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Nele Paul - Roman

Titel: Nele Paul - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Birbaek
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Kreuz mit den Exfrauen.«
    »Nicht mit allen.«
    Sie musterte meine Augen, als würde sie prüfen, ob ich es ernst meinte, dann nahm sie einen tiefen Atemzug.
    »Paul, können wir nicht Freunde sein und uns manchmal sehen?«
    Ich sah in ihren Augen nichts als die Sehnsucht einer Frau, die einsam war.
    »Ja, gern«, sagte ich und entlockte ihr wieder dieses schwermütige Lächeln. »Komm doch mal zum Essen rüber.«
    »Mit dir und Nele?«
    »So was machen Freunde.«
    Sie sah mich wieder prüfend an, dann nickte sie.
    »Ja.«
    Sie legte ihre Wange an meine Brust und überließ es mir, die Bewegungen vorzugeben. Wir tanzten kaum, bewegten uns nur leicht zur Musik und hielten uns vor allem fest. Ich hätte mir einen Kopf machen können, ob uns jemand beobachtete, aber es gab Wichtigeres als die öffentliche Meinung. Eine kleine Oase. Ein kleiner Tanz zum Träumen. Abschalten. Ausspannen.
    Zwischendurch wurde ich abgeklopft. Ich tat, als würde ich nichts merken, aber nach dem vierten Tanz ließ ich sie los und trat einen Schritt zurück. Dort, wo wir uns berührt hatten, spürte ich den Abdruck ihres warmen Körpers. Sie öffnete die Augen und lächelte. Ihr Blick war genauso schwermütig wie zuvor.
    Sie drehte ohne ein Wort um und steuerte den Ausgang an.Ich sah ihr nach, bis sie das Grundstück verlassen hatte. Ein Arm schlängelte sich um meine Taille. Nele drückte sich an mich und schob mich ins nächste Lied.
    »Sag mal, hast du alle eingeladen, mit denen du in der Zwischenzeit was hattest?«
    »Mor hat sie eingeladen. Es sind außerdem nur zwei, die eine ist gerade gegangen, und was die andere betrifft, da hole ich mir gleich mal Rokko und schmeiß sie raus.«
    »Vergiss das Biest nicht.«
    »Die zählt nicht.«
    »Warum?«
    »Erstens war ich betrunken, und zweitens habe ich dabei nur an dich gedacht.«
    Sie schnitt eine Fratze, aber ich zog es durch.
    »He! Wenn ich drüber nachdenke … Bei den anderen war es genauso. Also eigentlich war ich dir immer treu.«
    »Sei froh, dass ich meine Extypen nicht eingeladen habe.« »Och, ein paar Hollywoodstars hätten der Sache hier doch den letzten Schliff gegeben. Hätte gern gesehen, wie Georgie mit dem Biest klarkommt.«
    Ich grinste, aber sie schaute über meine Schulter in die Ferne, während wir uns langsam durch die Paare schoben.
    »Hörst du bitte damit auf ?«
    »Klar.« Ich drückte sie an mich. »Was soll’s? Wir brauchen hier eh keine Promis, wir haben doch uns – wir sind voll das Dorfpromipaar. Ich bin der heißeste Gitarrist auf einen Kilometer in der Runde und du, also, du bist bestimmt konkurrenzlos auf fünf Kilometern, wenn man das Biest außen vor lässt. Wir haben das Ding im Sack, Baby, das Dorf gehört uns!«
    Sie schielte zu meinem Glas.
    »Wie viele von den Dingern hast du getrunken?«
    »Ein paar«, gab ich zu. »Aber besoffen bin ich von dir, Baby. Wär ich als Kind in eine Tonne mit Methadon gefallen, ein Lächeln von dir wär mein goldener Schuss.«
    »Himmel!«, lachte Nele. »Du bist betrunken.«
    »Trunken von dir, Honigbiene.«
    Sie drückte sich an mich und brachte ihr Gesicht dicht vor meines.
    »Trotzdem trinkt mein Dorfrockstar jetzt nur noch Wasser. Wir wollen doch seine Karriere nicht schon vor dem Auftritt beenden, oder?«
    »Wir hätten proben sollen.«
    »Man kann nicht alles haben«, sagte sie.
    Da war ich anderer Ansicht. Ich drückte meine Lippen auf ihre, und schon rief uns Anita. Wenig später gingen wir auf die Bühne und checkten die Instrumente, dann halfen wir Mor hinauf. Der ganze Garten stimmte ein Geburtstagslied an. Rokko und ich hoben das Geschenk auf die Bühne und rollten es nach vorne zu Mor.
    Die Übergabe war einer jener magischen und irrealen Momente, an die man sich später mit einer Gänsehaut erinnert. Der Rollstuhl war in Geschenkpapier eingepackt und mit einer Riesenschleife versehen, man musste schon tot sein, um den Braten nicht zu riechen, aber Mor tat, als hätte sie keine Ahnung. Zu einem guten Spiel gehörten von jeher gute Mitspieler, und so riss sie das Papier unter Ahhhs und Ohhhs runter und strahlte mit den Gästen um die Wette, als der Rollstuhl zum Vorschein kam. Der Sturzhelm, den wir dazugelegt hatten, brachte einen Lacher. Jedem von uns musste sie ein paar Küsse aufdrücken. Rokko grinste blöde, und Mor ging ans Mikrofon.
    »Ihr Lieben …«
    Ihre Augen glitzerten, aber sie hielt sich gut und brachte es glatt über die Bühne. Sie dankte allen fürs Kommen, freute sich über das Fest

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