Nach dem Sturm: Roman (German Edition)
Regen auf das Vordach, und immer mehr Menschen versammelten sich auf den Gehsteigen.
Cohen schaute sich im Café um, als könnte er irgendwo eine Lösung für sein Problem finden.
»Wie lange hast du es schon?«, fragte Charlie.
»Was denn?«, fragte Mariposa.
Charlie lachte. »Verdammt, hast du es nicht mal deiner Freundin erzählt? Jetzt fühl ich mich nicht mehr ganz so schlecht.«
Cohen saß schweigend da und starrte vor sich hin.
»Wie lange hast du es schon?«, fragte Charlie erneut.
»Ziemlich lange.«
»Du verdammter Scheißkerl. Und die ganze Zeit über wusstest du, dass ich da draußen bin, und dass diese verrückten Arschlöcher da unten rumbuddeln und rumballern und manchmal nur rumballern, und du hast mich einfach weitermachen lassen. Ich sollte dir die Kniescheiben zerschießen, und zwar gleich jetzt, und dich dann darauf kriechen lassen.« Er biss die Zähne zusammen, während er sprach, und es wirkte, als könnte er jeden Moment abdrücken.
Mariposa sagte: »Cohen?«
»Halt die Klappe«, befahl Charlie. Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und kratzte sich an der Wange. »Du bist ein komischer Kerl, Cohen. Das muss ich zugeben. Abgesehen davon, dass du ein beschissener Lügner bist. Du sitzt auf einem Schatz und lebst allein da draußen wie diese anderen Verrückten, die im Schlamm versinken, dabei könntest du ganz woanders sein. Und warum das alles? Wegen Elisa? Das kann doch nicht wahr sein. Wenn dein Vater jetzt hier wäre, würde er dir den Arsch versohlen für so viel Dummheit.«
»Nimm ihren Namen nicht in den Mund«, sagte Cohen.
»Fang bloß nicht an zu heulen.«
»Außerdem hab ich dich nicht angelogen.«
»Red dich nicht raus, wir wissen beide, was es ist, und dass dieser Scheiß nichts mehr bedeutet, weil wir jetzt was Geschäftliches regeln müssen. Und die kurzen und knappen Regeln lauten ganz einfach, dass du jetzt aufstehst und mich hinbringst. Ihr beide.«
»Sie hat nichts damit zu tun.«
»Dann hat sie halt Pech gehabt.«
Cohen schüttelte den Kopf. »Ich kann dich nicht hinbringen, weil ich es nicht hier habe.«
Charlie warf den Kopf zurück und schaute ihn ungläubig an. »Mein Gott«, sagte er, »müssen wir jetzt noch mal von vorn anfangen? Wirklich?«
»Ich weiß, wo es ist.«
»Ja, verdammt, klar weißt du das. Und da gehen wir jetzt hin.«
»Es ist da unten.«
»Das ist doch Blödsinn. Es ist unmöglich, dass du hier oben bist und das Zeug da unten.«
»Es ist kein Blödsinn. Ich hab dir doch schon erzählt, dass wir flüchten mussten, als diese Typen aufkreuzten. Da ist es zurückgeblieben. Im Jeep, wo ich es verstaut habe, bevor wir losfuhren.«
Trotz seines Misstrauens gegenüber Cohen war Charlie klar, dass er die Wahrheit sagte. Er war zu intelligent, eine derartige Lüge zu erzählen, während eine Pistole zwischen seine Beine gerichtet war.
»Wie viel ist es?«, fragte Charlie.
»Ich hab’s nie gezählt.«
»Heilige Scheiße. Mehr Geld, als man zählen kann. Ich hab immer mal Leute so was sagen hören, aber ich hab nie einen getroffen, der es auch so meinte.«
Cohen lehnte sich zurück. Er schaute Mariposa an. Sie starrte ihn an, als wäre sie nicht sicher, wer da neben ihr saß.
»Was fährst du für einen Wagen?«, fragte Charlie.
»Pick-up. Und ich brauch immer noch Benzin.«
»Ich hab welches.«
»Aber wir müssen warten, Charlie. Es ist ziemlich brutal dort unten zurzeit.«
»Es war immer brutal.«
»Die Stürme haben seit Wochen nicht aufgehört. Wir haben es kaum bis hierher geschafft.«
»Ich weiß, dass es schlimm ist und immer schlimmer wird mit jedem Tropfen, der auf den Boden fällt. Einen besseren Zeitpunkt als jetzt wird es sowieso nie geben.«
Charlie nahm einen Schluck aus seinem Flachmann. Dann hielt er inne und überlegte.
»Sie fährt mit mir im Laster und du hinterher.«
»Nein, verdammt, nein«, sagte Cohen.
»Doch, verdammt. Du glaubst doch nicht, dass ich euch beide neben mich setze und dann durch diesen Wahnsinn fahre? So verrückt bin ich nicht. Ich muss nur einmal abgelenkt werden, und dann fällst du über mich her. Sie fährt bei mir, und du folgst uns. Der Laster ist ziemlich schwer, und das wird uns helfen.«
»Ich möchte wissen, was los ist«, sagte Mariposa.
Charlie nahm das Zigarettenpäckchen, zog eine heraus und sagte, erzähl du es ihr.
Cohen strich sich mit der Hand über den Nacken und schaute sie an. »Im Jeep hab ich eine Menge Geld. Geld, nach dem Charlie und viele andere Leute
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