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Morgen ist ein neuer Tag

Morgen ist ein neuer Tag

Titel: Morgen ist ein neuer Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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er wieder an, wandte sich zur Bahnpost und ließ sich am Nachtschalter das Branchenverzeichnis von Minden geben.
    Wenn nicht Vlotho, dann Minden, dachte er. Irgendwo auf der Welt wird es einen Anwalt geben, der mich vertritt.
    Lange saß er über der Liste der Rechtsanwälte. Immer und immer wieder wog er ab. Dann schrieb er sich einige Namen auf. Ich werde ihnen ein Vermögen bieten, wenn sie meinen Prozeß führen, dachte er grimmig. Und wenn mich tausend Anwälte vor die Türe setzen … der tausendunderste wird mich vertreten.
    Mit einem knappen Dank gab er das Branchenverzeichnis zurück und stieg wieder in seinen Wagen. Er blickte auf die Uhr am Armaturenbrett. Neun Uhr abends. Wenn er schnell fuhr, konnte er um halb zehn Uhr in Minden sein. Und er würde sie wieder abklappern … einen nach dem anderen, bis spät in die Nacht. Ich bezahle sie, dachte er verbissen. Und wer bezahlt, ist an keine Zeit gebunden. Langsam schnappte er über.
    Der Wagen schoß davon. Die starken Scheinwerfer fraßen sich in die Nacht und tauchten das Band der Chaussee in gleißendes Licht. Wie Schemen flogen die Bäume und Häuser an ihm vorbei. Zitternd kletterte der Kilometerzeiger auf die Zahl 120.
    Dort liegt Minden, dort amtieren neue Rechtsanwälte …
    Ein Vermögen für einen Anwalt …
    Die ersten Lichter der Vorstädte tauchten auf. Der Himmel reflektierte den Schein der Laternen in den Straßen.
    Mit überhöhter Geschwindigkeit fuhr Heinrich Korngold in Minden ein. An einer Straßenecke hielt er an und sah auf seine Liste.
    Nummer eins, dachte er grimmig.
    Sein Finger legte sich, wie Besitz ergreifend, auf den Namen.
    Es war – Dr. Schrader.
    Der Morgen dämmerte herauf. Verstört fuhr Lina empor und schaute sich um. Sie lag in einem weißen Eisenbett und hatte ihr langes Nachthemd an. Vor einem kleinen, schiefen Fenster hing eine dünne Tüllgardine. Der Boden war gebohnert und mit einem Kokosläufer belegt. Ein Spiegel und ein Waschbecken waren an der einen Wand, an der anderen ein weißer Schrank, zwei weiße Stühle und ein alter, brauner, mächtiger Tisch.
    Langsam erst, nach erschrockenem Suchen, kam ihr die Erinnerung an den vergangenen Abend zurück.
    Sie war durch die Straßen gefahren, mit jenem Taxi, dessen Fahrer sie immer dazu angehalten hatte, das Tempo zu drosseln, damit ihr nicht übel werde. In der Kasernenstraße hatte er vor dem Hause Nr. 15 angehalten und den Schlag aufgerissen.
    »Bitte«, sagte er. »Wir sind da.«
    Sie stieg aus, bezahlte und schellte dann unten an der Haustür, obwohl diese nicht verschlossen war. Dann ging sie scheu die Treppe hinauf bis zum vierten Stock, wo eine dicke Frau auf der Treppe stand und ihr erstaunt entgegensah.
    »Ja?« fragte sie mißtrauisch. Dabei musterte sie Lina von oben bis unten. Feine Frau, stellte sie im Inneren fest. Was will denn die von uns?
    »Sind Sie Frau Schmitz?« fragte Lina.
    »Allerdings.«
    »Ich möchte gern Ihren Mann sprechen.« Und als Lina sah, wie ein gewisses Funkeln in die Augen von Frau Schmitz trat, lächelte sie schwach und sagte rasch: »Wir sind alte Bekannte. Mein Mann –« sie stockte, denn der Ausdruck mein Mann für Fritz Bergschulte war seit Jahren so ungewohnt – »mein Mann war ein Freund von Ihrem Gatten.«
    »Kommen Sie rein«, meinte Frau Schmitz und gab den Weg frei, indem sie zur Seite trat. »Er ist zu Hause.« Und über die Schulter weg rief sie in das Innere der Wohnung: »Maxe – komm mal her! Hier ist jemand für dich!«
    Ins schmale Vorzimmer trat eine große, wuchtige Gestalt mit einem altmodischen und buschigen Schnauzbart. Er sah einen Moment verblüfft auf die Besucherin, riß die Augen auf und stotterte: »Mein Gott, die Lina! Die Lina Bergschulte! Na so was!« Er ergriff ihre beiden Hände, drückte sie fest und zog sie in die gemütliche Stube. »Was führt denn Sie hierher? Habe Sie ja fast vier Jahre nicht mehr gesehen. Seit damals …« Er stockte und wischte sich verlegen über den Schnauzbart. »Ja, der arme Fritz. Verdammt, immer die Besten müssen dran glauben …«
    »Er ist wieder da«, sagte Lina leise.
    »Was?« Max Schmitz sprang auf und riß dabei das Tischtuch vom Tisch. Ein Aschenbecher kollerte über den Teppich und verstreute seinen Inhalt auf diesen. »Der Fritz … der ist wieder da? Der ist gar nicht tot? Der ist zurückgekommen?«
    »Ja. Wir sind alle in die Irre geführt worden. Und darum bin ich hier bei Ihnen …«
    Und dann erzählte sie alles. Den Betrug Heinrich Korngolds, dem

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