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Nachtflug Zur Hölle

Nachtflug Zur Hölle

Titel: Nachtflug Zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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nicht wahrgenommen; Nach dem kurzen Stromausfall hatte sich das computerisierte Steuergerät in Lugers Zelle nicht wieder automatisch eingeschaltet.
    Zum ersten Mal seit vielen Tagen war der schrille Lärm in David Lugers Kopfhörer verstummt.
    Luger war wach: Er hatte seit seiner Einlieferung in diese Schreckenskammer nicht mehr schlafen dürfen. Gelegentlich war der Lärm verstummt, und wenn er dann beinahe eingeschlafen war, hatten die Stimmen und die Musik wieder begonnen – erst leise und langsam, dann immer lauter und schneller, bis ihn die unerträgliche Kakophonie laut aufschreien ließ. Dieser sich ständig wiederholende Vorgang hatte ihn bis an den Rand des Wahnsinns getrieben.
    Aber jetzt herrschte unirdische Stille, und er war wach. Luger zwang sich dazu, regelmäßig zu atmen und sich zu entspannen. Nach unbestimmbar langer Zeit war er imstande, seine Körperfunktionen zu analysieren. Seine Muskeln zitterten wie in schwerem Koffeinrausch, aber seine Finger und Zehen schienen ihm zu gehorchen. Er war nicht blind; seine Augen waren wie die Ohren bedeckt. Ein kräftiger Ruck an der rechten Handfessel genügte, um das schmale Klettband zu lösen. Dieser Triumph verlieh ihm neue Kräfte. Sekunden später hatte Luger sich ganz befreit, riß das Klebeband von Augen und Nase, zerrte die Kopfhörer herunter und zog danach vorsichtig die Kanüle aus seinem Arm. Hier unten in seiner Zelle hatte er bisher noch nie eine Lautsprecherdurchsage gehört. Abgesehen davon, daß die Stimme Russisch sprach – das er nach all den Jahren genauso gut wie Englisch verstand –, klang die Durchsage …
    …genau wie die Lautsprecherdurchsagen, die er früher auf der Ford Air Force Base in Sacramento, einem B-52-Stützpunkt, gehört hatte.
    Großer Gott, dachte er, das scheint ein ganzes Leben zurückzuliegen. Was hat diese Durchsage zu bedeuten? Auf jeden Fall ist sie wichtig, sonst wäre sie nicht erstmals hier unten zu hören gewesen.
    Luger gestattete sich den Luxus einer schwachen Hoffnung. War das eine Rettungsaktion für ihn? Würden sie ihn hier unten finden?
    Er hatte keine Möglichkeit, sich bemerkbar zu machen; er könnte nur mit bloßen Fäusten an die massiven Zellenwände hämmern. Völlig nutzlos? Dazu kam, daß hier bestimmt Hunderte von Soldaten Dienst taten. Ein Befreiungsunternehmen würde starke Infanteriekräfte erfordern – und die Vereinigten Staaten dachten bestimmt nicht daran, soviel zur Rettung eines jahrelang vermißten Mannes zu riskieren, den sie wahrscheinlich für einen Verräter hielten oder – noch schlimmer – einfach vergessen hatten.
    Luger schüttelte den Kopf und bemühte sich, weiterhin positiv zu denken. Nach dem Kontakt mit dem litauischen Agenten – Gott, wie viele Wochen lag das schon wieder zurück? – hatte er aufgehört, die von Gabowitsch mit Drogen versetzte Nahrung zu sich zu nehmen, so daß die Wirkung dieser Mittel allmählich abgeklungen war. Obwohl er anscheinend wieder Amphetamine bekommen hatte – seine Finger und Augenlider zuckten immer noch – fühlte er sich körperlich in einigermaßen guter Verfassung.
    Wenn das Befreiungsunternehmen begann, was seinem Gefühl nach bald sein würde, mußte er dafür sorgen, daß er den Rettern nicht zur Last fiel. Mußten sie ihn hinaustragen, konnte das für sie alle den Tod bedeuten. Luger setzte sich auf, schob die Füße über den Rand des Wasserbetts und kam schwankend auf die Beine. Obwohl er sich schwach und unsicher fühlte, hielt er sich aufrecht und versuchte sogar ein paar einfache Freiübungen. Aber die wichtigste Übung lief in seinem Kopf ab. Seine innere Stimme wiederholte unaufhörlich: Nicht aufgeben! Nicht aufgeben! Nicht aufgeben!
    Die erste MV-22 SEA HAMMER mit zwei Gruppen Marines an Bord raste über den Güterbahnhof nordöstlich des Fisikus-Geländes hinweg, flog nördlich am Forschungsreaktor Denerokin vorbei und kurvte nach Süden ein – auf die beiden großen Hangars und das Bürogebäude zu, die gemeinsam das Konstruktionsbüro Fisikus bildeten. Am Nordostrand des eingezäunten Komplexes stand die Sicherheitszentrale mit der Waffenkammer, dem Nachrichtenraum und dem Zellenblock. Sie war das Ziel dieses Einsatzteams.
    »Hammer Four, hier Congo Two«, funkte das Gunship AC-130 Spectre die zweite MV-22 an. »Beobachte mehrere Fahrzeugkolonnen in der Umgebung des Zielgebiets. Es könnte heiß sein. Wiederhole: Ihr Zielgebiet könnte heiß sein.«
    »Meldung von Congo Two, Sir«, berichtete der Funker

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