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Nexus - Band 1

Nexus - Band 1

Titel: Nexus - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Enzberger
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unbeschwert fröhlichen Treibens rings um ihn herum machte jede Form klar in sich gerichteter Reflektion zur fast unmöglichen Belastungsprobe.
Doch sein Gefühl sagte ihm, dass es nicht mehr sehr viel weiter sein konnte. Selbst dieser riesige, verzweigte menschliche Bienenstock musste einen Anfang und ein Ende besitzen. Und sobald Tom seine wichtigsten Geschäfte mit der Registratur bereinigt hatte, würde er sich einen Ort suchen, an dem er zur Ruhe kommen und seine nächsten Schritte planen konnte. Toms Instinkt spürte die Präsenz des herannahenden Krieges. Er hatte nicht vor ihn unvorbereitet zu empfangen.

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"… und da geht er hin Ladies und Gentlemen, unser Top-Favorit, der Oberkracher, der Mann der Stunde, Pilot der Piloten, der große Kahuna und ganz nebenbei noch Namensvetter unserer bescheidenen Hütte - "Nachbrenner" Lucas Jones Jr. ist dort draußen um uns ein weiteres Mal mit Feuer und Eiern aus Stahl zu beweisen, dass es nur einen einzig wahren König aller spritsaufenden , durchgeknallten Hurensöhne dieser Galaxis geben kann! Schluckt Staub ihr Unwürdigen, fallt auf die Knie und betet zu euren Göttern dass ihr diesen…"

Tom Parker schüttelte den Kopf, und betrachtete die unheilvoll perlende, karmesinrot schimmernde Oberfläche des Getränks in seinen Händen mit der ihr angemessenen Portion Skepsis, während er gleichzeitig versuchte, den überhitzten Tenor des Ansagesprechers, der schon seit ein paar Minuten damit begonnen hatte, zusammen mit einer entsprechenden Bildübertragung aus sämtlichen Monitorsystemen der Lounge zu dröhnen, so gut wie möglich auszublenden. Selbst in diesen Zeiten gab es ihn also noch, den Kult um eine Bande von adrenalinsüchtigen Möchtegern-Raumjockeys, die in ihren aufgemotzten Kisten möglichst waghalsig durch unberechenbar tödliche Asteroidenfelder um die Wette bretterten , denen kein seriöser Pilot bei klarem Verstand auch nur einen Kilometer zu nahe kommen würde.

"Durchgeknallt" traf es hier schon sehr richtig, dachte Tom verächtlich und schätzte sein Glück im selben Moment um so mehr, sich an einem Tisch niedergelassen zu haben, der möglichst weit von der lärmenden Phalanx der Breitbild-Monitore, die über dem Tresen der Bar laut- und bildgewaltig um die Aufmerksamkeit der Gäste buhlten, entfernt war. Eines musste man diesem Kerl allerdings lassen, der dort irgendwo in einem Hinterzimmer aufgekratzt und an der Grenze der Heiserkeit in sein Mikrofon krächzte - er brachte es tatsächlich fertig, die Stimmung des kleinen Haufens missmutig in ihre Gläser stierenden Söldner und Freischaffender, die sich kreuz und quer, lose über den Raum verteilt an den Tischen niedergelassen hatten, mit seinem reißerischen wie überaus ergiebigen Vokabularmagazin im positiven Sinne ein klein wenig anzufeuern. Von den kaum besetzten Plätzen am Tresen der mit Giftampullen aller möglichen Sorten großzügig bestückten Bar, über die große Anzahl dunkel-transparent konzipierter Stehtischplätze bis in die entfernte Riege der gemütlichen Sitzarrangements an den Ausläufern und in den Eckbereichen der Lounge erwachten ehemals trübe Gesichter aus ihrem düsteren, stillen Brüten und fanden ihre Aufmerksamkeit magisch angezogen vom temporeichen Geschehen auf dem Bildschirm.

Tom musste zugeben, dass es zumindest einen Hauch von positiver Stimmung in diese melancholisch-düster beleuchteten Räumlichkeiten brachte, deren Ruhe und besinnliche Ausstrahlung er jedoch in jedem Fall vorzog, und auch froh darüber war sie noch größtenteils erhalten zu sehen. Der galaktische Standardtag näherte sich langsam seinem Ende zu, und es war ansich verwunderlich dass in einem renoviert wirkenden Etablissement wie diesem dieses Maß geringer Aktivität zu verzeichnen war.

Aber sei es wie es mochte, dachte Tom und nippte gedankenverloren an seinem Getränk - ein über viele Jahre fest etablierter Automatismus den er praktisch noch im selben Augenblick ausgiebigst zu bereuen begann, als sich ein dünner, ätzender Strom dieses ausgesprochen widerlich auf seiner Zunge und in seinem Gaumen brennenden Höllentrunks anschickte, mit quälender, zähflüssiger Gemächlichkeit Millimeter für Millimeter seiner Kehle in einen kochenden Lavafluss zu verwandeln. Tom unterdrückte ein reflexartiges, lautes Husten so

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