Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)
ich vertrete einen sehr, sagen wir ... exklusiven ... Klientenkreis.“ Na sieh mal einer an. Sein Lächeln wird gönnerhafter. „Dies lässt mir zum einen einen gewissen Spielraum, um meine Zeit einzuteilen.“ Hat er mir zugezwinkert? „Und zum anderen kann ich auf ein gewisses Maß an Ressourcen zurückgreifen, um mich zum Beispiel schnell von einem Ort zum anderen zu bewegen.“
Ah, jetzt ... ja. Ich beuge mich ein Stückchen vor und verschränke meine Hände über meinem oben aufliegenden Knie.
„ Sie meinen, ich rufe Sie an und Sie springen in den ‚um die Ecke‘ geparkten Privatjet, um mir zu helfen?“
Er wirft mir einen verschwörerischen Blick zu. „So etwas in der Art.“
Ich kann nicht anders, ich muss lachen. „Wenn Sie jetzt noch eine schwarze Fledermausmaske und ein dunkles Cape anlegen, sind Sie perfekt als Superheld.“
Er greift nach seinem Weinglas und setzt es schmunzelnd an die Lippen. „Sie wären vielleicht überrascht.“
Ich lache erneut auf und fahre mir durch die Haare. „Das würde ich gerne sehen.“ Ich zwinkere ihm zu.
„ Vielleicht lässt sich das ja irgendwann einmal einrichten.“ Er zwinkert zurück und ein kleines Lächeln umspielt seine Züge.
Ich sehe weg und dann wieder zu ihm. Er betrachtet mich ruhig über den Rand seiner Brille hinweg und kreiselt langsam sein Glas in den Händen. Die rote Flüssigkeit darin reflektiert die Lichter der Decke, und diese zaubern ein wirbelndes Lichterspiel hinein. Für einen Moment verliere ich mich darin und als ich meinen Blick wieder hebe, bemerke ich, dass sich meine Finger in mein Haar verirrt haben. Nicht nur das, gedankenverloren zwirbele ich eine der dunklen Strähnen darum. Hoppla! Wann ist das denn passiert?
Sofort lasse ich meine Hände sinken und werfe ihm einen halbschrägen Blick zu. Er scheint es entweder nicht bemerkt oder gekonnt übersehen zu haben. Was mache ich hier eigentlich? Etwa flirten? Mit diesem Mann? Ich halte kurz inne, um über mich selbst den Kopf zu schütteln. Wenn es einen Grundsatz in meinem Leben gibt, dann ist es der, mich eben nicht auf etwas einzulassen. Es hat einfach keine Zukunft, wenn man so lebt wie ich. Ich habe mich damit arrangiert.
Ich beobachte noch einen Moment lang, wie er mich beobachtet, und beschließe dieses Spiel dann zu beenden. Am besten eignen sich dafür harte Fakten – und was könnte besser sein, als über Geld zu reden? Also räuspere ich mich und breche damit den Zauber seiner Augen. Den Zauber seiner Augen? Auweia ...
Ich räuspere mich, damit meine Stimme so beherrscht klingt, wie ich sie haben will. Ich bin darin geübt, nur mal so unter uns.
„ Nun, Sir, dann verraten Sie mir mal, was mich das kosten würde.“ Er zieht eine Augenbraue hoch und ich beeile mich zu sagen: „Nicht Ihr Superheldenkostüm. Das heben wir uns für später auf, wenn wir uns vertrauter sind.“ Ding, Dang, Dong ... Was bitte rede ich denn da?
Ich greife nach dem Rotweinglas und trinke schnell einen Schluck. Der Geschmack des Weins und der Schock des Alkohols ernüchtern mich sofort und ich muss an mich halten, ihn nicht augenblicklich wieder auszuspucken. Bewusst schlucke ich ihn hinunter und stelle das Glas vorsichtig zurück auf den Tisch.
„ Ich fürchte, ich muss Sie enttäuschen“, schmunzelt er. „In europäischen Gerichtssälen sind Masken und Capes verboten.“
„ Das macht gar nichts“, krächze ich und täusche ein räusperndes Husten vor. „Entschuldigung. Ein Anzug reicht mir.“
Er sieht an sich hinunter. „So einer wie dieser hier?“ Prüfend fährt er mit den Händen über die Aufschläge seiner Anzugjacke und sieht mich dann an.
„ Ja, so etwas in der Art“, bestätige ich und habe meinen Brechreiz wieder unter Kontrolle.
„ Das kostet aber extra.“
Ich nicke nur. „Was mich zurück zu meiner ursprünglichen Frage bringt.“
Er nennt einen Preis und mir bleibt kurzerhand die Spucke weg. „Aber ich mache Ihnen einen Freundschaftspreis. Sagen wir 70 Prozent?“
Jetzt bin ich immer noch sprachlos. Ja, bei diesem Gehalt würde ich mir auch keine Sorgen um meine Spesen machen. „Das ist ein stolzer Preis.“ Ich taxiere ihn abschätzend. „Mit Verlaub, aber sind Sie denn Ihr Geld auch Wert?“ Nicht, dass ich mir die volle Summe nicht leisten könnte, aber man muss die sprichwörtliche Katze ja nicht im Sack kaufen.
„ Jeden Cent“, erklärt er feierlich.
„ So gut sind Sie also?“ Ich zwinkere ihm zu – schon wieder – und er
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