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Mord im Orientexpress

Mord im Orientexpress

Titel: Mord im Orientexpress Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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konnte. «Ich glaube, es wäre besser für Madame, auch eine andere Abteilnummer zu bekommen. Die Zwölf zum Beispiel.»
    «Bien, Monsieur.»
    Der Schaffner nahm das Gepäck, und Mrs. Hubbard wandte sich dankbar an Poirot.
    «Das ist sehr lieb und feinfühlig von Ihnen. Dafür bin ich Ihnen wirklich dankbar.»
    «Keine Ursache, Madame. Wir kommen mit Ihnen und sorgen dafür, dass Sie gut untergebracht werden.»
    So wurde Mrs. Hubbard von den drei Männern in ihr neues Reich eskortiert. Sie schaute sich glücklich um.
    «Das ist gut.»
    «Gefällt es Ihnen, Madame? Sie sehen, es ist genau so eines wie das, aus dem Sie soeben ausgezogen sind.»
    «Stimmt – es zeigt nur in die andere Fahrtrichtung. Aber das macht nichts, weil diese Züge ja immer zuerst so und dann wieder andersherum fahren. Ich habe schon zu meiner Tochter gesagt: ‹Ich möchte ein Abteil, in dem ich mit dem Gesicht zur Lokomotive sitze›, worauf sie sagte: ‹Aber Mama, das nützt dir gar nichts, denn da legst du dich in der einen Richtung schlafen, und wenn du aufwachst, fährt der Zug in die andere Richtung.› Stimmt vollkommen, was sie sagt. Sehen Sie, gestern Abend sind wir so nach Belgrad eingefahren und andersherum wieder heraus.»
    «Jedenfalls sind Sie jetzt glücklich und zufrieden, Madame?»
    «Also, das würde ich nun nicht gerade sagen. Wir stecken hier im Schnee fest, und keiner unternimmt etwas; und mein Schiff geht übermorgen.»
    «Es geht uns allen genauso, Madame», sagte Monsieur Bouc. «Jedem Einzelnen.»
    «Ja, das schon», räumte Mrs. Hubbard ein, «aber bei keinem sonst ist ein Mörder mitten in der Nacht durchs Abteil spaziert.»
    «Eines wundert mich ja immer noch, Madame», sagte Poirot, «nämlich wie der Mann in Ihr Abteil gekommen ist, wenn die Verbindungstür doch verriegelt war, wie Sie sagen. Sind Sie sicher, dass sie verriegelt war?»
    «Also, die Dame aus Schweden hat es vor meinen Augen nachgeprüft.»
    «Wollen wir diese kleine Szene einmal rekonstruieren? Sie lagen in Ihrem Bett – so – und konnten das Schloss nicht selbst sehen, sagen Sie?»
    «Konnte ich nicht, wegen des Waschzeugbeutels. Oje, ich muss mir einen neuen besorgen. Mir wird ganz schlecht, wenn ich den hier nur sehe.»
    Poirot nahm den Beutel und hängte ihn an die Klinke der Verbindungstür zum nächsten Abteil.
    «Précisément», sagte er, «ich sehe es schon. Das Schloss sitzt genau unter der Klinke – der Beutel verdeckt es. Von dort, wo Sie lagen, konnten Sie wirklich nicht sehen, ob die Tür verriegelt war oder nicht.»
    «Das sage ich doch die ganze Zeit.»
    «Und die Schwedin, Miss Ohlsson, stand so – zwischen Ihnen und der Tür. Sie hat die Tür probiert und Ihnen gesagt, die Verriegelung sei zu?»
    «Genau.»
    «Trotzdem, sie könnte sich doch geirrt haben, Madame. Sie verstehen, was ich meine?» Poirot schien sehr darauf bedacht, ihr das zu erklären. «Dieser Verriegelungsknauf ist ja nur ein vorstehendes Stück Metall. Nach rechts gedreht, ist die Tür verriegelt, steht er gerade, ist sie es nicht. Es könnte sein, dass sie nur die Klinke probiert hat, und da die Tür von der anderen Seite verriegelt war, hat sie einfach geglaubt, sie sei es auch von Ihrer Seite.»
    «Na, das fände ich aber ziemlich dumm von ihr.»
    «Madame, die Sanftmütigsten und Liebenswertesten sind nicht immer auch die Klügsten.»
    «Das stimmt allerdings.»
    «Übrigens, Madame, sind Sie auf demselben Weg nach Smyrna gefahren?»
    «Nein, da habe ich das Schiff nach Istanbul genommen, und ein Freund meiner Tochter – Mr. Johnson (so ein reizender Mann; ich würde Sie ihm so gern vorstellen) – hat mich dort abgeholt und mir ganz Istanbul gezeigt. Ich fand es als Stadt ja sehr enttäuschend – da verfällt alles so. Und dann die Moscheen, wo man sich diese rutschigen großen Dinger über die Schuhe ziehen muss – wo war ich?»
    «Sie erzählten gerade, dass Mr. Johnson Sie abgeholt hat.»
    «Richtig, und dann hat er mich auf ein Schiff der Messagerie Francaise nach Smyrna gesetzt, wo der Mann meiner Tochter mich am Kai erwartete. Was wird er nur sagen, wenn er von dieser Geschichte erfährt! Meine Tochter hat gemeint, es wäre der sicherste und einfachste Weg, den man sich denken kann. ‹Du setzt dich in dein Abteil›, hat sie gemeint, ‹und fährst durch bis nach Paris, wo der American Express dich abholt.› Und – oje, was mache ich jetzt nur mit meiner Überfahrt? Ich muss denen doch Bescheid sagen. Unmöglich, dass ich es noch schaffe. Es

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