Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nexus - Band 1

Nexus - Band 1

Titel: Nexus - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Enzberger
Vom Netzwerk:
ohne seinem bewussten Denken Gelegenheit zu geben, die fatale Konsequenz daraus zu ziehen. Die zentimeterdicke und tonnenschwere Frachtluke des Orca verriegelte sich krachend, während der bauchige Rumpf seine breit längs der Flanken gezogenen, Atmosphärenstabilisatoren gemächlich in Flugposition herunterklappte.

Es war vorbei. Tom Parkers Geist stand still, doch der vernichtende Hass in seinem verdunkelten Herzen kannte keine Ruhe mehr… keine Kapitulation. Wenn er untergehen musste - würden sie es mit ihm gemeinsam tun. Tom erfasste die längliche Silhouette des Raketenwerfers, die jede Sekunde drohte in den Strahlwinkel des sich träge vorwärts bewegenden Schiffskörpers zur geraten. Ihr habt nicht gewonnen. Noch nicht!

Die Systeme des Orcas hatten ihre volle Kapazität fast erreicht. Tom wischte Furcht und Verzweiflung des unberührten Teils seiner Selbst beiseite, und ließ den räuberischen Instinkten des Virus freien Lauf. Wie von selbst aktivierten sich die Repulsoren des K31, katapultierten ihn hoch in den freien Hangarraum, während seine Hände noch im Wirbel eines schwerelosen Saltos mit traumwandlerischer Sicherheit nach der davongeschleuderten Waffe griffen, sie im Flug stabilisierten und ihren Zielsystemen erlaubten, mit denen des Anzuges zu fusionieren.

Ein Schuss im Magazin. Mehr würde er nicht brauchen. Binnen eines Lidschlages senkten sich die Erfassungsklammern der in den Helm projizierten Werferoptik auf die optische Signatur des ST-4, meldeten unmittelbare Bereitschaft zum vernichtenden Schlag. Aber Tom wartete. Die Bestie in ihm tobte und zerrte an den Ketten, die ihm Disziplin und Willenskraft ihres Wirtes auferlegten, beobachtete aus blutunterlaufenen Augen wie sich der Orca unter dem gedämpften Brüllen seiner Antriebe vom Boden des Hangars erhob und von einem mächtigen Stoß bläulich tobender Feuerstrahlen durch das zurückweichende Isolationsfeld in die ewige Finsternis verschwand. Nein. Niemand entkommt von diesem Schiff…

Niemand. Ein unsichtbares Zeichen brachte Bewegung in Tom Parkers stoisch bewegungslose Gestalt, ließ sie kopfüber in die Tiefe stürzen, bevor ihn eine blitzschnelle Serie kontrollierter Ionenschübe kurz vor dem Untergrund zurück zu einer erneut aufrechten Position verhalf. Sekundenbruchteile später entließ der Werfer sein todbringendes Geschoss - ein autonom gelenkter, strahlender Komet, der die vorsichtig manövrierenden Doppelsonnen des ST-4 mit der Beharrlichkeit eines übernatürlichen Bluthundes verfolgte. Toms Geist schwieg, während er durch die thermalen Sichtverstärker des K31 zusah wie ein greller Feuerball eines der Orca-Triebwerke in Stücke riss, den breiten Rumpf des Transporters aus seinem Kurs schleuderte - Augenblicke später erfasst, zerfetzt und augenblicklich mitgerissen von einem der vielen weiteren, im Schatten verborgenen Giganten, deren Flugbahn er es gewagt hatte zu kreuzen.

Vorbei… ja. Keine Gegner… keine Opfer mehr, die es zu zerstören galt. Tom lauschte dem flachen Rhythmus des Atems, der aus seiner Kehle in den engen, kühl temperierten Raum des Vollhelmes entwich. Mit einem Mal schien er fast so langsam, ruhig wie der Schlag seines Herzens - und dabei genauso trügerisch wie es die Stille war, die ihn nunmehr umgab. Einzig das nimmer müde Blinken der biologischen Kontaminationswarnung durchbrach die perfekte Inszenierung einer Illusion, der sich Tom Parker nur zu gerne hingegeben hätte. Dass alles in Ordnung - die Toten gerächt, und der Gerechtigkeit genüge getan worden war. Wie lange würde es wohl dauern bis es passierte? Tom dachte an Katarina, an die Verräter die er getötet hatte. Dasselbe Monster schlummerte nun in ihm. Würde er es bezähmen können, bis ihn Hilfe erreichte? Oder wäre das erste Blut das er gezwungen sein würde zu vergießen das seiner Retter?

Tom reagierte nicht, als er aus den Augenwinkeln sah wie das Schutzfeld der Hangartore ein letztes Mal flimmerte und verschwand. Ein leichter Strom entweichenden Restsauerstoffs begann, ihn mit sich, hinaus in den weiten Raum zu ziehen. Teile der breit gestreuten Wolke aus Trümmerstücken und kleineren Gegenständen kollidierten in regelmäßigen Abständen mit der Hülle der Servorüstung, jedoch schenkte ihnen Tom ebenso wenig mehr Beachtung wie der schon bald mehr als einen Kilometer hoch titanisch über ihm aufragenden Fassade des Schiffsrumpfes der "Aries IV", deren zweifelhaften Schutz er langsam treibend ein für alle Mal

Weitere Kostenlose Bücher