Nachtflug Zur Hölle
Armee der Republik Litauen seit den ruhmreichen Tagen der Großfürsten. Die Brigade Eiserner Wolf ist die beste Armee Europas gewesen. Wir werden alle Eindringlinge vertreiben und unsere Republik wieder zu einer stolzen Nation machen.«
Die anderen Kampfschwimmer schüttelten den Kopf – manche staunend, andere eher belustigt. Delbert machte sich Sorgen wegen des unmittelbar bevorstehenden Unternehmens. »Wie stark sind diese Ersten Dragoner?«
Dem Mann widerstrebte es offensichtlich, weitere Informationen über seine Einheit preiszugeben. Statt dessen bemühte er sich um einen jovialen Tonfall und fragte: »Ihr seid Amerikaner? Dann seid ihr uns als Verbündete willkommen. Amerika ist das Land der Freiheit. Ihr könnt uns helfen, die Russen zu vertreiben…«
»Ich will wissen, wie stark die Ersten Dragoner sind!«
Das klang unüberhörbar drohend, und die Litauer, die froh waren, ihren Auftrag erfüllt zu haben, ohne in russische Gefangenschaft geraten oder erschossen worden zu sein, dachten nicht ernstlich an Widerstand. »Achttausend, vielleicht zehntausend Mann«, antwortete der Litauer. »Aus Dörfern und Städten kommen täglich neue Rekruten. Auch viele Landsleute aus anderen GUS-Einheiten. Alle sind stolz darauf, zu uns zu gehören.«
»Wer ist euer Kommandeur?«
Der Mann zögerte erneut – aber sein Stolz auf die Brigade Eiserner Wolf und ihren Kommandeur war stärker als alle Besorgnisse. »Unser Kommandeur ist General Dominikas Palcikas, Gott schütze ihn.«
Der Name sagte Delbert nichts.
»Wir kämpfen für Litauen. Wir folgen General Palcikas. Wir tragen das Banner des Großfürsten und kämpfen für die Freiheit.«
Ja, ja, schon gut, dachte der Bootsmann. Er hatte nur noch Zeit für ein, zwei Fragen. »Seid ihr eine Guerillaarmee?« Als er sah, daß der andere nicht gleich verstand, was er meinte, fragte er weiter:
»Kämpft ihr als Partisanen? Oder habt ihr ein richtiges Hauptquartier? Wo ist euer Hauptquartier?«
»Fisikus«, antwortete der Litauer breit grinsend.
Delbert wäre vor Verblüffung beinahe nach hinten gekippt, »Haben Sie Fisikus gesagt? Sie meinen das Fisikus-Institut bei Wilna?«
Der Mann nickte begeistert. »Der Ort, an dem die Weißrussen unsere Landsleute massakriert haben, wird das Machtzentrum der rechtmäßigen Republik Litauen und das Hauptquartier der Ersten Dragoner des Großfürsten«, sagte er stolz. »Genau in diesem Augenblick erobern wir das Institut und nehmen es für uns in Besitz.
Außerdem zerstören wir weitere Stützpunkte, Fernmelde- und Kommandozentralen, Flugplätze, Nachschublager und Unterkünfte. Mit Gottes Hilfe werden wir unser Land befreien!«
Delbert schüttelte überrascht den Kopf und gab seinen Männern ein Zeichen, zum Strand und ihrem wartenden Schlauchboot zurückzukehren – wenn die Sprengladungen in zehn Minuten detonierten, mußten seine Leute und er sich bereits wieder auf See befinden.
»Vielleicht bekommen Sie Ihren Wunsch erfüllt, mein Freund«, sagte er, als er aufstand, um den anderen zu folgen. »Mit etwas Hilfe vom lieben Gott – und viel Hilfe vom United States Marine Corps.«
4
In der Nähe des Fisikus-Instituts, Wilna
13. April, 03.09 Uhr
Wadim Teresow kannte nur ein Lebensziel: Er wollte einen Mann an die Macht bringen. Er war ein Königsmacher. Er selbst hatte keinen Ehrgeiz, König zu werden, aber er wollte sich einem König unentbehrlich machen und dafür sorgen, daß er auf dem Thron blieb. So genoß er die Privilegien eines Mächtigen, ohne selbst Verantwortung tragen zu müssen.
In Litauen – und bald auch in Moskau – war der König des Sicherheitsrats (MSB) der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten Wiktor Gabowitsch. Gabowitsch war ein zwanghafter Mikromanager, ein detailbesessener Ordnungsfanatiker. Alles mußte ganz genau klappen. Je weniger Überraschungen Teresow parat hatte, desto zufriedener war Gabowitsch mit ihm.
Gabowitsch wurde morgens um sechs Uhr ins Fisikus kommen, um mit den Chefkonstrukteuren des Stealth-Bombers Fi-170 zu sprechen. Der Erstflug der Maschine sollte in wenigen Wochen stattfinden, und Gabowitsch wollte sichergehen, daß alles wie vorgesehen klappte – und die Wissenschaftler über seine Vereinbarung mit dem weißrussischen General Woschtschanka informieren. Als Gegenleistung für Waffenlieferungen konnten die Forscher bei vollem Gehalt und mit allen bisherigen Privilegien am Institut weiterarbeiten, solange sie wollten.
Für fünf Uhr hatte Teresow ein Vorgespräch mit dem
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