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Mordsonate

Mordsonate

Titel: Mordsonate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O. P. Zier
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Wahl von der rein rot-weiß-roten Postenbesetzung abzuweichen, zu der ihr Vorgänger in so vorbildlicher Weise gefunden hätte. »Ihn hat man dafür verleumdet, dass er umfärbe. Aber schauen Sie doch einmal, wer jetzt bei dem furchtbaren Verbrechen in Salzburg die Ermittler-Verantwortung trägt.«
    Erich saß mit hochrotem Kopf bei seinem Bürofrühstück. Harlander war erkennbar darum bemüht, seinem Chef so normal wie immer gegenüberzutreten, was ihm aber nicht wirklich glückte, wie Erich vorkam. Der Revierinspektor wirkte verkrampft, als er berichtete, dass er den Taxifahrer schon ausfindig gemacht habe, der die nächtliche Fahrt Hans Wegers bestätigte: »Aber das hat der Weger sowieso selber auch schon eingestanden.« Mit dem Hinweis, diesen und andere noch ausständige Berichte schreiben zu müssen, hatte es der junge Mann, der sonst so gerne in aufgeräumter Stimmung die Nähe seines Vorgesetzten suchte, an diesem Morgen eilig, wieder in sein Büro zu kommen. Beim Hinausgehen wäre er fast mit Koller zusammengeprallt, der darum bat, kurz zu seiner Mutter ins Spital zu dürfen.
    »Wie geht es ihr denn jetzt?« erkundigte sich Erich.
    »Leider nicht so besonders.«
    Nicht Koller, sondern Harlander gegenüber glaubte sich Erich nachträglich bemühter als sonst gezeigt zu haben. Hatte er sich nach der Zeitungslektüre also auch schon verändert? Zumindest ertappte er sich dabei, bei anderen auf jede Kleinigkeit in ihrem Verhalten zu achten und alles sofort auf sich zu beziehen. Sogar Mühlbauer, von dem Erich annahm (Warum eigentlich? Weil er äußerlich und in seiner Art seinem früh verstorbenen Freund glich?), dass er sich nicht so schnell aus der Ruhe bringenlasse, wirkte an diesem Vormittag betreten und benahm sich dem Chefinspektor gegenüber irgendwie unnatürlich, als er ihm mitteilte, dass dieser Herr Bernhard Kopischke, Frau Stelzmanns Ex-Lebensgefährte, nach Auskunft der Münchner Kollegen schon seit zwei Monaten angeblich in Thailand weile. – Und das alles also jetzt schon! Nicht auszudenken, was beim Fund des nächsten Fingers passieren würde, vor dem Erich schon graute. Vielleicht war er für eine leitende Funktion doch ungeeignet und hatte sich mit gutem Grund so lange nie darum beworben, war nach dem Chefermittler immer Zweiter in der Hierarchie geblieben? Niemals hätte er sich für so empfindlich gehalten!
    Er erinnerte sich an seinen ersten Chef in Linz. Der als Straßenkind in Pasching Aufgewachsene, nach einer Installateurslehre zur Polizei Gekommene und über den zweiten Bildungsweg schließlich bis zum Chef einer Ermittlergruppe Aufgestiegene war bei solchen Anlässen explodiert, hatte sich fünfzehn Minuten lautstark über diesen »Haufen ahnungsloser Arschlöcher in ihren Scheißredaktionen« ausgelassen und über deren Fehleinschätzung gewettert, aber damit war für ihn das Kapitel erledigt gewesen. So konnte man damit umgehen! Aber doch nicht schon nach ein paar Artikeln und Kommentaren den Kopf verlieren. Und länger als einen Moment zu überlegen, ob er jetzt nach dem Frühstück wirklich mit seiner Zahnbürste in den Waschraum gehen sollte. Gerade er, der auf die Kultivierung seiner Eigenheiten doch immer stolz gewesen war! Und was war das gegen diesen früheren Chef, der Zuhältern sprachlich auf einer Ebene begegnete und dessen rauer Umgang mit Verdächtigen für Erich anfangs einigermaßen gewöhnungsbedürftig gewesen war. Später hatte er den Mann dafür bewundert, wiesouverän er alle Menschen gleich behandelt hatte, direkt und undiplomatisch.
    Als er vom Zähneputzen zurück war, rief ihn Oberst Bermadinger zu sich. Er wirkte gespalten – einerseits war er dafür, mediale Angriffe gegen die Polizei entschieden zurückzuweisen, andererseits glaubte Erich den LKA-Leiter nicht ganz abgeneigt, beim Spiel der Innenministerin mitzumachen, in deren Büro er doch so oft herumlungerte, um seiner Parteifreundin in eine bestimmte Körperöffnung zu kriechen, wie hier im Haus gespottet wurde. Aber so, wie der Oberst den Chefinspektor dann verabschiedete, schien nichts darauf hinzuweisen, dass er seinem Mitarbeiter in den Rücken fallen wollte – oder wäre gerade dieser Eindruck das untrüglichste Zeichen dafür? Der Oberst hatte doch während der Unterredung keinen einzigen fachlichen Kritikpunkt hinsichtlich der bisherigen Arbeit des Dr. Laber geäußert – und der Mann hatte den Akt genau studiert!
    Was für eine Wohltat jedenfalls für Erich, nach Rückkehr an seinen

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