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Nibelungen 02 - Das Drachenlied

Titel: Nibelungen 02 - Das Drachenlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander (Kai Meyer) Nix
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einmal versuchte der Krieger einen Ausfall, stach geradewegs vor, drehte die Klinge und zog sie flink nach oben. Nur um Haaresbreite verfehlte die Schwertspitze die Kehle des Ritters, der Krieger wurde von der eigenen Wucht nach vorne gezogen – direkt in das Schwert seines Feindes. Knirschend brach es durch den Schuppenpanzer und durchbohrte seinen Brustkorb.
    Gebannt und atemlos trat Mütterchen aus dem Dickicht. Sie hatten ihr Teil an Schwertkämpfen erlebt, gerechten und heimtückischen, aber selten hatte sie erlebt, daß zwei solche Giganten Seite an Seite stritten. Der Ritter war selbst mit verletztem Bein noch jedem Krieger ebenbürtig.
    Mit blutigem Schwert trat er auf Löwenzahn zu und betrachtete ihn düster mit seinem einzelnen Auge. »Ich sah Euch im Hof der Festung. Was treibt einen Hunnen in diese Gegend?«
    Ehe Löwenzahn etwas – zweifellos Ungeschicktes – erwidern konnte, ergriff Mütterchen das Wort: »Seid Ihr meinem Freund nicht einen Dank schuldig, Herr Ritter, bevor Ihr ihn befragt?«
    »Das bin ich«, gab der Mann zu, »doch mehr noch schulde ich Treue meinem Herrn, dem König. Und Etzels Hunnen sind seine Feinde.«
    »Ich bin kein Hunne«, widersprach Löwenzahn zornig. Mütterchen vermochte nicht zu sagen, ob seine Wut ein Überbleibsel des Kampfes war oder ob ihn das Verhalten des Ritters erzürnte. Beides bereitete ihr Sorgen.
    »Euer Aussehen straft Eure Worte Lüge«, sagte der Ritter. Um dennoch zu zeigen, daß ihm nicht an einem Kampf lag, packte er seinen Helm am Busch und zog ihn vom Kopf. Darunter kam ein hartes, nicht mehr ganz junges Gesicht zum Vorschein. Es war schmal, fast eingefallen, und mehrere Narben zogen sich über die Haut. Sein linkes Auge war von einer schwarzen Binde verdeckt.
    Löwenzahn funkelte ihn finster an. »Ihr wollt behaupten, daß ich lüge, Mann?«
    Der Ritter hob die Schultern. Sein Kragen aus Rabenfedern wallte auf und nieder. »Mir liegt nicht an voreiligen Schlüssen und weniger noch an einem neuerlichen Kampf. Ihr schuldetet mir Euer Leben, und nun habt Ihr möglicherweise das meine gerettet. Belassen wir es dabei.«
    Er schaute sich nach seinem Pferd um, während Mütterchen und Löwenzahn verwunderte Blicke wechselten. Der Ritter drehte sich um und eilte zu einer Schneise im Dickicht. Er fluchte, als er etwas im Unterholz entdeckte und mit weiten Schritten im Gesträuch verschwand.
    Als Mütterchen und Löwenzahn ihm folgten, sahen sie, wie er sich sorgenvoll über den blutenden Leib seines Rappen beugte. Das Tier lag auf der Seite im Dickicht und zuckte krampfend mit den Beinen. Der Schwertstreich eines Drachenkriegers hatte ihm die Seite aufgeschlitzt.
    Der Ritter erhob sich, schloß für einen Moment sein verbliebendes Auge, dann hob er sein Schwert und ließ es kraftvoll in den Körper des Pferdes gleiten, mitten hinein ins Herz. Das Tier schnaubte ein letztes Mal, dann war es von seiner Qual erlöst.
    Wortlos trat der Ritter an den beiden vorbei auf den Weg. Sein Gesichtsausdruck kündete von Trauer und Zorn, und selbst Löwenzahn zog es in diesem Augenblick vor zu schweigen.
    Der Ritter schien einen Moment lang ungewiß, wie es weitergehen sollte, dann sagte er: »Verkauft mir Euer Pony.«
    Es war keine Frage, sondern ein Befehl. Und er machte Mütterchen wirklich zornig.
    »Wo denkt Ihr hin? Dieses Pony ist mein Freund.«
    »Dann hat es einen Namen?« fragte der Ritter und trat auf Rohland zu.
    »So ist es«, bestätigte Mütterchen, ohne ihn indes zu verraten.
    Der Ritter beugte sich an das Ohr des Ponys und flüsterte etwas hinein. Rohland stampfte mit einem Vorderhuf auf und wieherte.
    Löwenzahn sah einfältig drein. »Kann denn jeder hier mit Tieren sprechen?«
    Mütterchen stapfte vor und schob sich erbost zwischen Rohland und den Ritter. Jener schaute sie erst drohend, dann belustigt an. Doch sein Lächeln währte nur einen Augenblick, dann wirkte er wieder so finster wie zuvor.
    »Wollt Ihr Euch gegen einen Freund des Königs stellen?«
    »Wollt Ihr eine wehrlose Alte erschlagen?«
    Der Ritter legte verwundert den Kopf schräg. »Ihr appelliert an meine Ehre?« Plötzlich lachte er schallend. »Verzeiht, aber damit seid Ihr an den Falschen geraten. Meine Ehre ist soviel wert wie Eure greisen Knochen.«
    »Mir sind sie einiges wert.«
    »Daran zweifle ich nicht.«
    Löwenzahn stand da und überlegte, ob er dazwischengehen sollte. Er kam jedoch zu dem Schluß, es nicht zu tun; die Wortgefechte überließ er besser Mütterchen.
    Sie

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