatte nie erlebt, dass er offen log. »Du wirst das der Welt beweisen müssen, also spuck’s aus, Quintus!«
    »Beruhige dich. Wir sind doch Partner, oder? Es besteht keine Notwendigkeit, mich wie einen Verdächtigen zu behandeln.« Dazu bestand jede Notwendigkeit.
    »Falsch, Quintus. Und wenn du mit Veleda rummachst, endet unsere Partnerschaft auf der Stelle.«
    Er fluchte leise. Dann erzählte er es mir. »Ich wusste, dass sie in Italien eingetroffen war. Du warst noch in Griechenland … Darüber sollte Stillschweigen gewahrt werden, aber zum Hades, ganz Rom sprach darüber. Als sie sich in dem sogenannten sicheren Haus befand, habe ich versucht, ihr Nachrichten zukommen zu lassen.«
    Ich wollte fragen, wie er das gemacht hatte, aber zuerst musste ich sichergehen, dass ich ihm vertrauen konnte. Daher war es wichtiger zu erfahren, warum er es getan hatte. »Hast du gehofft, ihr beide könntet da weitermachen, wo ihr aufgehört habt?«
    Justinus schaute mürrisch. »Es gab nichts weiterzumachen.«
    »Ich erinnere mich«, sagte ich trocken. »Ich sehe dich immer noch, wie du behauptet hast, zwischen dir und Veleda sei nichts passiert, wo doch jeder einzelne Mann auf dem Schiff wusste, das du uns einen Bären aufbinden wolltest.«
    »Das Schiff!«, erinnerte er mich. »Sie hat uns das verdammte Schiff geschenkt, Falco. Sie hat uns damit das Leben gerettet, hat unsere Flucht über den Fluss möglich gemacht. Findest du nicht, dass wir ihr dafür etwas schuldig sind?«
    »Was denn? Sollen wir ihr ein Schiff zur Verfügung stellen, mit dem sie nach Germanien zurückkehren kann? Nein, dafür ist es zu spät, Quintus. Rutilius Gallicus hat sie hierhergebracht, und sie muss ihr Schicksal auf sich nehmen. Damit müssen wir alle leben … Woher wusstest du von dem sicheren Haus?«
    »Wie bitte?«
    »Ich will das wissen, Quintus. Woher wusstest

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