Nexus - Band 1
einmal… irgendwann… sein Freund gewesen war. Er wusste, dass er etwas fühlen hätte müssen... Schmerz, womöglich Reue, oder Trauer - aber da war nichts mehr, das dieser Schuss nicht schon aus ihm herausgerissen hatte, mit derselben knöchernen Klaue, der schon die Seele seiner Kameradin zum Opfer gefallen war. Nichts mehr… außer dem kalten, berechnenden Impuls erbarmungsloser Rache.
"Warum." Es war kaum mehr als ein Flüstern, das unter zusammengepressten Lippen entwich - und trotzdem sein Ziel mit der schneidenden Vehemenz eines Schwerthiebes bestrafte. Tom musste seinen Blick nicht heben um zu sehen, wie sein Gegner getroffen aus erstickter Kehle knurrend zusammenfuhr, bevor sich der Widerstand seines Geistes erneut sammeln konnte.
" Warum ?" Stingers abschätziges Lachen wirkte trotz seiner vergeblichen Versuche gedämpft und dunkel, obgleich es die Spur verdrängten Bedauerns darin noch immer mühelos überschattete. "Hätte ich gewusst wie einfach es ist… wäre sie heute ganz sicher nicht mehr in der Lage gewesen, deinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Aber keine Sorge - ich habe sie nicht viel weiter ins Jenseits geschickt als sie es ohnehin schon gewesen war."
Das perplexe Verwirrspiel zu vieler unverhoffter Fragen auf der Miene seines Gegenübers, welcher nur widerspenstig der einzig möglichen Erkenntnis wich, brachte einen Teil des selbstherrlichen Lächelns zurück in Sam Nevalles Gesicht.
" Jetzt hast du es verstanden." Stinger ließ die Waffe zurück in sein Holster sinken, gefangen in einer Überlegung, bevor er fortfuhr. "Manchmal glaube ich, dass sie es überhaupt erst ausgelöst hat… ihre so störrische Weigerung einfach wie ein braver Soldat zu sterben, als ihre Zeit gekommen war. Ich schätze ich sollte ihr deswegen wohl ein wenig dankbarer sein, meinst du nicht?" Er grinste Tom böse entgegen. "Nun, zumindest war es kurz und schmerzlos. Was dich hingegen betrifft …"
Tom Parkers Augenlicht kreuzte sich mit dem seines Gegenübers - von der Energie unerbittlichen Willens erstarkt, wie der Körper der es trug - und doch nur ein seichtes Kräuseln auf dem Spiegelsee der Realität, das nichts vom immer härteren Aneinanderklirren zweier psychischer Klingen verriet - einem Duell, das bereits entschieden sein würde noch bevor der erste Tropfen Blut aus den Wunden des Besiegten floss.
"… ich…" Stingers Stimme schwankte, mehr aus Verblüffung als wirklicher Überrumpelung, aber trotzdem berührt vom giftigen Tropfen eines Zweifels, der seinen Harnisch illusionärer Unverwundbarkeit unweigerlich schleichend begonnen hatte zu zersetzen. "… trotz deiner Verfehlungen, bin ich bereit dir noch eine Chance zu geben. Sag dich los von dem, was keinen Platz mehr hat in dieser Welt…" er sah hinab zu Falcon, bevor er Tom erneut fixierte "… und komm mit mir! Wenn dieser Mord nötig war, um dein wahres Selbst zu erwecken - dann bin ich bereit das…"
Schwäche. Würde sich das Ungeheuer selbst verschlingen, wenn es nur genug davon an seiner verdorbenen Hülle roch? Tom hatte nicht lange genug zu warten um es herauszufinden. Und ja - wie wahr, es mochte einen Mord benötigt haben um ihn endlich sehen zu lassen… seinen Weg, sein Ziel - und den zerschmetterten Körper des Häretikers, dessen Schicksal er bald zum zweiten, und endgültigen Male besiegeln würde.
"Kaplan…" begann Tom leise, hängend im Netz seiner Gedanken, die Silben des einzelnen Namens der über seine Lippen kam schwingend vor todbringendem, gerechten Zorn des nahenden Galoppierens apokalyptischer Reiter . " … letztlich war es sein Stolz, der ihn sein Ende akzeptieren ließ… freiwillig, oder nicht." Er ließ den Blaster mit einer beiläufigen Bewegung aus seiner Hand gleitend zu Boden fallen, bevor sich seine Aufmerksamkeit erneut auf das voller verkrampftem Misstrauen zerfurcht, verwundert-wütende Gesicht seines alten Kameraden richtete. "Wo ist dein Stolz geblieben?"
"Du nanntest uns Verräter - du, der Judas, der Zeit seines Lebens alles verraten hat woran sein schwacher Glaube scheiterte. Das Imperium, die TKB - und nun selbst die Legion…" Toms Hand schnitt über das Begräbnisfeld, dessen blutbesudelte Atrozität sie als Zeuge seiner Worte umgab. "… sieh dir an was aus ihnen geworden ist! Gesetzlose oder nicht - sie vertrauten dir, und du überantwortetest sie nichts als dem Wahnsinn und Tod…" Er ließ seinen Blick über die Fleisch gewordene Widerwärtigkeit der beiden nekrotischen Drohnen
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