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Nackt in der Zwangsjacke

Nackt in der Zwangsjacke

Titel: Nackt in der Zwangsjacke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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nahm noch einen Schluck. »Er hat die Augenbinde
überhaupt nicht mehr abgenommen, erst als er mich vor einer Viertelstunde auf
deinem Vorplatz ablud .«
    »Also weißt du überhaupt nicht,
wo ihr wart ?«
    Schnell schüttelte sie den
Kopf. »Ich bin vor Angst fast verrückt geworden. Als wir am Ziel ankamen, riß
er mir alle Kleider herunter, und ich dachte schon, er wollte mich
vergewaltigen. Aber als er dazu keine Anstalten machte, begann ich zu glauben,
er wollte mich umbringen .« Überraschenderweise
errötete sie. »Weißt du was, Rick? Da hab ich mir gewünscht, er würde mich
vergewaltigen. Alles besser als Sterben.«
    »Logisch«, meinte ich.
    »Aber er hat mir nur Fragen
gestellt«, fuhr sie fort. »Immer und immer wieder dieselben gottverdammten
Fragen, bis ich dachte, jetzt verliere ich den Verstand .«
    »Welche Fragen?«
    » Wieviel ich dir von Chuck Adams erzählt hätte. Wer dich beauftragt hätte; als ich
sagte, das müßte wohl Amanda gewesen sein, wollte er wissen, wieviel Amanda dir erzählt hätte. Mit wem hättest du
gesprochen, wen besucht? Ich sagte ihm alles, was ich wußte, und das war wenig
genug. Aber ich hatte schreckliche Angst. Und er wiederholte diese Fragen immer
von neuem .«
    »War sonst noch jemand dabei ?«
    »Das weiß ich nicht«, sagte sie
ungeduldig. »Ich konnte doch nichts sehen !«
    »Ja, ja, richtig«, lenkte ich
ein. »Aber du konntest hören ?«
    »Nur die Stille.« Sie
schüttelte sich. »Diese fürchterliche Stille, Rick, wie in einer Gruft. Aber
manchmal, wenn er schwieg und sich die nächste Frage überlegte, konnte ich ein
leises Rascheln hören .« Sie machte eine Pause und
überlegte. »Als ob außer ihm noch jemand im Raum wäre .«
    »Aber sonst hat dich niemand
angesprochen ?«
    »Nur Carl«, antwortete sie.
»Und der fragte dauernd dasselbe — es war zum Wahnsinnigwerden !«
    »Und das war alles ?«
    »Nein.« Sie machte einen
Versuch zu lächeln. »Du kriegst noch einen Nachschlag. Bevor er mich vor deiner
Tür ablud, befahl er mir, dir folgendes auszurichten: Du sollst deine Nase
nicht in Dinge stecken, die dich nichts angehen, sonst geht jemand dabei drauf;
vielleicht ich, vielleicht Amanda, vielleicht du. Ihm sei es egal, wer von uns
dreien .«
    »Hat er Chuck Adams erwähnt ?«
    »Er hat nur gefragt, was ich
dir von Chuck erzählt hätte .«
    »Hast du Hunger ?« erkundigte ich mich.
    »Eigentlich ja, weil ich seit
dem Frühstück nichts mehr gegessen habe.« Sie lächelte schwach und hielt mir
das leere Glas hin. »Aber im Moment könnte ich keinen Bissen essen, Rick. Hol
mir noch ein bißchen von dieser flüssigen Nahrung, und dann gehe ich schlafen.
Heute mal allein, wenn du es mir nicht übelnimmst .«
    »Natürlich nicht.« Ich füllte
unsere beiden Gläser nach. Dann läutete das Telefon, und Marian ließ ihr Glas
vor Schreck fast fallen. Ich meldete mich nach dem dritten Klingeln.
    »Hier spricht Carl«, sagte eine
aalglatte Stimme. »Haben Sie das Paket erhalten? Ich meine das Paket, das ich
auf Ihrem Vorplatz abgestellt habe .«
    »Ja«, sagte ich. »Aber wenn
meine Aktivitäten Sie so neugierig gemacht haben, warum haben Sie nicht mich
gefragt statt des Mädchens ?«
    »Das ist eine Frage der
Verwundbarkeit«, erläuterte er mir. »Sie halten sich für einen hartgesottenen
Profi, und wir hätten eine Menge Zeit verschwendet, um Sie eines Besseren zu
belehren. Das Mädchen ist gleich zusammengebrochen .« Er schien etwas enttäuscht zu sein. »Fast zu schnell sogar. Das hat der Sache
sozusagen allen Reiz genommen. Aber sie war verwundbar, Holman, und Sie sind
das ebenso, wenn es um die Kleine geht. Deshalb nehmen Sie sich lieber meinen
Rat zu Herzen und suchen Sie sich einen neuen Auftrag. Wenn Sie mit Ihrem
jetzigen weitermachen, passiert genau das, was ich dem Mädchen gesagt habe:
dann liegt sehr bald irgendwo eine Leiche herum, und alles spricht dafür, daß
es ihre ist .«
    »Da wir gerade von Leichen
sprechen«, sagte ich. »Wie geht es denn Chuck Adams heutzutage ?«
    »Wahrscheinlich glänzend«,
sagte er ruhig. »Ich habe Chuck schon lange nicht mehr gesehen .«
    »Das hat keiner«, pflichtete
ich ihm bei.
    »Ich lasse Ihnen vierundzwanzig
Stunden Zeit, um sich diesen neuen Job zu besorgen, Holman«, schloß er. »Keine
Stunde länger.« Damit legte er auf.
    Marian sah mir mit großen
runden Augen entgegen, als ich vom Telefon zurückkehrte.
    »Wer war das ?« flüsterte sie.
    »Carl. Er wollte sich nur
vergewissern, ob du auch heil

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