Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Namibia

Namibia

Titel: Namibia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Livia Pack
Vom Netzwerk:
die beste Zeit zum Fotografieren. Am schlechtesten sind die Lichtverhältnisse zum Sonnenuntergang. Dann hat man Gegenlicht, und der Canyon liegt schon wieder im Schatten. Nichtsdestotrotz ist der Fish River Canyon immer gut für spektakuläre Sonnenuntergänge. In den Zeiten dazwischen, wenn die Sonne noch oder schon tief steht und dadurch Teile des Canyons im eigenen Schatten liegen, können ebenfalls interessante, kontrastreiche Aufnahmen gemacht werden.
    Der gigantische Canyon des Fish River ist bis zu 27 km breit und bis zu 549 m tief. Über die Länge gibt es verschiedene Angaben: Meist wird sie mit 161 km angegeben. Hierbei handelt es sich um den typischen Canyon, eine Schlucht mit stufenförmigen Hängen, die sich V-förmig nach unten verjüngt. Dieser deutlich ausgeprägte Canyon beginnt südlich von Seeheim und endet kurz vor Ai-Ais.
    Der Fish River entspringt im östlichen Naukluft-Gebirge und legt bis zu seiner Mündung in den Oranje eine Strecke von 650 km zurück. Da er der Entwässerungsgraben des gesamten südlichen Namibia ist, können nach gewaltigen Wolkenbrüchen, die in der Regenzeit häufig vorkommen, meterhohe Flutwellen durch den Canyon schießen.
    Das Eingangstor zum Park und der staatliche Campingplatz befinden sich bei Hobas , einer ehemaligen Schaffarm. Der Eintritt pro Tag – N$80 p. P., N$10 pro Fahrzeug – gilt für den gesamten Fish River Canyon Park einschließlich Ai-Ais. Hobas bedeutet „kleine Quelle im Sand“. Außer einem Campingplatz und einem kleinen Shop, in dem man manchmal auch etwas kaufen kann, gibt es hier nichts.
    Vom Hauptaussichtspunkt und dem etwas weiter westlich gelegenen Hikers’ Point hat man einen eindrucksvollen Blick hinab auf die Höllenkurve (Hell’s Bend), das imposanteste Beispiel des gewundenen Canyon-Laufes. Die am gegenüberliegenden Hang deutlich erkennbaren waagerechten Linien sind Ablagerungen eines ehemaligen, flachen Meeres, welches sich vor 650 Mill. Jahren an dieser Stelle gebildet hatte. Die Schichten bestehen aus Kalksteinen, Schiefer, Konglomeraten und Quarziten. Darunter befinden sich Gneise, die zu den ältesten Gesteinen in Namibia gehören. Ihre Bildung begann vor mehr als 1 Mrd. Jahren. Die dunklen, quer verlaufenden Linien in den Gneisen entstanden vor 900 Mill. Jahren, als Magma entlang von Rissen in Gängen aufstieg und bereits unterhalb der Erdkruste erstarrte. Vor etwa 350 Mill. Jahren bildete sich entlang eines alten Bruchs ein Graben – das Nord-Süd-Tal der heutigen Schlucht entstand. Die Ränder dieses Grabens sind heute durch die mehr als 20 km auseinanderliegenden, obersten Kanten des Canyons gekennzeichnet.
    Eine langsame Erosion entfernte die obersten Schichten im Graben und führte zu den weitläufigen, gut sichtbaren Flussschlingen. Während der Dwyka-Eiszeit vor etwa 300 Mill. Jahren vertieften nach Süden ziehende Gletscher das Tal. Eine weitere Vertiefung des Tals begann vor 120 Mill. Jahren. Als Gondwana auseinanderbrach und sich die Randstufe bildete, erhöhte sich das Fließgefälle und damit die Erosionskraft des Flusses.
    In den nun folgenden Jahrmillionen fraß sich das Wasser auf seinem Weg in den Atlantik immer tiefer in das Gestein.
    In unterirdischen Gängen zirkuliert Grundwasser, das bei Ai-Ais und Palm Springs (Schwefelquellen) als Heißwasserquellen an die Oberfläche tritt.
    Palm Springs ist eine mineralhaltige Quelle, die viele Felswannen speist. Das Wasser der heißen Quellen, das reichlich Fluoride, Chloride und Sulfate enthält, kommt aus 1000 m Tiefe und fließt mit einem Volumen von 30 l pro Sekunde. Die Wassertemperatur beträgt etwa 57 °C.
    So viel Wasser ist im Fish River Canyon nicht oft zu sehen.
     
    Über den Ursprung der hiesigen Palmen gibt es verschiedene Theorien. Einige davon:
    1. Sie sind von allein hier gewachsen.
    2. Die Palmen sind verzauberte Wanderer, die zu viel an Palmwein gedacht haben.
    3. Die Palmen sind nicht wirklich da, sondern eine Fata Morgana um die Quellen.
    4. Im Ersten Weltkrieg sind zwei deutsche Gefangene aus dem Lager in Aus geflohen und hatten Datteln im Marschgepäck.
     
    Ai-Ais kommt aus dem Nama und bedeutet so etwas wie „siedend heiß“. Die Wassertemperatur der Thermalquellen beträgt 60 °C. Das Camp Ai-Ais wurde am 6. März 1971 eröffnet und ein Jahr später weggespült. Von 1898–1902 kämpften hier die Nama gegen die Deutschen. Im Canyon ist das Grab von Leutnant Thilo von Trotha, dem Neffen des Generalmajors Lothar von Trotha, zu besichtigen,

Weitere Kostenlose Bücher