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Morgen ist ein neuer Tag

Morgen ist ein neuer Tag

Titel: Morgen ist ein neuer Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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der Fritz ist, bin ich nicht begeistert!« rief ihm Emma nach und rückte die Brille näher an die Augen. »Ich kann die Aufregungen nicht vertragen!«
    »Wirst nicht dran sterben«, brummte Franz und drückte auf den Türknopf. »Das ewige Gejammer der Weiber über ihre Nerven …«
    Er wartete an der Tür, ob jemand heraufkam, aber nichts rührte sich im Treppenhaus. Das Flurlicht ging nicht an, kein Schritt war auf der Treppe zu vernehmen. Verwundert wandte sich Stahl zur Küche um.
    »Es kommt keiner, Emma!« rief er.
    »Vielleicht hat ihn die Traute verlassen. Das Beste wär's. Und du –« sie hob die Stimme, – »du gehst mir nicht hinunter!«
    »Das muß ich doch! Ich kann ihn nicht stehen lassen!«
    »Bleib ja hier! Ihm nachlaufen, das wär ja noch das Schönste! Wenn's unbedingt sein muß, soll er von allein kommen. Er hat jüngere Beine als du.«
    »Frauenlogik«, brummte Stahl. »Wir wissen doch nicht, was los ist. Emma, du kannst mir noch soviel erzählen – ich gehe runter …«
    Er trat hinaus ins Treppenhaus, machte das Licht an und tappte die Treppe hinunter. Mehrmals blieb er stehen und lauschte. Nichts. Es kam keiner. Der späte Besucher wartete unten vor der Haustür.
    Mißmutig schloß Stahl diese auf und bedachte in seiner Mißstimmung gar nicht, daß der Besucher ja überhaupt nicht ins Haus konnte, wenn er keinen Schlüssel hatte und die Tür am Abend schon versperrt war. Fritz hatte einen Schlüssel gehabt, denn er hatte ihn bei seinem Krach mit ihnen in der Aufregung nicht abgegeben. Franz Stahl sperrte die Haustür auf, öffnete sie und wäre vor Überraschung fast umgefallen.
    »Du?« stammelte er fassungslos. »Du …?«
    »Ja, Vater.«
    Draußen stand in der lauen Frühlingsnacht, in einem hellen Trenchcoatmantel mit zwei großen Koffern neben sich, Lina und nickte ihrem Vater zu. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite wartete ein Taxi. Das Licht der Scheinwerfer fiel auf den Asphalt.
    »Kann ich raufkommen, Vater? Kann ich das Taxi wegschicken?« fragte Lina. »Ich bleibe aber für länger. Ich brauche ein Dach übern Kopf.«
    »Aber ja … natürlich …«, stotterte der Alte und schüttelte den Kopf. Er verstand das alles nicht, er brauchte erst Erklärungen. Aber drüben, auf der anderen Seite, stand das Taxi und wartete. »Schick es weg!« sagte er. »Selbstverständlich hast du hier ein Zuhause – wo denn sonst?«
    »Danke, Vater.« Lina winkte über die Straße, der Mietwagen setzte sich in Bewegung und verschwand.
    Stumm stiegen sie die Treppe empor. Lina voraus, der Vater mit den Koffern hinterher. Er musterte ihren schmalen Rücken und ihre blonden Locken, und Angst überkam ihn. Er hatte ja einen gesunden Menschenverstand, der es ihm ermöglichte, Vermutungen anzustellen, die zutrafen. Er blieb auf halber Treppe stehen und fragte:
    »Wo ist Heinrich?«
    Lina, die ebenfalls angehalten hatte, antwortete:
    »Ich habe ihn verlassen, Vater.«
    »Heißt das, daß du zurück zu Fritz willst?«
    »Ja.«
    »Großer Gott!«
    Der Schreck war fürchterlich. Franz Stahl hatte nicht den Mut, seiner Tochter in diesem Augenblick zu sagen, daß Fritz von ihnen an die Luft gesetzt worden war. Dazu brauchte er noch einige Zeit.
    »Lina«, bat er sie. »Lina, sag Mutter noch nicht gleich, was geschehen ist. Der Schlag könnte sie treffen. Sie ist in letzter Zeit immer so anfällig. Sag ihr, daß du uns für einige Tage besuchen willst –«
    »Mitten in der Nacht?«
    »So spät ist es ja noch nicht.«
    »Und Fritz? Soll ich ihm den gleichen Unsinn erzählen? Er ist doch oben bei euch?«
    »Komm«, antwortete Vater Stahl, »hier zieht's. Du erkältest dich sonst. Oder mich erwischt's.«
    Sie setzten ihren Weg fort.
    Das kann ja heiter werden, dachte Vater Stahl bei jeder Stufe aufs neue.
    »War Fritz schon auf allen Ämtern?« fragte Lina.
    »Ich denke, ja.«
    »Was heißt, du denkst?« Lina blieb wieder stehen. »Spricht er mit euch nicht darüber?«
    »Geh schon!« antwortete ihr Vater. »Merkst du denn nicht, wie's in diesem verdammten Treppenhaus zieht?«
    Emma Stahl saß immer noch am Küchentisch, die Handarbeit im Schoß, und blickte ihnen entgegen. Als sie ihrer Tochter ansichtig wurde, sprang sie überrascht hoch, so daß der Strickstrumpf zu Boden fiel, und rief: »Lina …!«
    »Guten Abend, Mutter. Vater sagte mir, ich könnte bei euch bleiben –«
    »Bei uns bleiben?«
    »Ja. Hoffentlich bist du auch damit einverstanden. Wo ist Fritz?«
    »Fritz?«
    Emma wechselte einen

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