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Nacht der Seelen - Armintrout, J: Nacht der Seelen

Nacht der Seelen - Armintrout, J: Nacht der Seelen

Titel: Nacht der Seelen - Armintrout, J: Nacht der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Armintrout
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jemanden zu lieben, der seine Geheimnisse für sich behielt, auch wenn derjenige es nicht brauchte und zu schweigen manchmal sogar ungesund für ihn war. Ich wollte ihm gern sagen, dass die Dinge besser werden würden, denn so war es, aber jetzt war nicht der rechte Zeitpunkt.
    „Hör mal, Nate will dich wahrscheinlich noch mal sprechen, bevor wir losfahren.“ Ziggy schaute mich überraschend verständnisvoll an. Manchmal ließ ich mich von seiner „Ich bin ein tougher Teenager“-Haltung wirklich in die Irre führen.
    Oben saß Nathan im Schlafzimmer. Er hielt die Kiste, in der sich mein Herz befand, in den Händen. Sie war offen, aber bis auf die Verpackung, die aus Luftpolsterfolie bestand, konnte ich nichts erkennen. Ich unterdrückte mein Lachen, als ich sah, wie billig, wie profan, die Lösung zu dem Problem aussah, mein okkultes Geheimnis, mein Leben, zu schützen.
    Als ich mich neben ihn setzte, schaute er nicht auf, und dann sah ich den Holzpflock, der neben ihm auf der bunten Tagesdecke lag. Mir lief es kalt den Rücken hinunter. Ich spielte verschiedene Möglichkeiten durch, wie es sein musste, wenn jemand über mein Grab lief. Ich versuchte, das Objekt meiner bevorstehenden Zerstörung nicht ebenso fasziniert wie schockiert anzustarren.
    „Wir sind fertig; wir können losgehen“, ließ ich ihn leise wissen und hoffte, dass die letzten wenigen Worte, die ich an ihn richtete, nicht auf starres Schweigen treffen würden. „Nathan, ich …“
    Er drehte sich zu mir um und nahm mich in den Arm, dann bedeckte er meinen Mund mit einem Kuss. Der warfast schmerzhaft, denn Nathan schien so verzweifelt zu sein. Viel zu fest hielt er mich in seinen Armen. Als er mich wieder losließ, zitterte er. „Ich kann dich nicht gehen lassen. Ich kann das nicht tun.“
    Ich schloss die Augen und spürte, wie mir eine kalte Träne die Wange hinablief. Auch Nathan weinte. Ich erzählte ihm nicht, dass er es schaffen, oder dass alles gut werden würde. Also sagte ich einfach: „Du musst aber.“
    Er nickte. Sein Gesicht war vor Schmerz verzerrt, und er stieß mit rauer Stimme ein Schluchzen aus.
    Ich legte meine Arme um ihn, erst dann fing ich richtig an zu weinen. Sein Körper fühlte sich so fest und tröstlich an, so vertraut neben meinem. Zu denken, dass ich ihn in einigen Stunden, vielleicht sogar noch früher, nicht mehr festhalten konnte … Ich konnte mich selbst noch nicht mal mit dem Gedanken trösten, dass ich ja vielleicht zurückkommen könnte. Nathan würde es versuchen, daran hatte ich keinen Zweifel. Aber es gab auch keine Garantie dafür, dass es funktionieren würde … noch die Illusion, dass ich mich im Leben nach dem Tod an ihn erinnern würde. Ich war schon dort gewesen. Ich hatte gesehen, was es bedeutete, tot zu sein, jedenfalls, was es für Vampire bedeutete. Am nächsten Morgen würde ich weder erinnern, wer Nathan war, noch wer ich war.
    Es kostete mich mehr Kraft, Nathan wieder loszulassen, als ich mir selbst zugetraut hatte. Alles in mir schrie danach, dass ich ihn weiter umarmen sollte, ihm noch einen Kuss geben, ihm sagen sollte, dass ich ihn liebte – nur noch ein letztes Mal. Aber ich wusste, wenn ich dem nachgeben würde, gäbe es immer wieder „nur noch ein letztes Mal“ und ein weiteres und so fort. Und das würde keinem von uns helfen. Nathan wusste das auch, daher versuchte er mich nicht aufzuhalten, als ich aufstand und ging.
    „Alles okay?“, fragte Bill, als ich unten auftauchte, und ich gab mir redlich Mühe, mir meine innere Zerrissenheit nicht anmerken zu lassen. „Mir geht es gut. Es ist nur schwer, wegzugehen, ohne zu wissen, ob ich wiederkomme.“
    „Du wirst wiederkommen.“ Ziggy nahm meine Hand und drückte sie. Ich war geschockt, denn er fasste eigentlich niemanden an. Und im nächsten Moment fühlte ich mich wie eine Lügnerin.
    „Lasst uns los.“ Ich wandte mich ab. „Dann haben wir es hinter uns.“
    Das Farmhaus des Souleaters wirkte ein bisschen schick gemacht für den Anlass. Zwar gab es Ziggy zufolge nichts, was es gemütlicher gemacht hätte, aber die Fackeln, die die Auffahrt beleuchteten, sorgten zumindest dafür, dass es weniger abweisend wirkte.
    „Da gehen Leute die Auffahrt hinauf. Das ist ein Trost.“ Carrie setzte sich ihre gruselige Goldmaske auf. „Solange ich nicht die Einzige bin, die zu Fuß kommt, sollte ich nicht auffallen.“
    Darüber hatten sie auf der Hinfahrt nachgedacht. „Weißt du noch, das Silvester mit den Vampiren? Cyrus

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