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Nackt in der Zwangsjacke

Nackt in der Zwangsjacke

Titel: Nackt in der Zwangsjacke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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bedrückend,
schmutzig und grausam .«
    »Genau wie das Leben.« Sanft
hob er die Schultern. »Aber Sie sind nicht zum Philosophieren gekommen .«
    »Dauernd sagen Sie mir, warum
ich nicht gekommen bin«, grollte ich. »Also: ich möchte jetzt in allen Einzelheiten
wissen, wie Amanda Waring in Ihre Klinik kam .«
    »Das weiß ich nicht«, erwiderte
er. »Und es ist die volle Wahrheit. Jemand vom Personal hatte draußen zu tun
und fand sie auf der Vordertreppe sitzen, wie sie vor sich hinbrabbelte. Sie
wurde natürlich ins Haus gebracht und versorgt. Erst drei oder vier Tage später
fanden wir heraus, wer sie überhaupt war .«
    »Man hätte sie also einfach vor
Ihrer Tür abgeladen haben können ?«
    »Schon möglich«, nickte er.
    »Drei Leute haben sie mit
Absicht in diesen Zustand versetzt«, berichtete ich. »Sie haben Amanda mit
Drogen und Pillen gefüttert und sie sexuell mißbraucht. Diese Leute hießen
Otto, Carl und Cassie. Hat sie einen dieser Namen jemals erwähnt, Doktor ?«
    »Nicht daß ich wüßte«,
antwortete er. »Wie ich Ihnen schon auseinandergesetzt habe, beschäftigte ich
mich nicht so sehr mit ihrer Anamnese, sondern hauptsächlich mit der Therapie .«
    »Wollen Sie damit sagen«,
begann ich langsam, »daß Sie — wenn Sie zu Behandlungsbeginn von Amandas
Mißhandlungen durch diese drei besagten Leute gewußt hätten — sich nicht weiter
darum geschert hätten ?«
    »Ich will nichts dergleichen
sagen .« Seine Stimme kratzte plötzlich. »Unterstellen
Sie mir nichts !«
    Ich grinste ihn säuerlich an.
»Das alles war also tief in ihrem Unterbewußtsein eingeschlossen, und Sie
konnten den Schlüssel dazu nicht finden. Die Ursache, sagten Sie, sei Forest
gewesen, und alles Weitere nur ein Sekundäreffekt .«
    Seine dunkelbraunen Augen
fingen an, mich zu verabscheuen. Mir war das nur recht. »Allmählich glaube ich,
daß   daß es ein
Fehler von mir war, Sie überhaupt in dieses Büro vorzulassen, Holman .«
    »Das stimmt vielleicht .« Ich nickte langsam. »Es ist so verdammt still in Ihrer
Klinik, Doktor, das legt sich mir direkt aufs Gemüt. Geht es Ihnen nicht auch
allmählich auf die Nerven? Ich meine, den ganzen Tag hier herumzusitzen, ohne
was zu tun ?«
    Er seufzte leise. »Was wollen
Sie damit andeuten, Holman ?«
    »Bei meinem ersten Besuch hier
saß diese rosablonde Schwester in der Pförtnerloge und langweilte sich«,
berichtete ich. »Sonst war weit und breit niemand zu sehen. Ich ging durch
einen leeren Korridor zu Ihrem Büro und hinterher durch den genauso leeren
Korridor, an der genauso gelangweilten Schwester vorbei hinaus. Ziemlich großer
Gebäudekomplex für Sie beide allein, nicht wahr ?«
    »Ich bin approbierter
Nervenarzt«, sagte er langsam. »Diese Klinik ist staatlich genehmigt und kann
jederzeit inspiziert werden. Zur Zeit haben wir knapp
zwanzig Patienten hier und einen Personalstand von achtzehn. Die Pflegesätze
sind hoch, aber angesichts der individuellen, sorgfältigen Betreuung nicht
unangemessen .«
    »Amanda Waring lief ihrem Mann davon und schlüpfte bei ihrer Freundin unter«, überlegte ich.
»Nach zwei Wochen spannte sie ihrer Freundin den Freund aus und verschwand mit
ihm. Ein Junge namens Chuck Adams. Hat Amanda ihn niemals erwähnt ?«
    »Nicht daß ich mich erinnern
könnte«, antwortete er distanziert.
    »Chuck war ein Muskelprotz«,
erläuterte ich, »mit nicht allzuviel Verstand. Sie
haben sich seiner bedient .«
    »Sie ?« fragte Merrill.
    »Nämlich Otto, Cassie und
Carl«, bestätigte ich. »Vielleicht mußten sie dabei feststellen, daß ihm das
nicht besonders zusagte, und haben dem abgeholfen? Oder vielleicht protestierte
er auch frei heraus gegen das, was man mit ihm und Amanda trieb? Es wäre keine
besonders kluge Reaktion gewesen, aber Chuck war ja von Hause aus nicht
sonderlich klug. Danach mußten sie ihn loswerden, denke ich mir, und
wahrscheinlich für immer .«
    »Haben Sie schon mal daran
gedacht, sich analysieren zu lassen, Holman ?« fragte
Merrill leise. »Ihre Phantasie scheint nämlich mit Ihnen durchzugehen .«
    »Den einzigen Unterschied zwischen
Phantasie und Wahrheit macht der Beweis, Doktor«, belehrte ich ihn. »Es
überrascht mich, daß Sie das nicht wissen .«
    »Jetzt habe ich mir Ihre
Phantastereien aber lange genug angehört«, sagte er gepreßt. »Verlassen Sie
dieses Büro, ehe ich Sie hinauswerfen muß .«
    »Noch nie und nirgends bin ich
von einem rosablonden Karbolmäuschen an die Luft gesetzt worden«,

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