Nachspielzeit: Eine unvollendete Fußballkarriere (German Edition)
touristisch angehaucht. Das stört mich allerdings in keinster Weise, denn ich benötige ein paar kleine Souvenirs für meine Lieben daheim. Glücklicherweise werde ich schnell fündig. Und ein Training im Feilschen gibt es gratis dazu.
Vom Markt aus ab über die Straße zum Informationscenter. Ich will mich über eine mögliche Tour auf den Gunung Agung erkundigen. Er ist mit etwas mehr als 3100 Metern der größte Vulkan und gleichzeitig die höchste Erhebung auf ganz Bali. Für die Balinesen ist der Berg ein gesegneter Ort und gilt als Sitz der Götter. Und ich will da unbedingt hoch. Das war eines der wenigen Vorhaben, die ich mir vor meinem Flug fest vorgenommen hatte. Ohne fachkundige Hilfe sollte man dort aber nicht hochkraxeln. Wie man hört, hat schon der eine oder andere bei Alleingängen das Zeitliche gesegnet.
Mit gesamtem Hab und Gut unterwegs.
Es gibt verschiedene Wege hoch auf den Vulkan, und ich mache der freundlichen Dame an der Rezeption unmissverständlich klar, dass ich die harte Route will. Denn nur die führt bis ganz nach oben auf den Gipfel. Die nette Frau zerschlägt jedoch ziemlich abrupt meine Hoffnung. Es werden mindestens zwei Teilnehmer für das Vorhaben benötigt, und in der Regel dauert es ein bis zwei Wochen, bis sich ein Mitstreiter findet. Etwas geknickt setze ich mich mit meinem Reiseführer auf die Treppen vor das Gebäude. Lässt sich nicht ändern, also lese ich, was ich sonst noch so alles hier anstellen kann, und schmiede Pläne für den restlichen Tag.
Etwa zehn Minuten später läuft auf einmal die Dame vom Infocenter aufgeregt in meine Richtung. Gerade eben sei ein weiterer Interessent eingetroffen. Amar, neunzehn Jahre, aus London, indisch-pakistanischer Abstammung. Er ist mir auf Anhieb sympathisch. Er arbeitet hier für ein paar Wochen in einem Waisenhaus und hat sich genau dasselbe Ziel gesetzt, den Gipfel des Gunung Agung. Zufälle gibt’s. Oder vielleicht auch nicht? Mir kommt es vor, als fügt sich hier ohnehin eines zum anderen, ich muss gar nicht viel dafür tun. Amar kann erst in drei Tagen los. Ich wollte zwar am liebsten schon morgen hoch, aber ich stelle meine Reiseroute einfach um. Wir buchen die Tour und verabschieden uns einstweilen.
Ach ja, Kulturtag. Mein nächster Weg führt mich in das Puri-Lukisan-Museum. Die Idee ist es, an diesem Ort talentierte balinesische Künstler der Öffentlichkeit zu präsentieren, sagt mir eine kleine Broschüre. Der Museumskomplex ist wunderschön und besteht aus drei Haupthallen. Diese verteilen sich über eine annähernd kreisförmige Anlage mit einem wild bewachsenen, aber sehr gepflegten Park. Im Zentrum liegt ein kleiner, idyllischer See.
Als ich die erste Halle betrete, muss ich grinsen. Wenn das jetzt meine Eltern und Freunde sehen könnten, die würden sich kaputtlachen. Denn ich bin nicht wirklich bekannt für meinen Sinn für Kunst. Um die Werke hier bewerten oder einschätzen zu können, habe ich dann auch zu wenig Ahnung von der Materie. Muss ich aber auch gar nicht. Ich gehe einfach danach, was mir gefällt und was eben nicht. Wirklich enthusiastisch werde ich bei den Ausstellungsstücken nicht, aber einige Arbeiten beeindrucken mich dennoch sehr, wie die geschnitzten Holzskulpturen, die mit unfassbar viel Liebe zum Detail bearbeitet wurden. Jeder kleine Schmetterling, jede kleine Blume, jedes einzelne Blatt auf einer Figur peinlich genau aus dem Holz geritzt. In den anderen beiden Hallen hängen balinesische Gemälde. Bei einem Bild bleibe ich etwas länger stehen, denn es macht mich stutzig. Darauf ist, ein wenig versteckt, ein kleiner Korb abgebildet. Und da liegen doch Weißwürschtl drin! Schön aneinandergereiht. Könnte ich schwören. Ist zugegeben etwas unwahrscheinlich, aber das hält mich nicht davon ab, mit meinem Fotoapparat ordentlich ranzuzoomen und diesen Anblick für die Nachwelt festzuhalten. Heimatgefühle auf Bali, wie schön.
Beschwingt mache ich anschließend einen Abstecher in eines der Internetcafés, um den zweiten Teil meines «Newsletters» an die Leute zu Hause zu schreiben. Einige haben mir seit dem letzten Mal geantwortet, und ich freue mich unheimlich darüber. Auch wenn es mir hier inzwischen blendend geht, sind ein paar Zeilen aus der fernen Heimat Balsam für meine Seele.
Um meinen Tag der Kunst und Kultur gebührend abzurunden, besuche ich am Abend einen volkstümlichen Tanzauftritt. Keine Ahnung, ob ich einfach eine schlechte Gruppe erwischt habe, aber um ehrlich zu sein, bin
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