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Mrs. Alis unpassende Leidenschaft

Mrs. Alis unpassende Leidenschaft

Titel: Mrs. Alis unpassende Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Simonson
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vorstellen können.«
    »Tut mir leid, aber ich bin mehr oder weniger dran vorbeigefahren und dachte mir, als langjähriges Juniormitglied könnte ich doch mal reinschauen und die Lage peilen.«
    »Und wie war die Lage?«
    »Dieser alte Clubsekretär ist ein verdammter Idiot. Aber dann traf ich Gertrude Dagenham-Smythe, und die hat alles wieder in Ordnung gebracht. Ich habe Sandy schon erzählt, wie witzig es war, sein Geschleime mit anzusehen. Du würdest nicht glauben, wie schnell der plötzlich einen Mitgliedsantrag für mich hatte!«
    »Ich muss selbstverständlich eine Bürgschaft für dich ausstellen«, sagte der Major. »Du hättest den Sekretär nicht verärgern sollen.«
    »Um ehrlich zu sein – Gertrude meinte, ihr Onkel würde für mich bürgen.« Roger gähnte herzhaft.
    »Lord Dagenham?«
    »Als sie es anbot, dachte ich mir, es wäre ganz gut, einen Bürgen zu haben, der in der Nahrungskette möglichst weit oben steht.«
    »Aber du kennst sie doch gar nicht«, sagte der Major, für den Gertrude immer noch die Frau mit dem Anglerhut war.
    »Wir haben Gertrude ein paarmal in der Stadt getroffen«, warf Sandy ein. »Sie hat Roger sofort wiedererkannt und Witze darüber gemacht, dass sie einmal, als sie im Sommer auf Besuch kam, total verknallt in ihn war.«
    Plötzlich sah der Major ein großes, dünnes Mädchen mit markantem Kinn und einer grünen Brille vor sich, das einen Sommer lang draußen auf der Straße herumgegeistert war. Er erinnerte sich, dass Nancy sie einige Male ins Haus gebeten hatte.
    »Ich weiß noch, dass Roger nicht sehr nett zu ihr war«, sagte er. »Aber wie auch immer – das kommt überhaupt nicht in Frage. Es ist völlig undenkbar, dass der Bürge nicht aus der eigenen Familie stammt.«
    »Wenn du darauf bestehst«, sagte Roger. Der Major kochte innerlich, als ihm klarwurde, dass Roger ihn in die Lage gebracht hatte, darum betteln zu müssen, dass man ihn vom gesellschaftlichen Aufstieg seines Sohns nicht ausschloss. »Weißt du noch, wie sie immer aus der Hecke heraussprang und mir Geschenke überreichte?«, fuhr Roger fort. »Sie war potthässlich, ich musste sie jedes Mal mit dem Pusterohr vertreiben.«
    »Roger!«, rief der Major. Der Status, den die junge Dame als Lord Dagenhams Nicht innehatte, reichte aus, um ihr eine gewisse Würde, wenn nicht gar Schönheit zuzusprechen.
    »Also, mittlerweile ist er ihr gegenüber sehr zuvorkommend«, bemerkte Sandy. »Sie hat ihn um Mithilfe beim Golfclub-Ball gebeten, und er hat sofort zugesagt. Nur gut, dass ich nicht eifersüchtig bin.«
    »Mit dem Ball bin ich alles andere als glücklich«, gestand der Major. »Es spuken da einige lächerliche Ideen herum, die ich mit deiner Hilfe unbedingt aus der Welt schaffen muss.«
    »Dafür bin ich genau der Richtige«, sagte Roger. »Ich will nicht, dass irgendetwas Albernes vom Hauptthema ablenkt – vom Ruhm des Namens Pettigrew.«
    »Aber das ist genau der Teil, den wir streichen müssen«, entgegnete der Major. »Ich mag es nicht, wenn unser Name im Zusammenhang mit billiger Unterhaltung herumposaunt wird.«
    »Aber wie soll unser Name denn sonst herumposaunt werden? Man hat mich gebeten, Großvater Pettigrew zu spielen. So was nenne ich ein geradezu unverschämtes Glück!« Er gähnte wieder.
    »Ich nenne das einen Skandal«, sagte der Major.
    »Es wird meinen gesellschaftlichen Aufstieg vorantreiben und dich keinen Penny kosten. Würdest du mir diese Chance wirklich verweigern?«
    »Wir würden uns nur blamieren.«
    »Auf dem Land blamiert sich doch jeder«, wandte Roger ein. »Der Witz besteht darin, dass man mitmacht, damit sie einem nicht misstrauen.«
    Der Major hatte nicht übel Lust, seinem Sohn für seine Ichbezogenheit mit der frisch geschrubbten Pfanne einen Schlag aufs Ohr zu verpassen.
     
    »Dein Vater ist einfach großartig«, sagte Sandy, als sie im Wohnzimmer beim Tee saßen. »Es ist unheimlich schön, zur Abwechslung mal mit jemand Normalem zu reden.«
    »Letzte Woche haben wir einen der größten Kunstsammler Europas kennengelernt«, berichtete Roger. »Ein Russe – ihm gehört ein ganzes Haus am Regent’s Park.«
    »Ich glaube nicht, dass es deinem Vater gefallen hätte«, wandte Sandy ein.
    »Er besitzt sechs Picassos, und die Armaturen in den Toiletten sind aus Amethyst«, fuhr Roger fort. »Wir plauderten zehn Minuten mit ihm, und schon hatte Sandy den Auftrag in der Tasche, seiner Freundin eine vollständige Garderobe zu liefern.«
    »Ich bewundere Männer,

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