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Nevare 01 - Die Schamanenbrücke

Titel: Nevare 01 - Die Schamanenbrücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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schlecht?« Ich hörte, wie die Wut in ihm hochstieg.
    Ich hörte auch Rorys Verblüffung, als er einwand: »Ach, Spink, es sind doch bloß sechs Wochen. Noch zwei Wochen, und wir haben es hinter uns. Außerdem glaube ich, dass sie nach dem Zwischenfall am Fluss ein bisschen vorsichtiger geworden sind. Sie haben Nevare heute Abend nichts Schlimmes getan. Er hat bloß ein wenig gefroren und musste singen. Ich weiß nicht ei n mal, warum dieser Leutnant Tiber überhaupt eingeschri t ten ist. Sie haben sich doch bloß einen kleinen Scherz mit ihm erlaubt, mehr nicht. Oder hast du irgendeinen erns t haften Schaden davongetragen, Nevare?«
    »Nein. Es war nicht so schlimm. Aber ich hatte das Gefühl, dass es Tiber wichtig war, der Sache ein Ende zu setzen.«
    »Nun, in solchen Dingen ist er ziemlich empfindlich«, sagte Trist leise, als er sich zu unserer Gruppe gesellte. Er war im Dunkeln hinter uns aufgetaucht, bereits in se i nem Nachtgewand. Er setzte sich neben mich auf die steinerne Kaminumrandung und lehnte sich mit dem Rücken gegen den warmen Kamin. Er sprach mit solcher Kenntnis, dass sich sofort unser aller Aufmerksamkeit auf ihn richtete.
    »Warum?«, fragte ich ihn, nachdem er lange g e schwiegen hatte.
    »Nun, er ist halt so. Ich kenne ihn nicht so gut, aber ich habe gehört, wie sich die Freunde meines Bruders über ihn unterhalten haben. Er ist der Sohn eines neuen Edelmannes, wie wir auch, aber er ist ein absoluter Übe r flieger im Pionier- und Ingenieurwesen. Sogar vor Stiet, noch zur Zeit von Oberst Rebin, stand er ein paarmal kurz vor dem Rausschmiss. Und Rebin mochte ihn sehr und kannte seine Familie gut. Aber Tiber macht nun einmal gerne Wind, wenn er irgendwo Ungerechtigkeit wittert. Er weist immer wieder darauf hin, dass die Söhne von neuen Edlen nicht gerecht behandelt werden – hier oder wenn wir dann später zur Kavallerie kommen. Er sagt, wir bekämen immer die schlechteren Posten und machten langsamer Karriere als die Söhne von alten Edelleuten. Und weil er so ist, wie er ist, hat er ein gr o ßes Schaubild zu Papier gebracht, um seine These zu u n termauern, und es letztes Jahr als Teil seines Projektes in Militärrecht Rebin präsentiert.«
    »Ist das wahr?«, fragte ich.
    »Glaubst du, ich erzähle Unsinn?«, fragte Trist e m pört.
    »Nein, das meine ich nicht. Ich meine, ob es wahr ist, dass wir die schlechteren Posten kriegen und langsamer befördert werden.« Plötzlich war die Ungleichheit eine persönliche Angelegenheit geworden. Carsina wartete nur auf mich, wenn ich ihrem Vater zeigte, dass ich zu einem schnellen Aufstieg in der Lage war.
    »Natürlich ist es wahr, jedenfalls für die meisten von uns. Ich habe sogar gehört, dass das Regiment es ableh n te, Roddy Newel aufzunehmen, als seine Familie ihm ein Offizierspatent kaufen wollte. Es geht in solchen Dingen immer auch um Politik, Nevare. Wahrscheinlich b e kommt ihr draußen an der Grenze nicht so viel davon mit. Aber die von uns, die in Alt-Thares aufgewachsen sind, wissen das.« Er lehnte sich noch näher zu mir he r über. »Ist dir zum Beispiel noch nicht aufgefallen, d ass unser Unteroffizier alter Adel ist? Alle Kadettenoffiziere entstammen dem alten Adel. Sie stecken uns nie zu U n seresgleichen oder teilen uns Offiziere aus den Reihen der neuen Edelleute im zweiten und dritten Jahr zu. Alle Zweit- und Drittjährler in Haus Carneston sind von altem Adel. Nächstes Jahr, wenn wir Zweitjährler sind – glaubst du vielleicht, dass wir dann wieder hier sein we r den oder in einem der hübschen neuen Häuser? Nein, sie werden uns in Haus Sharpton unterbringen, auf der and e ren Seite des Geländes. Früher war das einmal eine Ge r berei, und genau so stinkt es auch. Dort sind alle Zweit- und Drittjährler von neuem Adel untergebracht.«
    »Wie kriegen sie die alle dort unter?«, fragte Gord e r staunt.
    »Alle?«, sagte Trist höhnisch. »Jetzt hör mal zu, Gord. Rory hat uns von dem sogenannten Aussortieren am A n fang des Jahres erzählt. Was glaubst du, wird da g e macht? Es geht dabei ganz einfach darum, dass mehr Söhne von altem Adel Offizier werden als Söhne von neuem Adel. Am Ende des ersten Jahres werden viele von uns schon nicht mehr hier sein. Das war schon schlimm genug, als Oberst Rebin noch das Sagen hatte. Ich habe gehört, dass Oberst Stiet am liebsten uns alle aussortieren würde.«
    »Aber das ist nicht gerecht!«, ereiferte sich Spink e r neut. »Er kann uns doch nicht einfach aus der Akademie

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