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Nexus - Band 1

Nexus - Band 1

Titel: Nexus - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Enzberger
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wiederkehrender, bedrohlicher Geschmeidigkeit vor ihm in die Höhe türmte. "Soweit… kannst du nicht sein! Nicht jetzt! Wie… wie ist das möglich!?"

Tom Parker hörte ihn nicht. Die Selbstverständlichkeit mit der die Impulse seines Handelns am Zugriff seiner Gedanken vorbei in seine Glieder und Muskeln flossen, hatte ihn zu einem widerstandslos duldend faszinierten Beobachter seines eigenen Selbst reduziert, sicher und behütet vor dem psychischen Sturm der Außenwelt in der versiegelten Kapsel seiner Seele. Der Schmerz, die Sorge… ja sogar die Leere des Verlustes - all dies war mit einem Mal vorbei, nichts weiter zurücklassend als die erleichternde Gewissheit eines für ihn bereiteten Pfades.

"Du hast dich selbst verloren, Sam." Toms Zunge formte Laute außerhalb seiner Herrschaft - eine seltsam vertraute, gleichgültige und doch entschiedene Harmonik, wie er sie trotzdem noch nie vernommen hatte, obwohl es ohne Zweifel seine eigene Stimme war, die als ihr Medium fungierte. "Dich viel zu lange nur an deinem eigenen Wahnsinn genährt. Du bist außer Kontrolle… eine Gefahr... die ich nicht weiter tolerieren werde."

Was auch immer von der Person des Elitesoldaten unter den ausdruckslosen, perlenschwarzen Visierschlitzen seines versiegelten Helmes übrig geblieben war - ihr Durst nach Vergeltung reichte noch aus, um auch ohne den schweigenden Befehl zu reagieren, dessen psychische Essenz Tom wie eigenmächtig beflügelt aus seinem Geist entweichen spürte. Von der Wucht seines vorwärts stürmenden Körpers nur noch verstärkt schossen die Krallenarme des Marines eng parallel herab, bohrten sich mit der Leichtigkeit monomolekular geschärftem Metalls tief in den löchrig geschützten Brustkorb der nächststehenden Drohne und zerteilten ihren Torso, von einem einzigen, beidseitig horizontal reißenden Seitenschnitt zerfetzt, in zwei Hälften.

Paralysiert und zurückgestoßen von der seines Henkers, im fassungslosen Angesicht der zerspringenden Scherben seines einst makellosen, verspiegelten Kokons illusionären Wahnes, erstarb Sam Nevalles Schrei im Regen der ekelerregender, giftgrünlicher Substanzen, die aus den zusammenfallenden Überresten des nekrotischen Organismus sprühten, Gesicht und Uniform mit Millionen klebrig ätzender Tropfen übersäten. Und vielleicht zum ersten Mal in diesem Augenblick, in dem die Zeit für seine Wahrnehmung zu gefrieren schien, sah Tom seine Chance gekommen, um wirklich sehen zu können, was sich in den von den Spuren des Todes gezeichneten, leeren Augen dieses Wesens spiegelte, zu dem Stingers Schicksal ihn gezwungen hatte zu werden. Es war Furcht. Alles umschließende Furcht eines von ultimativem Verrat erschütterten Glaubens, welcher das Ende seiner unheiligen Allianz erlebte - verkündet von den unwürdigen Lippen eines besiegt geglaubten Feindes, der… nein. Toms Gedanken strauchelten, mit einem Mal unfähig ihren bis dato klaren Kurs fortzuführen. Der rasende Hass seines alten Freundes, dessen immateriell Gestalt gewonnene, dunkle Wogen, ungebremst von der verstörten Schwäche ihres Wirtes und selbst durch die physische Form des Marines hindurch, nach ihrem Feind schnappten und schlugen… auch wenn es sein Körper war, den sie scheinbar danach trachteten genauso wie die Seele darin mit ihren Fängen zu zerstückeln… sahen sie Tom nicht mehr.

Etwas anderes war nun dort, an seiner Stelle… etwas, gegen das ihm sein Instinkt befahl anzukämpfen, so wie er wusste dass es auch Falcons Wunsch gewesen wäre, die ihn nun nicht mehr zu schützen vermochte. Aber Tom konnte es nicht. Sein Willen war abgeschaltet, gezwungen zuzusehen… eingeschlossen von einer wunderschön lächelnden Mauer aus weißem Porzellan, an der die aufbegehrenden Fühler seines Geistes sanft hinabglitten, wann immer er sich dazu zwang sie zu erheben. Ein Beobachter des Ringens zweier Mächte, deren Naturen ihm noch immer unbegreiflich waren. Ein Werkzeug… wie der eiserne Krieger, der sein Todeswerk an Toms Stelle fortführte - eine Drohne, wiederbelebt um ihresgleichen zu erlösen… genau wie sie es werden würde, sobald ihre letzte Aufgabe in dieser Welt beendet worden war.

Diese Welt… die sich praktisch aus dem Nichts heraus so sehr um ihn herum verändert hatte. Tom registrierte diese ansich selbstständige Tatsache mit einer seltsamen Indifferenz, während er zusah wie sich die Vergeltung des Marines weiter über seinem Gegner entlud, Stinger von einem mächtigen Tritt getroffen

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