Nachtflug Zur Hölle
Reaktorgelände«, berichtete Beaker. »Die Lastwagen fahren unkontrolliert einfach durch. Sie…
Scheiße, die Kolonne wird von einem Schützenpanzer angegriffen.
Ein BTR ist auf der Ringstraße herangekommen und hat das Feuer eröffnet. Was hat das zu bedeuten, verdammt noch mal?«
»Weiter!«
»Mann, der T-62 fährt…« Gladden hörte den Abschußknall einer Panzerkanone und eine gewaltige Detonation. »Großer Gott der T-62 hat den Schützenpanzer einfach weggeballert… Die Besatzung ist noch rausgekommen … wird jetzt von den Neuankömmlingen erledigt. Verdammt, wer sind diese Kerle?«
Gladden überlegte, ob sie ihr Versteck verlassen und versuchen sollten, näher ans Tor heranzukommen, als ihr Funkgerät PRC-118 zum Leben erwachte. »An alle Teams, hier Gelb«, sagte eine Stimme, »am Westtor in der Nahe der Hangars stößt mindestens ein Bataillon aufs Sperrgelände vor. Zwei T-62, mehrere gepanzerte Zugmaschinen und motorisierte Flak. Feuergefechte auf dem Institutsgelände.
Die Neuankömmlinge haben eine Art litauische Flagge gehißt und greifen die Wachposten und MSB-Stellungen an.«
Keiner hatte die befohlene Funkstille als erster brechen wollen – aber sobald sie gebrochen war, setzte man seine Meldung am besten so schnell wie möglich ab und hielt danach wieder den Mund. »An alle Teams, hier Blau«, sagte Gladden rasch. »Bei uns an der Einfahrt Denerokin greift ungefähr ein halbes Bataillon mit vierunddreißig Fahrzeugen an. Schwere Kampfe zwischen Verteidigungskräften und den noch nicht identifizierten Angreifern. Zu den Fahrzeugen gehören ein T-62 und drei Fla-Panzer ZSU-23-4. Ich wiederholte: Drei Fla-Panzer Zeus fahren aufs Gelände…«
»Hey, er hat recht – sie haben eine Flagge gehißt!« meldete Beaker aufgeregt. »Nicht die litauische, sondern die andere … Wie heißt sie noch? Die rote Flagge mit dem Ritter?«
»Wytis«, antwortete Gladden knapp. »Scheiße, da drüben bricht anscheinend ein Bürgerkrieg aus.« Er drückte wieder auf die Sprechtaste. »Ich stimme mit Gelb überein – die Neuankömmlinge sind offenbar litauische Partisanen im Kampf mit den MSB-Truppen auf dem Gelände.«
Sicherheitszentrale des Fisikus-Instituts zweites Kellergeschoß, »Zulu«-Bereich
13. April, 03.20 Uhr
Die Lichter flackerten kurz, wurden erst heller, dann dunkler, schließlich erloschen sie. Die batteriegespeiste Notbeleuchtung flammte auf. Aus Deckenlautsprechern dröhnte eine Stimme:
»Wachpersonal in den Bereitschaftsraum! Alles Wachpersonal sofort in den Bereitschaftsraum!«
Der Einzelposten vor Lugers Zelle sprang überrascht auf. Was zum Teufel war passiert? Solche Aufforderungen waren hier unten nie zu hören – also mußte ein echter Notfall vorliegen! Er griff nach seinem Gewehr AK-47, trat an die Zellentür und öffnete den Türspion, um nach dem Häftling zu sehen. Der Anblick, der sich ihm in dieser erbärmlichen kleinen Zelle bot, war selbst für einen abgebrühten KGB-Veteranen fast zuviel.
In der fensterlosen Zelle, die nur vier glatte Wände, eine niedrige Decke und diese nach außen zu öffnende Stahltür aufwies, lag der Häftling von schmalen Klettbändern an Armen und Beinen festgehalten auf einem Wasserbett. Augen und Nase waren zugeklebt, auf seinen Ohren saß unverrückbar fest ein Kopfhörer, und in seinem rechten Arm steckte eine Kanüle, die Amphetamine oder andere Psychopharmaka in seinen Körper pumpte. Der Wachposten ahnte, daß der Häftling nie schlafen durfte – und wegen des Lärms, der manchmal aus seinem Kopfhörer drang, auch nicht schlafen konnte.
Der arme Kerl – der Wachposten wußte nicht, wer der Häftling war, sondern hatte nur gehört, er sei ein Wissenschaftler aus dem Institut – warf sich hin und her, aber sein geschwächter Körper hatte nicht mehr die Kraft, seine Fesseln zu zerreißen. Er war erschreckend mager und zitterte vor Kälte. Da er keine feste Nahrung erhielt, brauchten sich die KGB-Mediziner nur selten um ihn zu kümmern.
»Achtung, alles Wachpersonal sofort in den Bereitschaftsraum im Erdgeschoß!« plärrten die Lautsprecher. »Alles Personal im Sondereinsatz zum Direktor im zweiten Stock!« letzt war der Wachposten davon überzeugt, daß irgend etwas passiert war – er sollte sich bei Gabowitsch melden. Er schüttelte den Kopf, schloß den Spion und nahm sich vor, nie etwas so Dummes oder Pflichtvergessenes zu tun, daß General Gabowitsch ihn so bestrafen mußte.
Eine Veränderung hatte der Wachposten jedoch
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