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Nexus - Band 1

Nexus - Band 1

Titel: Nexus - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Enzberger
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gut er es vermochte, schluckte heftig mit vor Ekel verzogener Miene und schob das noch randvoll vor sich hinblubbernde Getränk so weit er konnte von sich weg. Verdammt nochmal! Wer zum Teufel mixte nur so ein Zeug zusammen!? Ein Wunder dass es sich nicht augenblicklich durch die Wände des Glases ätzte.

Es hatte eine Zeit gegeben, in der Tom ohne zu Zögern zu dieser übermästeten, glatzköpfigen Parodie eines Barkeepers gegangen wäre, der dort vorne hinter seinem leeren Tresen versteckt seit einer guten Stunde vorgab ein und dasselbe Glas zu säubern, um ihm seine eigene, überteuerte Brühe samt des Behälters postwendend in den Rachen zu stopfen.

Toms Gemüt erhellte sich ein wenig im Zuge eines unwillkürlichen Lächelns über seine eigenen, ungewohnt losgelösten Gedanken, begleitet von einer schnell vorbeiziehenden Reminiszenz längst vergessen geglaubter Vergangenheit. Es war unter imperialen Offizieren nicht gerne gesehen, dass sie sich wie einfache Soldaten in allerlei diesbezüglichen Etablissements betranken, übermäßig miteinander fraternisierten oder anderweitige Vergnügungsdienste in Anspruch nahmen. Für Anwärter galt dies ohnehin doppelt - und somit hatte sich die ungestüme Seite in Tom Parkers damals noch erheblich impulsiverem, jungen Wesen schon sehr früh auf Nimmerwiedersehen von ihm verabschiedet. Eine Trennung, die er zu seinem damaligen Erstaunen niemals wirklich vermisste, auch wenn dies bedeutet hatte, eine ganze Zahl durchwegs außergewöhnlicher Erinnerungen mit ihr zu begraben.

Tom hätte niemals gedacht dass es so schnell gehen würde, bis er gezwungen war dasselbe mit den menschlichen Trägern dieser Erlebnisse zu tun. Katarina… Matt, Karl, der alte "Schrauber" Joe, Toms erster Mechaniker für viele seiner letzten Jahre. Sogar Hanson, den Tom bereute nicht schon viel früher besser kennengelernt zu haben. Gute Männer, Frauen… Kameraden. Die meisten von noch vielen weiteren waren gemeinsam mit der Aries und ihren havarierten Reaktoren in diesem Asteroidenfeld verglüht, andere irgendwo zwischen den Galaxien verschwunden, oder hatten sich von Recht und Gesetz abgewandt und den Preis dafür bezahlt. Tom blickte in die trübe reflektierende, flüssige Oberfläche in seinem Glas. Die unsteten Konturen des schattenhaften Ichs darin, das ihm aus leeren Augenhöhlen entgegenstarrte… sie wirkten seltsam passend. Tom Parkers Status, sein Titel, sein Kommando - alles für das dieser Offizier in glänzend bestückter Uniform einst gestanden hatte, war vorbei… und nicht mehr von Bedeutung. Was übrigblieb war ein einfacher Mann, der nach der Wahrheit - und Gerechtigkeit für die Untaten der Vergangenheit strebte.

Ein Söldner mit der Lizenz zum Abschuss. Ein Opportunist des Krieges, der seine Existenz mit dem blutigen Geschäft erhielt für das seine Talente einzig und allein geschaffen waren. Tom schüttelte den Kopf und widerstand gleichzeitig dem Reflex, den beißend-abscheulichen Inhalt seines Glases noch einmal in die Nähe seiner Lippen zu heben. Noch zwei Monate zuvor hätte er über jede Wahrsagung dieser möglichen Zukunftsvision nicht nur gelacht, sondern sie noch aus vollster Seele verspottet. Und nun… war er gezwungen genau das zu sein - sich den Gesetzen dieser ihm fremden Welt zu fügen, um seine Ziele zu erreichen… oder schlicht zu überleben.

Denn die Vorstellung selbst etwas Simples und Selbstverständliches wie Nahrung, Unterkunft oder medizinische Hilfe nicht frei zu seiner Verfügung zu wissen, mochte für einen Kernweltler undenkbar sein - hier draußen jedoch war sie Bestandteil täglicher, unerbittlicher Realität. Ganz anders als im Einflussbereich der TKB oder gar der imperialen Kernwelten, in der finanzielle Mittel mehr eine Art zusätzliche Vergünstigungsoption darstellten, bedeuteten Handelsgüter oder Krediteinheiten das knappe Lebensblut der Grenzterritorien, dessen selbst kleinster Tropfen dazu im Stande sein konnte, menschliche Existenzen über Jahre hinweg zu erhalten, oder binnen eines einzigen Tages auszulöschen.

Ein Mann ohne Geld, war ein Mann ohne Wert. Informationen, Dienstleistungen… Ausrüstung. Alles hatte auf dem freien Markt seinen Preis. Tom hatte schnell gelernt, sich dieser Tatsache anzupassen.

Die allein hierfür nötigen Finanzmittel sollten jedoch sogar ein wenig einfacher zu beschaffen sein, als er zuerst befürchtet hatte. Ex-Militärs, ganz besonders seines Kalibers, waren, so schien es, in der Söldnerbörse

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