Mrs Murphy 04: Virus im Netz
dem Haus, gerade als Cynthia hinter einer dicken Eiche hervortrat. Sie ging auf das Trio zu.
»Du hast ihn ja nicht gewollt. Du bist zur selben Zeit mit Jake Berryhill ins Bett gegangen.«
Kerrys Gesicht war wutverzerrt. »Lügnerin.«
»Du hast es mir selbst erzählt. Du hast gesagt, du wüsstest, dass Norman dich liebt, und er wäre süß, aber langweilig im Bett.« Aysha kostete diesen Moment aus.
Kerry kreischte: »Du Miststück!«
Wieder riss Norman sie auseinander, mit Cynthias Hilfe. Es war ihm entsetzlich peinlich, sie zu sehen.
»Um Gottes willen, hört auf. Das haben die Freelys nicht verdient!« Harry kniff die Lippen zusammen, als sie zu ihnen hinüberrannte.
»Norman, sag ihr, dass du sie verlässt.«
»Das kann ich nicht.« Norman schien vor aller Augen zu schrumpfen.
Kerrys Schluchzer verwandelten sich in rasenden Hass. »Dann hoffe ich, dass du tot umfällst!«
Sie entwand sich Cynthia, die sie wieder packte. »Zeit, nach Hause zu fahren, bis Sie formell angeklagt werden.« Sie schob Kerry in den Streifenwagen.
Norman wandte sich betreten an die kleine Gruppe: »Ich bitte um Entschuldigung.«
»Haut ab«, sagte Harry tonlos.
Aysha drehte sich um und ging vor Norman zum Wagen, als ihre Mutter die Haustür aufstieß. Ottoline rief Tochter und Schwiegersohn etwas zu, aber sie achteten nicht auf sie.
Miranda verschränkte die Arme und schüttelte den Kopf. »Norman Cramer?«
30
Beim Auffüllen der Frankiermaschine bekam Harry jedes Mal klebrige rote Stempelfarbe an ihre Finger und ihr T-Shirt, und auch der Schalter bekam etwas ab. Sosehr sie auch aufpasste, Harry schaffte es immer, etwas zu verschütten.
Mrs Hogendobber holte ein Handtuch und wischte die Tropfen ab. »Sieht aus wie Blut.«
Harry klappte den Deckel der Maschine zu. »Macht mir eine Gänsehaut – nach allem, was passiert ist.«
Little Marilyn kam mit einem forschen »Hallo« herein. Sie öffnete ihr Schließfach mit solchem Schwung, dass die Tür aus Metall und Glas gegen das Nachbarfach knallte. Sie nahm ihre Post heraus, sortierte sie beim Papierkorb, kam dann an den Schalter. »Ein Brief von Steve O’Grady aus Afrika. Schauen Sie sich auch so gerne ausländische Briefmarken an?«
»Ja. Das ist eine Art Miniaturkunst«, erwiderte Miranda.
»Als Kerry, Aysha und ich nach dem College in Europa waren, sind wir eine Weile in Florenz geblieben, dann haben wir uns getrennt. Ich hatte ein Interrail-Ticket, und ich bin wohl durch jedes Land gesaust, das nicht hinter dem Eisernen Vorhang lag. Die vielen Postkarten und Briefe hab ich den anderen vor allem geschickt, damit sie die Marken bekamen, nicht so sehr, damit sie mein Gekritzel lasen. Wir haben uns fleißig Briefe geschrieben.«
Miranda bot Marilyn ein Stück frisches Bananenbrot an. »Ihr seid so lange die allerbesten Freundinnen gewesen. Was ist passiert?«
»Nichts. Jedenfalls nicht in Europa. Wir hatten unterschiedliche Pläne, aber keine war den anderen böse deswegen. Kerry ist als Erste nach Hause gefahren. Sie war in London und bekam Heimweh. Aysha lebte in Paris, und ich bin in Hamburg gelandet. Mom meinte, ich sollte mir entweder einen Job suchen oder den Porsche-Direktor heiraten. Ich hab ihr erklärt, dass der in Stuttgart sitzt, aber sie fand das gar nicht komisch. Ich hab die Briefe noch, die wir uns damals geschrieben haben. Ayshas waren sehr ausführlich. Kerrys Briefe waren eher sachlich. Es war die Geschichte mit Norman, die uns drei Musketiere auseinanderbrachte. Auch als ich schon verheiratet war, haben wir noch zusammengesteckt. Als Kerry dann mit Norman zusammen war und ich von dem Monster geschieden wurde, haben wir viel gemeinsam unternommen.«
»Vielleicht besitzt Norman verborgene Talente«, grübelte Harry.
»Sehr verborgen«, rief Mrs Murphy aus der Tiefe des Postkarrens.
»Kerry war davon überzeugt. Sie hatten immer Gesprächsstoff.« Marilyn lachte. »Aysha kriegte auf einmal Torschlusspanik – à la ›Alle deine Freundinnen sind verheiratet, nur du nicht‹. Dann hat Ottoline ihr auch noch in den Ohren gelegen.«
Mrs Murphy steckte den Kopf aus dem Postkarren. »Panik? Das muss ein schwerer epileptischer Anfall gewesen sein.«
Pewter schob sich durch das Katzentürchen. »Ich bin’s.«
»Ich weiß«, rief Murphy. Pewter sprang zu ihr in den Postkarren.
»Ist es nicht ein Wunder, dass die beiden Katzen Kerry gefunden haben?« Marilyn beobachtete die beiden Tiere, die sich im Postkarren herumwälzten und balgten.
»Die
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