Nackt in der Zwangsjacke
und ganz angekommen bist .«
»Meinst du, ich könnte noch
einen Schluck Whisky kriegen ?« stammelte sie.
»Warum denn nicht?« Ich füllte
ihr Glas.
Als sie es ausgetrunken hatte,
wozu sie nicht lange brauchte, stand sie leicht schwankend auf.
»Ich gehe ins Bett, Rick .« Ihre Worte kamen nicht mehr ganz klar getrennt. »Wir
sehen uns morgen, ja ?«
»Gewiß«, nickte ich. »Gute
Nacht, Marian.«
Sie schaffte die drei Stufen am
anderen Ende des Wohnzimmers und verschwand im Bad. Vielleicht war der Tag für
Marian vorbei, überlegte ich, aber was mich anging, so war er noch jung —
gerade erst neun Uhr. Ich hatte noch ein Steak im Kühlschrank und grillte es
schnell, damit mein Magen nicht glaubte, ich hätte ihn vergessen. Nach dem
Essen warf ich noch einen Blick ins Schlafzimmer und sah, daß Marian tief und
langsam atmete. Außer einem Erdbeben hätte sie wohl nichts wecken können. Also
ging ich hinaus zu meinem Auto und zog die Haustür leise hinter mir ins Schloß.
An dem Haus in Bel Air waren die
Fenster immer noch dicht verhängt, und ich fragte mich, ob Sam Aikman eine
Dauerorgie abhielt oder lichtscheu war. Nach dem Klingeln wartete ich geduldig,
aber nichts geschah, also klingelte ich nochmals. Schließlich öffnete sich die
Tür ganze zwölf Zentimeter weit, und ein blaues Auge spähte vorsichtig heraus.
»Sie sind nicht angemeldet«,
sagte die dazugehörende Stimme.
»Hallo, Henrietta-Häschen«,
lächelte ich sie strahlend an. »Ich will Sam nur ganz kurz sprechen .«
»Geht nicht«, schmollte sie.
»Er ist beschäftigt. Sie können jetzt nicht hereinkommen, verschwinden Sie
lieber !«
»Es dauert ja nicht lange«,
meinte ich liebenswürdig. »Egal, was Sie und Sam gerade gemacht haben, als ich
so unvermutet dazwischenplatzte — es klappt hinterher um so besser. Noch nie was von Regenerationspause gehört ?«
»Bitte, gehen Sie !« sagte sie.
»Haben Sie auch die
Sicherheitskette vorgelegt ?« erkundigte ich mich
fürsorglich.
»Nein«, antwortete sie. »Sam
ist böse auf mich, wenn Sie jetzt nicht...«
Ich drückte mit der Schulter gegen
die Tür, und zwar fest. Henrietta quietschte überrascht auf, und im nächsten
Augenblick stand ich in der Diele. Schnell stieß ich die Tür hinter mir zu und
lächelte breit.
»Sagen Sie Sam, daß ich ihn
sprechen muß. Ich warte hier draußen, bis er mit seiner Gymnastik fertig ist,
aber ich gehe nicht, ehe ich ihn nicht gesprochen habe .«
»Also gut.« Sie schmollte
dekorativ. »Aber für mich sind Sie der schlimmste Mann, der mir je begegnet ist !«
Sie trug einen Mikrominirock,
der ihre Beine voll zur Geltung kommen ließ. Anerkennend sah ich dem hüpfenden
Hinterteil nach, als sie durch die geräumige Halle ging und im Wohnzimmer
verschwand. Als Gesellschafter während der Wartezeit zündete ich mir eine
Zigarette an — und das tue ich dieser Tage selten. Henrietta kam kurz darauf
zurück und schmollte immer noch.
»Sam sagt, Sie sollen warten,
aber es dauert eine Weile«, teilte sie mir mit.
»Sehr schön.«
»Kommen Sie, hier können Sie
nicht herumstehen .« Sie führte mich durch die ganze Länge
der Diele und vier Stufen hinauf in einen Flur. Dort öffnete sie eine Tür.
»Warten Sie hier«, wies sie mich an. »Sam sagt, Sie sollen sich etwas zu
trinken nehmen .«
»Danke .« Ich betrat das Zimmer.
Offensichtlich war es Sams
Zufluchtsklause: Vergrößerte Standfotos aus seinen besten Filmen schmückten die
Wände, der übergroße Schreibtisch mit der lederbezogenen Platte hatte etwas von
einem Prunkmal an sich. An einer Wand stand eine
riesige Couch, daneben die wohlausgestattete Bar. Ich machte mir einen Drink,
studierte die Fotos und wartete, daß die Zeit verstrich. Dann hörte ich hinter
mir die Tür gehen und wandte mich um. Wieder stand ich vor dem
fleischgewordenen Lusttraum meiner vorletzten Nacht.
Der Anblick des
schwarzglänzenden Haarhelms, der großen, leidenschaftlichen Rehaugen, des
vollen, zuckenden Mundes verschlug mir prompt wieder den Atem. Sie trug auch
noch dasselbe Kostüm: einen Schamlatz aus schwarzem Samt und erigierte
Brustwarzen.
»Ich hörte, daß Sie zu Besuch
gekommen sind«, sagte sie leise. »Und wie Henrietta sagte, werden Sie eine
Weile warten müssen, ehe Sam Sie empfangen kann .«
»Tag, Harriet«, sagte ich.
»Gibt’s was Neues ?«
»Ja, Sie«, meinte sie. »So wie
Sie mir letztesmal die Tür vor der Nase zugeknallt
haben, mußte ich doch denken, Sie wären schwul, nicht wahr
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