Nathanael
zu.
«Warte!»
Erstaunt sah er sie an.
«Der Kofferraum ist offen.»
Ein Blick genügte, sie hatte recht. Es war nur ein fingerbreiter Spalt, aber er erinnerte sich genau, ihn verschlossen zu haben. Er verließ nie den Wagen, bevor er sich nicht vergewissert hatte, alles verriegelt zu haben.
Er lief um den Wagen und begutachtete das Schloss, an dem sich in der Tat einige Kratzer zeigten. Vorsichtig öffnete er den Kofferraumdeckel. Sein Blick glitt über den Koffer mit dem Waffenarsenal. Noch immer fest verschlossen.
Es konnte kein Dämon gewesen sein, die bohrten nicht in Wagenschlössern herum, sondern würde das gesamte Schloss schmelzen. Er war erleichtert, dass es sich nur um Menschen gehandelt hatte.
«Das ist nicht das Werk eines Dämons», sagte er zu Tessa.
«Vielleicht haben jugendliche Autoknacker versucht, den Wagen aufzubrechen?»
«Und wir haben sie vermutlich dabei gestört. Vielleicht haben sie uns vorhin beobachtet, als ich dir die Waffen gezeigt habe. Sie hätten den Koffer nicht öffnen können, er ist ein kleiner Tresor.»
Er drückte den Kofferraumdeckel zu. Das Schloss rastete nicht mehr richtig ein und hielt nur notdürftig.
«Was wäre eigentlich, wenn ein Dämon die Waffen gestohlen hätte?», fragte Tessa.
«Dann muss ich sie zurückholen.»
«Würde er sie Luzifer bringen?»
«Schon möglich.»
Sie sah ihn aus großen Augen an. «Aber du würdest doch nicht in die Hölle gehen, um sie zurückzuholen, oder?»
Er zuckte mit den Schultern. «Doch, wenn es sein muss.»
Tessa schluckte.
Ein warmes Gefühl stieg in Nathanael auf, als er in ihr Gesicht sah. Sie hatte Angst um ihn. Dass sich jemand um ihn sorgte, war eine neue Erfahrung für ihn.
«Würdest du dann um mein Leben fürchten?», fragte er lächelnd.
«Natürlich. Wer sollte mich denn sonst beschützen?»
Ihre Stimme klang heiser, auch wenn sie sich offensichtlich Mühe gab, unbefangen zu wirken.
«Tessa.»
Sie wandte den Blick ab und beobachtete einen Hund am Straßenrand. Als wenn es nichts Wichtigeres gäbe.
«Tessa.» Er legte ihr einen Finger unters Kinn und drehte den Kopf zu sich herum.
Als sie aufsah, schien die Luft zwischen ihnen zu knistern. Das Grün ihrer Augen verdunkelte sich. So war es auch gewesen, als sie gemeinsam den Höhepunkt erlebt hatten. Du wolltest doch die Finger von ihr lassen , schalt seine innere Stimme.
Zu spät. Er konnte nicht anders, als sie an sich zu ziehen und zu küssen. Ihr weicher Körper schmiegte sich an ihn. Voller Ungeduld stieß seine Zunge in ihren Mund. Sobald er sie in seinen Armen hielt, vergaß er alles andere und hatte sich nicht mehr im Griff. Dabei wollte er genau das vermeiden, weil es ihn immer fester an sie band. Sie besaßen keine gemeinsame Zukunft. Wann kapierte er das endlich?
Es dauerte eine Weile, bis seine Vernunft endlich wieder die Oberhand gewann und er den Kuss beendete.
Sie öffnete die Augen und funkelte ihn an. «Nathanael, du bist genauso verrückt nach mir wie ich nach dir, das spüre ich doch», sagte sie. «Sag mir endlich, was zwischen uns steht!»
Dass ich versagt habe, als es wichtig gewesen ist, und dadurch die Schuld am Tod einer Frau trage , hätte er am liebsten geantwortet.
Er stieß geräuschvoll den Atem aus. Die Bilder der Vergangenheit drängten sich ihm erneut auf. Er hatte die Gefahr damals unterschätzt. Solch ein Fehler durfte ihm nie wieder unterlaufen. Nie wieder wollte er für den Tod eines anderen verantwortlich sein. Schon gar nicht für Tessas.
«Ich selbst. Mein Leben, meine Vergangenheit! Selbst wenn ich wollte, es geht nicht.»
«Gib uns eine Chance.»
«Du glaubst nicht, wie sehr ich mir das wünsche, aber es geht nicht. Ich führe das Leben eines Kriegers. Vielleicht führt ein neuer Auftrag mich aus New York fort? Kannst du mir dann folgen und alles hinter dir lassen? Deinen Job? Deine Freunde? Alles?» Seine Finger krallten sich in ihre Schultern. «An meiner Seite ist kein Platz für eine Frau. Begreif doch.» Schon gar nicht für eine Frau deines Kalibers. Du hast was Besseres verdient , fügte er in Gedanken hinzu.
«Ich verstehe, du willst dich nicht binden. Aber ich wäre bereit, dir überallhin zu folgen. Ich finde einen Job, da mach dir keine Gedanken, alles andere wird sich ergeben. Schließlich gibt es Telefone und Internet», antwortete sie.
«Nein, du verstehst es nicht. Du würdest dein bisheriges sicheres Leben gegen eines voller Gefahr und Tod eintauschen. Welche Frau würde sich so
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