Nexus - Band 1
dornenbesetzte Fangarme aus seinem Körper wuchern ließen wie die Köpfe einer schattenhaften Hydra.
"Dann soll es so sein!" Stingers psychischer Schrei hämmerte sich selbst durch die schützenden Blockaden die ihn umgaben mit ungebremster Gewalt in Toms Gedanken. So wie er ihn hören sollte - genau wie das was ihm folgte. "Göttlich oder nicht. Heute, Marionette, werdet ihr beide sterben!"
Die Hydra schlug zu. Teuflische Tentakel, in ständiger Transition zwischen physischer und extradimensionaler Daseinsform pulsierend erhoben sich um auszulöschen was ihr Meister befahl. Tom Parkers Angst, sein gesamter, auf den Kampf und das Überleben trainierter Instinkt rüttelte und schlug gegen die Gitterstäbe seines Käfigs, verzweifelt um die Kontrolle eines Körpers kämpfend, der bis vor kurzem noch sein eigener gewesen war. Aber es war zwecklos. Wie magnetisiert stellte sich die verwundete sterbliche Hülle auf deren Unversehrtheit er vertrauen musste, ihrem übermächtigen Feind entgegen… und entließ abermals ein einziges, stummes Kommando über die Bewegung ihrer Hand - erweckte die mechanisch gesteigerten Reflexe des servogepanzerten Elitekriegers aus ihrer Trance. Knirschend ächzte der instabile Gitterrost unter dem Gewicht des Marines , als er seine gesamte Macht furchtlos gegen die Monstrosität seines Gegners warf. Bis auf einzelne Nanometer geschärfte Klingen fuhren in rasend schnellen, ausladenden Schnitten durch die wütend zuschnappende Masse unzähliger, schlangenähnlicher Hälse und Arme - ein Wirbelsturm aus Metall, der die Gestalt gewonnene, höllische Unwirklichkeit mit jedem seiner in Stücke reißenden Hiebe für ihr Sakrileg bestrafte, das sie in dieser Sphäre der Realität begangen hatten.
Aber wie hätten sie etwas töten können, das jede Definition des Lebens allein durch die Tatsache seines Seins verhöhnte? Tom Parkers Denken ergriff diese Erkenntnis die ihm so selbstverständlich zuteil wurde wie ein vorbeifliegendes Blatt im Wind, während er gleichzeitig aus nächster Nähe ausersehen war, Zeuge ihrer Bedeutung zu werden.
Tierisches Fauchen und das unheimliche Wirren hunderter, ineinanderkriechender, wurmartiger Gebilde steigerte sich zur Dissonanz einer maßlosen Wut, die an den erlittenen Schmerzen ihres Ursprunges nur noch weiter gewachsen war… mehr als genug um die dünne dimensionale Membran ein für alle Mal zu durchstoßen, die ihr bis zuletzt den vollständigen Zugriff auf die Wirkungsebene des materiellen Daseins verwehrt hatte. Die Fluttore des Subraumes öffneten sich - und ergossen den gesammelten Hass ihres pervertierten menschlichen Mediums über seinen Gegner. Wehrlos gefangen im Bestreben seinem Waffenbruder beizustehen zerrte Toms Geist an den festgefrorenen Muskeln seiner Arme und Beine, als der erste, flüssig wabernde schwarze Fangarm den auf ihn herabfallenden Krallenhandschuh des Marines noch im größten Moment seines Schwunges abfing und umschlang, die ganze enorme Kraft elektrisch stimulierter Fasern und Servomotoren mühelos negierte - nur im Sekundenbruchteil gefolgt von einem weiteren, und schließlich einer wild zuckenden Flut lebendig gewordener Mordlust, die das dicke Exoskelett ihres Feindes wie berauscht-aggressive Würgenattern umwickelten.
Er war zum Scheitern verurteilt. Kampfesmut, Willen und Stärke - all dies verblasste im Angesicht dieser von teuflischer Seele korrumpierten kosmischen Energien, die entschlossen waren das Leben dieses tapferen Mannes auszulöschen... der ob nun freiwillig oder nicht, zum Spielball seines fremdbestimmten Schicksals geworden war. Sein Widerstand, der sich noch immer gegen die ihn unbarmherzig fest packenden schwarzen Schlingen stemmte, deren titanischer Druck selbst die gehärtete Legierung seines Panzers mehr und mehr knirschend verformte, war bedeutungslos… und nie etwas anderes gewesen. Die verzweifelten Versuche eines Ertrinkenden das Wasser, das ihn langsam tötete, mit bloßen Händen von sich fortzustoßen - ohne seine Natur dabei im geringsten zu begreifen.
Tom jedoch verstand - seine Rolle genauso, wie die dieses bedauernswerten Soldaten, dessen Leid zum Element einer grausamen… aber vielleicht auch notwendigen Lektion geworden war. Stingers Glaube, dessen Überrest gemeinsam mit ihm selbst jetzt noch irgendwo hinter diesem abscheulichen Moloch aus pulsierend metamorphotischen Klauen, Zähnen und Fangarmen verborgen sein musste, war geschwächt und seine Illusion des einzig wahren
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