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Nexus - Band 1

Nexus - Band 1

Titel: Nexus - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Enzberger
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Treibens unzähliger Menschen an sein Gehör, und signalisierte ihm das baldige Ende seines einsamen Weges. Stimmen aus einer Vielzahl von Kehlen, schallende Rufe und Ansagen, aufgeregtes Wortgewirr, vereinzelte alles übertönende Pfiffe und das rauschend hochfrequente Klopfen einer wahren Heerschar von Stiefelpaaren auf dem glatten, harten Plaststahlbelag - das unverwechselbare Markenzeichen einer pulsierenden Schlagader der Zivilisation. Und Freihafen IV hatte sich angeschickt, diesem Titel voll und ganz gerecht zu werden, wie Tom durchaus positiv beeindruckt zugeben musste, als er sich schon wenige später von einem wahren Strom aus Menschen mitreißen ließ, der eine beeindruckend riesigen Mehrzweckpromenade mit seiner Masse bis an die Grenzen seines horizontalen Volumens vereinnahmte, deren Ausmaße in alle drei Dimensionen gut und gerne mit den mehreren Spuren eines größeren planetaren Verkehrsknotenpunkts konkurrieren konnten. Weite Säume gleißend bunter Neontafeln stachen aus allen Himmelsrichtungen in das überwältigte Auge des unbedarften Betrachters, angefüllt mit verheißungsvollen Werbebotschaften der verschiedensten Konsortien, Geschäfte und Kleinfirmen. Restaurants, Cafés, Diskotheken und Bars flankierten den eilig dahingleitenden Fluss aus potenzieller Kundschaft, nicht selten bereits voll besetzt und aus allen Nähten quellend.

Es war jedes Mal aufs Neue beeindruckend, was Zeit, menschliche Technologie und Raffinesse, sowie der dazugehörige Geschäftssinn aus einer heruntergekommen, winzigen Handelsstation am Rande der bekannten Welt in der Lage waren zu formen. Es musste mehrere Jahre her sein, seit Tom das letzte Mal seinen Fuß auf diese Promenade gesetzt hatte - und damals war es kaum mehr gewesen, als ein roher, blanker, und viel zu groß dimensionierter Verbindungstunnel, dessen wahren Zweck er nie richtig hatte einschätzen können. Nun wurde ihm langsam bewusst, warum der Ruf der Vierten im Bunde der Freihäfen mittlerweile in aller Munde war - und das mit durchwegs vergoldeten Silben. Noch schien dazu alles seinen normalen Gang zu gehen… zumindest konnte Tom keinerlei Spuren von Bedrückung oder Besorgnis in den Gesichtern der Menschen erkennen, die er um sich herum in schnellen Augenschein nehmen konnte, bevor ihn der Strom unweigerlich weiter mit sich trieb. Sie alle frönten den Gaben süßen Vergessens, die ihnen dargeboten wurden so gut sie konnten… nichts ahnend, so wie es schon einmal gewesen war, kurz bevor der giftige Biss der lauernden Schlange des Syndikats den gesamten Sektor gelähmt und beinahe in den Abgrund gerissen hatte.

Tom Parkers früheres Ich hätte es sicherlich als eine besondere Schande empfunden, dass er es sich im wahrsten Sinne des Wortes keine Sekunde leisten konnte, dem vergnüglichen Treiben des wahren Überflusses verlockender Vergnügungsangebote auch nur eine Sekunde beizuwohnen. Und das nicht nur, weil er jede einzelne Krediteinheit seiner Reserven dafür benötigte, selbst das Mindestmaß eines akzeptablen Lebensstandards aufrecht zu erhalten. Nein… all dieser bunte, quirlige Glanz, der sich in Toms Augen mit all seinen Facetten spiegelte, besaß keine wirkliche Bedeutung mehr für ihn. Er durfte sich nicht mehr als notwendig von ihm ablenken lassen.

Wenn er sich richtig erinnerte, kannte Tom die ungefähre Richtung, die er einschlagen musste, um zu dem zu gelangen, was hoffentlich auch jetzt noch die Zentralhalle für Registratur und Verwaltung war - ein zwingender Pflichtbesuch für jeden Neuankömmling, der vorhatte auf Freihafen IV irgend eine Form von Geschäft abzuwickeln. Und obwohl er nicht unbedingt zu den Kleinwüchsigsten seiner Gattung gehörte, war es zu keiner Zeit einfach, in der dicht gestaffelten, treibenden Menge genau auszumachen wohin man sich genau bewegte… von der nächsten, ausgefallenen Variation klassischer Sündenpfuhle einmal abgesehen, deren Neontafeln gut platziert unübersehbar über den Köpfen der Menschen hingen, und die gesamte Szenerie mit ihrem chromatischen Farbenspiel blendend illuminierten.

Es dauerte schließlich das geschätzte Minimum einer weiteren, halben Stunde des mühseligen Vorankämpfens durch etwas, das gut und gerne eine exotische Form zäh dahinfließender, lebendiger Haftmasse hätte sein können, bis Tom das erreichte, was er für den abzweigenden Verbindungstunnel der Verwaltungshalle hielt - obwohl er sich beileibe nicht sicher war, denn bereits die reine Geräuschkulisse des

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