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Mord im Orientexpress

Mord im Orientexpress

Titel: Mord im Orientexpress Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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zu. Ich habe gestern Abend vor dem Einschlafen noch in einer Zeitschrift gelesen. Bevor ich das Licht ausmachte, habe ich diese Zeitschrift auf eine Kiste gelegt, die unter dem Fenster auf dem Boden stand. Haben Sie das so weit mitbekommen?»
    Alle drei versicherten ihr, dass sie verstanden hatten.
    «Gut, dann also weiter. Der Schaffner hat von der Tür aus unter den Sitz geguckt, dann ist er hereingekommen und hat die Tür zwischen meinem und dem nächsten Abteil verriegelt, aber er ist nie auch nur in die Nähe des Fensters gekommen. Also, und heute Morgen lag dieser Knopf genau auf meiner Zeitschrift. Wie Sie das nennen, würde ich schon ganz gern wissen.»
    «Ich nenne es ein Beweisstück, Madame», sagte Poirot.
    Die Antwort schien die Dame zu besänftigen.
    «Ich werde wütend wie eine Hornisse, wenn man mir nicht glaubt», erklärte sie.
    «Sie haben uns einen hochinteressanten und wertvollen Hinweis geliefert, Madame», sagte Poirot begütigend. «Darf ich Ihnen nun ein paar Fragen stellen, Madame?»
    «Aber gern.»
    «Wie kommt es, wenn Ihnen dieser Mr. Ratchett nicht geheuer war, dass Sie die Tür zwischen den Abteilen nicht schon früher verriegelt haben?»
    «Hatte ich doch», versetzte Mrs. Hubbard prompt.
    «So?»
    «Also, genauer gesagt, ich habe diese Schwedin – eine angenehme Person – gefragt, ob die Tür verriegelt ist, und sie hat ja gesagt.»
    «Warum konnten Sie denn nicht selbst nachsehen?»
    «Ich lag doch im Bett, und mein Waschzeugbeutel hing an der Türklinke.»
    «Um welche Zeit war das, als Sie die Schwedin um diesen Gefallen baten?»
    «Lassen Sie mich überlegen. Das muss zwischen halb und Viertel vor elf gewesen sein. Sie war gekommen, um zu fragen, ob ich ein Aspirin für sie hätte. Ich habe ihr gesagt, wo sie es findet, nämlich in meiner Handtasche, und da hat sie sich welche genommen.»
    «Sie selbst lagen schon im Bett?»
    «Ja.»
    Plötzlich lachte sie.
    «Die arme Seele – sie war ganz schön aus dem Häuschen. Sie hatte doch versehentlich die Tür zum Abteil nebenan geöffnet.»
    «Mr. Ratchetts Tür?»
    «Ja. Sie wissen, wie schwierig das ist, wenn man durch den Zug kommt und alle Türen zu sind. Da hat sie wohl versehentlich die seine geöffnet. Es war ihr furchtbar arg. Er hat anscheinend gelacht, und ich könnte mir vorstellen, dass er womöglich auch noch etwas Uncharmantes zu ihr gesagt hat. Die Ärmste, sie war ganz durchgedreht. ‹Oh, ich mich geirrt›, sagte sie, ‹ich schäme für Fehler. Mann war nicht nett›, sagte sie, ‹du zu alt, hat gesagt.›»
    Dr. Constantine gluckste, und Mrs. Hubbard warf ihm einen Blick zu, der ihn unverzüglich zu Eis erstarren ließ.
    «Er war gar kein netter Mensch», erklärte sie. «So etwas zu einer Dame zu sagen. Und es gehört sich auch nicht, darüber zu lachen.»
    Dr. Constantine entschuldigte sich eilig.
    «Haben Sie danach noch irgendetwas aus Mr. Ratchetts Abteil gehört?», fragte Poirot.
    «Hm – nicht direkt.»
    «Wie meinen Sie das, Madame?»
    «Hm –», machte sie wieder. «Er hat geschnarcht.»
    «Ach, geschnarcht hat er?»
    «Fürchterlich. Die Nacht davor hat es mich wach gehalten.»
    «Sie haben ihn aber nicht mehr schnarchen hören, nachdem Sie diesen Schrecken mit dem Mann in Ihrem Abteil erlebt hatten?»
    «Aber wie sollte ich denn, Mr. Poirot? Da war er doch tot.»
    «Ach ja, richtig», sagte Poirot. Er wirkte etwas geistesabwesend.
    «Erinnern Sie sich an den Entführungsfall Armstrong, Mrs. Hubbard?», fragte er.
    «Oh, und ob ich mich erinnere. Und wie der elende Schurke, der das getan hatte, ungestraft davongekommen ist! Also, wenn ich den in die Finger gekriegt hätte.»
    «Er ist eben doch nicht davongekommen. Er ist tot. Letzte Nacht ist er gestorben.»
    «Sie wollen nicht sagen –?» Mrs. Hubbard erhob sich vor Aufregung halb von ihrem Sitz.
    «Doch, genau das. Ratchett war der Mann.»
    «Na so was 1 . Das muss man sich vorstellen! Also, das muss ich unbedingt meiner Tochter schreiben. Na so was. Habe ich Ihnen nicht erst gestern Abend gesagt, der Mann hat ein böses Gesicht? Sie sehen, wie Recht ich hatte. Meine Tochter sagt immer: ‹Wenn Mama ein Gefühl hat, dann kannst du deinen letzten Dollar darauf wetten, dass was dran ist.»›
    «Waren Sie mit jemandem von der Familie Armstrong bekannt, Mrs. Hubbard?»
    «Nein. Diese Leute bewegten sich in sehr exklusiven Kreisen. Aber ich habe immer gehört, dass Mrs. Armstrong eine absolut wunderbare Frau war und dass ihr Mann sie

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