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Nachtblind

Nachtblind

Titel: Nachtblind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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»Vielleicht nicht, weil es noch eine andere gute Möglichkeit gibt, über die Banker allerdings nicht gerne sprechen. Und diese Möglichkeit besteht darin, dass der Betroffene einen Mann bei der Bank bestochen hat, dem System zuzustimmen – oder der Banker streicht Provisionen ein, ohne neugierige Fragen zu stellen.«
    »Aber wie auch immer, der Mann von der Bank müsste wissen, dass es sich um unsauberes Geld handelt, oder?«
    »Ich sehe keine Möglichkeit, wie er das vermeiden könnte, wenn sein IQ über achtzig liegt«, antwortete Bone. Und dann: »Ich hoffe, ich habe damit keinen Kollegen in die Pfanne gehauen.«
    »Du wirst es bald aus den Medien erfahren«, sagte Lucas.
    Bone war ein cleverer Mann. Er konnte sich denken, dass Lucas nicht mit einer Routinesache beschäftigt war. »Alie’e?«
    »Du wirst es erfahren«, wiederholte Lucas.
     
     
    Del rief an und schlug vor, sich in St. Paul zu treffen. Lucas erkundigte sich telefonisch im Krankenhaus nach Marcys Ergehen, hörte nichts Neues. Er fuhr über den Fluss nach St. Paul. Rodriguez’ Büro befand sich im Windshuttle Building, das über eine Fußgängerbrücke mit der Galtier Plaza verbunden ist. Lucas stellte den Wagen im Galtier-Parkhaus ab und traf Del und Lane auf der Brücke.
    »Er ist jetzt da unten, redet mit seiner Sekretärin«, sagte Lane und gab Lucas ein kleines Pentax-Fernglas. »Siehst du das Büro von Temps? Ein Fenster links davon – der Mann in dem rosa Hemd.« Lucas schaute nach unten, sah sich den Mann im rosa Hemd an.
    Rodriguez war ein recht unauffälliger Mann. Er hatte schütteres braunes Haar und einen Bauch, war knapp unter eins-neunzig groß und sah nicht aus wie ein Latino, eher wie ein durchschnittlicher Weißer aus Minnesota. Er schaute aufmerksam auf den Computermonitor der Sekretärin, sagte etwas zu ihr, sah auf den Drucker, dann wieder auf den Bildschirm, tippte mit dem Finger darauf, wandte sich erneut dem Drucker zu, der jetzt ein Blatt Papier ausspuckte.
    Das häufige Drehen des Kopfes verschaffte Lucas einen guten Blick auf sein Gesicht. »Seid ihr sicher, dass das unser Mann ist?«
    »Ja, das ist er«, antwortete Lane.
    »Er sieht wie ein Mann aus dem Stadtrat aus.« Lucas wandte sich an Del. »Was hast du beim County-Staatsanwalt rausgefunden?«
    »Er hat ein ziemlich volles Strafregister als Jugendlicher in Detroit, meistens Einbruch. Man glaubt, dass er schon früh mit dem Dealen angefangen hat, als Kurier mit dem Fahrrad, aber dann hat er selbst die Nase in den Stoff gesteckt. Hat nicht viel mit dem Dealen verdient … Dann ist er einfach von der Bildfläche verschwunden. Niemand hat versucht rauszufinden, wohin er sich abgesetzt hatte, man war eher froh, nichts mehr mit ihm zu tun zu haben. Während der Zeit der Aufsicht hat das Jugendamt mehrere Beurteilungen über ihn erstellt. Darin steht, dass er recht intelligent ist, aber auch, dass er nur fünf Schuljahre absolviert hat.«
    »Okay«, sagte Lucas. Er gab Lane das Fernglas zurück. »Du gehst jetzt nach Hause, ruhst dich aus, trinkst ein paar Flaschen Bier, triffst deine Freundin – was auch immer. Aber ich möchte, dass du dich morgen früh ab neun Uhr diesem Mann an die Fersen heftest, ohne Unterbrechung, Tag und Nacht, so lange, bis wir ihn hochnehmen.«
    »Okay«, nickte Lane. »Und was macht ihr?«
    Lucas sah Del an. »Wir sollten jetzt mal mit Rose Marie reden.«
     
     
    Als Lucas und Del ankamen, hatte Rose Marie gerade eine Pressekonferenz hinter sich. Die beiden sahen durch die Glastür des Vorzimmers, wie sie mit fuchtelnden Armen auf ihre Sekretärin einredete, die voller Mitgefühl den Kopf schüttelte. Lucas stieß die Tür auf, und sie traten ein. Rose Marie nickte ihnen zu, wandte sich wieder an die Sekretärin, um den begonnenen Satz zu Ende zu führen, dann fiel ihr Blick jedoch auf Dels »Lick-Dick«-T-Shirt, und sie zuckte zusammen, vergaß, was sie sagen wollte, fragte: »Was ist los?«
    »Wir müssen mit Ihnen reden.«
    Sie gingen in Rose Maries Büro, schlossen die Tür hinter sich, und Lucas sagte: »Ich glaube, wir haben Alie’es Mörder gefunden. Mit achtzigprozentiger Sicherheit, würde ich sagen.«
    Rose Marie sah die beiden nacheinander an, fragte dann: »Wer ist es?«
    »Ein Mann namens Rodriguez.« Sie erklärten ihr die Zusammenhänge. Als sie fertig waren, stellte Rose Marie fest: »Wir wissen also, wer es ist, können ihn jedoch nicht überführen.«
    »Das trifft den Nagel auf den Kopf«, bestätigte Lucas. »Wenn wir

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