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NAM-Tech: Maschinenbrut (German Edition)

NAM-Tech: Maschinenbrut (German Edition)

Titel: NAM-Tech: Maschinenbrut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Heracles
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Zielvisiere und eine bläuliche Hand, die auf die Kamera zukam und an die Kehle des Betrachters zu greifen schien. Am Arm der herankommenden Gestalt erschien das glänzende Logo von NAM-Tech.
    »Verdammte Scheiße«, fluchte Rico, als er sich das Display vom Kopf riss und hektisch zurück in das Set packte. Er brüllte Trask an, aufzustehen, befahl Ramiro, den Verwundeten zu stützen und scheuchte die zwei durch das dunkle Dickicht. Die Kruger-Boujon, die er hastig aus dem Ammopack gezerrt hatte, war ihre einzige Verteidigung. Als er kurz stehen blieb, um sich umzudrehen, sah er in der Nacht des venezolanischen Regenwalds die Lichter, die zum Gasoduct vorrückten und die Flammen, die das Lager von Trans-Humaine vernichteten. Da er wusste, dass er keinen Augenblick zögern durfte, schenkte er der Szene nur einen flüchtigen, letzten Blick. Dann drehte er sich wieder zu den zwei Männern um, die vor einer Sekunde noch vor ihm gewesen waren. Sie waren verschwunden.
    Als er zitternd und mit vorgehaltener Waffe auf die stummen, alten Baumriesen zuging, war es ihm als spüre er heiße, rote Punkte auf seinem Rücken. Ohne einen Gedanken an Flucht zu verschwenden, ließ er die Kruger fallen und hob die Hände. Dann hörte er die lautlose Beschleunigung an den Induktionsschienen einer NAM-Waffe und schloss die Augen.

02 _ Nirgendwo [Life 2.0]
     
    Das Wesen erwachte in der wogenden Stille einer dunklen Höhle. Die Farbe seiner Wahrnehmung war bräunlich und schwach, wie auf vergilbten, alten Fotos. Ein seltsames Gefühl, dass man Erinnerung nennen könnte, strömte durch die spärlichen Überreste seines Bewusstseins und hinterließ einen Eindruck, den man Sehnsucht nennen könnte. Doch alle Namen, die diese Empfindungen hätten tragen können, waren hinfällig, denn diese Art von Gefühlen und diese Art von Eindrücken erreichten es nicht mehr und verloren sich an den Rändern seiner Körperlichkeit, so wie Schall, der von phononischen Kristallen geschluckt wird. Die ersten Impressionen, die auf unbekannte Art und Weise in seinen Geist drangen, waren unangenehm und störend, und einem Menschen, der in einer eng gestrafften Zwangsjacke in einer winzigen Gefängniszelle ohne Licht gehockt hätte, wäre es nicht anders gegangen. Hilflos. Ängstlich. Ohne Kontrolle.
    Dann begannen die Inputs. In einer Geschwindigkeit, die es nicht messen konnte, strömten Informationen aus Quellen, die es nicht lokalisieren konnte, in das Bewusstsein. Die Eingaben hämmerten als digitale Kombinationen durch seinen Geist, repräsentierten Schall, Druck, Temperatur und Schwingungen, ohne dass sie sich auseinanderhalten ließen. Einige wenige Daten schienen auf seltsame Art und Weise bekannt zu sein, so wie die bräunlichen, optischen Bruchstücke und die fetzenhaften, akustischen Fragmente. Andere wiederum konnte es absolut nicht einordnen, so dass es sich wie ein winziger Spielball in riesigen Feldern von elektrischer, magnetischer und gravitatorischer Kraft vorkam. In unzähligen Ebenen, die unter der harten Schale einer künstlichen Schädelplatte lagen, trommelte das Neuronenfeuer los und trieb unbekannte Zählerstände in die Höhe. In irgendeiner Stelle des Bewusstseins mussten diese Zahlen, die sich in Nanosekundenschnelle veränderten, wieder umgewandelt werden, aber wo? Für einen Augenblick sah es die binäre Repräsentation seines eigenen, metallischen Kopfes vor sich und ein kippendes Bit, das die entsprechende Stelle markierte.
    Hinten links
als Antwort.
    Bei Eintausendzweihundertneunundzwanzig Exponent 3 auf dem großen Zyklenzähler fingen die ersten Störungen an. Ohne die Übelkeit verspüren zu können, die ein Mensch in einem vergleichbaren Zustand gehabt hätte, schaltete es reflexartig drei untergeordnete Inkrementoren ab, mit dem Ziel, sich selbst zu schützen. Bei Eintausendachthundertvierundsiebzig E3 geriet die Darstellung der elektrischen Felder außer Kontrolle und vermischte sich mit den bräunlichen Bildinformationen, so dass die dunkle Höhle von weißen Schlieren durchzogen und von einer gleißenden Aura im unteren Bereich des Blickfelds erhellt wurde. Das war das eigene Feld. Die letzte erfasste Zahl auf dem Zyklenzähler war Zweitausendneuenhunderteinundachtzig E3, welche remanent gespeichert wurde, als das Wesen sich notgedrungen in den Leerlauf begab.
    Restwärme. Temperatur der Biomasse: 41,4079 Grad Celsius = 314,4079
    Kelvin = 106,53422 Grad Fahrenheit. Febril. Leerlauf, nicht abgeschaltet. Kann mich nicht

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