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Mord im Orientexpress

Mord im Orientexpress

Titel: Mord im Orientexpress Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Hardman uns gegeben hat, und den Hildegard Schmidt, Colonel Arbuthnot und Mr. MacQueen gesehen haben. Zum anderen eine Frau im roten Kimono – eine große, schlanke Frau –, die von Pierre Michel, Miss Debenham, Mr. MacQueen und mir selbst gesehen und, wie man hinzufügen könnte, von Colonel Arbuthnot gerochen wurde! Wer war die Frau? Niemand im Zug gibt zu, einen roten Kimono zu besitzen. Auch sie ist verschwunden. Waren sie und der falsche Schlafwagenschaffner ein und dieselbe Person? Oder ist sie eine Person für sich? Wo sind die beiden? Und nebenbei gefragt, wo sind die Uniform und der rote Kimono?»
    «Ah, endlich etwas Handfestes!» Monsieur Bouc sprang eilfertig auf. «Wir müssen das Gepäck sämtlicher Reisenden durchsuchen. Ja, das wäre etwas.»
    Poirot stand ebenfalls auf.
    «Ich will eine Prophezeiung wagen», sagte er.
    «Sie wissen, wo die Sachen sind?»
    «Ich habe so eine kleine Idee.»
    «Wo denn?»
    «Sie werden den roten Kimono im Gepäck eines der Männer finden, und die Schaffneruniform im Gepäck von Hildegard Schmidt.»
    «Hildegard Schmidt? Sie meinen –»
    «Nein, nicht, was Sie denken. Lassen Sie es mich so sagen: Wenn Hildegard Schmidt schuldig ist, wird man die Uniform vielleicht in ihrem Gepäck finden, wenn sie aber unschuldig ist – dann bestimmt.»
    «Aber wie –», begann Monsieur Bouc und hielt inne.
    «Was naht da für ein Lärm?», rief er. «Das klingt ja wie eine Lokomotive in voller Fahrt.»
    Der Lärm kam näher. Er bestand aus den schrillen Schreien und Protesten einer Frauenstimme. Die Tür am Ende des Speisewagens flog auf, und Mrs. Hubbard stürzte herein.
    «Es ist zu grauenhaft!», rief sie. «Einfach zu grauenhaft! In meinem Waschzeugbeutel. Ein großes Messer – und ganz voll Blut!»
    Und plötzlich taumelte sie vornüber und sank an Monsieur Boucs Schulter in Ohnmacht.

Vierzehntes Kapitel

Die Tatwaffe
     
    M it mehr Kraft als Ritterlichkeit deponierte Monsieur Bouc die Ohnmächtige mit dem Kopf auf dem Tisch. Dr. Constantine rief nach einem der Kellner, der im Laufschritt ankam.
    «Halten Sie ihren Kopf – so –», befahl der Arzt. «Und wenn sie wieder zu sich kommt, geben Sie ihr einen Schluck Kognak. Haben Sie verstanden?»
    Dann eilte er hinaus und den beiden anderen nach. Sein ganzes Interesse galt dem Verbrechen – ohnmächtige ältere Damen konnten ihm gestohlen bleiben.
    Es könnte durchaus sein, dass Mrs. Hubbard dank dieser Methode etwas schneller wieder zu sich kam, als es sonst der Fall gewesen wäre. Schon nach wenigen Minuten saß sie wieder aufrecht, schlürfte Kognak aus dem Glas, das der Kellner ihr reichte, und redete drauflos.
    «Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie schrecklich das war. Ich weiß nicht, ob jemand im Zug meine Gefühle verstehen kann. Ich war schon immer sehr empfindsam, schon als Kind. Wenn ich Blut nur schon sehe – brrr – wenn ich nur daran denke, wird mir gleich wieder schlecht.»
    Der Kellner hielt ihr erneut das Glas an die Lippen.
    «Encore un peu, Madame.»
    «Meinen Sie, ich sollte? Ich bin mein Leben lang Abstinenzlerin gewesen. Eigentlich rühre ich Schnaps und Wein nie an. Meine ganze Familie trinkt nicht. Aber wenn es vielleicht nur als Medizin ist –»
    Sie nippte noch einmal.
    In der Zwischenzeit waren Poirot und Monsieur Bouc, denen Dr. Constantine auf den Fersen folgte, aus dem Speisewagen in den Schlafwagen Istanbul-Calais und dort zu Mrs. Hubbards Abteil geeilt.
    Vor der Tür schienen sich sämtliche Reisenden versammelt zu haben. Der Schaffner, der einen gehetzten Ausdruck im Gesicht hatte, hielt sie zurück.
    «Mais il n ’ y a rien à voir», sagte er und wiederholte in verschiedenen Sprachen, dass es nichts zu sehen gebe.
    «Lassen Sie mich bitte durch», sagte Monsieur Bouc.
    Er schob seinen rundlichen Leib durch den hinderlichen Pulk der Fahrgäste und betrat das Abteil. Poirot folgte ihm unmittelbar.
    «Ich bin froh, dass Sie gekommen sind, Monsieur», sagte der Schaffner mit einem Seufzer der Erleichterung. «Alle wollen da hinein. Die amerikanische Dame – wie sie geschrien hat, ma foi! Ich dachte schon, sie wäre auch ermordet worden. Ich bin hingerannt – gebrüllt hat sie wie am Spieß – sie muss sofort zu Ihnen, hat sie geschrien – und gleich ist sie losgerannt und hat in alle Abteile, an denen sie vorbeikam, hineinposaunt, was passiert war.
    Es –», fuhr er mit einer entsprechenden Handbewegung fort, «ist da drinnen. Ich habe nichts angerührt.»
    An der Klinke der Tür zum

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