Nächstenliebe: Thriller (German Edition)
ist so Besonderes an diesem Buch Tante, dass man, um es zu bekommen , sogar ein Menschenleben in Kauf nimmt?“
Esther schaute ihr in die Augen und Rebecca sah, dass ihre Tante den Tränen nahe war.
„Es ist ein besonderes Buch Rebecca. Ein Tagebuch einer Frau, die einen Menschen liebte, der einer Menge Menschen noch heute sehr viel bedeutet. Soviel, dass sogar einige bereit sind, dafür zu töten. Nur um zu wissen, wie er wirklich war. Dabei hat er immer nur Frieden in die Herzen der Menschen getragen. Und ich weiß, dass er sich für mich schämen würde. Dass ich wegen diesem Buche so leichtfertig mit eurem Leben umgegangen bin …“, brachte Esther in schweren, demütigen Worten heraus. Ihr versagte die Stimme. Die Tränen übermannten sie. Rebecca hatte ihre Tante sehr selten weinen sehen und jedes Mal rief es das Gleiche in ihr hervor: tiefes Mitgefühl.
„Nicht weinen, Tante. Es ist nicht deine Schuld“, versuchte Rebecca versöhnlich zu klingen und nahm sie in die Arme.
„Doch, verzeih mir. Ich hing zu sehr an diesem Buch und den alten Erinnerungen.“
„Rede nicht so, Tante. Ich will dich nicht traurig sehen. Du sollst dich schonen und keine solchen Gedanken an dich heranlassen. Das Buch ist weg. Und wir haben unsere Ruhe“, versuchte Rebecca ihrer Tante den Kummer zu nehmen. Rebecca bereute es, dieses Thema angesprochen zu haben. Schließlich wusste sie, dass es ihrer Tante gesundheitlich nicht gut ging. Und sie wollte dies nicht noch verschlimmern.
„Vielleicht ist es Zeit, dass du es erfährst.“, antwortete Esther.
„Nein Tante, ich will es nicht wissen. Nicht jetzt. Morgen vielleicht. Lass uns zu den Gärten fahren. Bitte, komm. Vergessen wir das alles für einen Augenblick. Kaan wird das verstehen. Das wird uns beiden gut tun.“
Esther blickte zu Rebecca und berührte zärtlich mit beiden Händen das Gesicht Rebeccas.
„Du weißt, dass ich dich liebe, vom ersten Augenblick an und dich immer lieben werde, Rebecca. Und nichts auf dieser Welt kann dies ändern, mein Kind“, sagte sie und gab Rebecca einen Kuss auf die Stirn. Nun standen auch Rebecca die Tränen in den Augen, aber sie kämpfte, diese nicht zu zeigen.
„Komm , lass uns zu den Gärten fahren“, sagte sie und nahm Rebecca bei der Hand, damit sie nicht weinte.
Der Besuch in den Gärten Getsemani brachte für einen Augenblick das Gefühl des Alltags wieder.
An diesem Tag waren außergewöhnlich viele Paare im Garten. Anscheinend gab es eine christliche Massenhochzeit, deren Teilnehmer den Garten besuchten.
„Auch du wirst bald einen Mann finden.“
„Meinst du? Ich glaube nicht mehr daran, wenn ich ehrlich bin.“
„Naja, Nick zum Beispiel, der schien dich wirklich zu mögen.“
„Dieser eingebildete Amerikaner. Nein danke!“
„Wieso so grob? Das hörte sich heute Morgen noch ganz anders an, wenn ich mich recht erinnere?“, sagte Esther und gab Rebecca einen kleinen Schubs mit dem Ellenbogen.
„Ach …? Vielleicht schon ein wenig. Er war ja auch irgendwie ganz nett. Jedenfalls war er anders, als man gedacht hätte.“
„Ja, mir hat er auch sehr gut gefallen. Ich glaube, er ist ein sehr ehrlicher und aufrichtiger Mensch und scheint sein Herz am rechten Fleck zu haben.“
„Was soll’s Tante? Der Zug ist abgefahren. Den sehe ich nie wieder.“
„Wer weiß?“
„Nein, nein. Glaub mir, mit Männern habe ich einfach kein Glück.“
„Und was ist mit Kaan? Auch ein sehr hübscher Mann. Und größer als du“, sagte Esther und lachte, um den Kummer von Rebeccas Seele zu nehmen.
„Tante! Er ist schon ein beeindruckender Mann, keine Frage. Aber was kann ein Mensch schon für seine Gefühle.“
„Also doch Nick.“
„Grrr … lass uns das Thema wechseln. Tantchen … Komm, wir wollen ein wenig Rast machen“, sagte Rebecca, nahm Esther bei der Hand und begab sich mit ihr in den Schatten eines Olivenbaumes. Sie hatten ein kleines Picknick dabei.
Diese Momente liebte Rebecca. Einfach mit ihrer Tante in der Schönheit der Natur verweilen. An nichts anderes als an das Jetzt und Hier denken. Keine Zivilisation, kein Fortschritt, welcher nur nach Zahlen regiert wurde und keinen Spielraum für die einfachen, aber wirklich wichtigen Dinge im Leben ließ. Freude.
Und diese Tage hatten noch einen anderen Vorteil. Keine Männer. Männer machten das Leben so kompliziert. Dabei sollte es doch eigentlich so einfach sein. Die Frau sah einen Mann, der ihr gefiel. Also sollte sie ihm auch gefallen. Man lernte
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